Ulli fragt… #6 – Denise Diehl | LernWelt Hund Rheine

von Ulrike Seumel

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Es wartet ein spannendes Thema auf euch, denn Denise Diehl hat mir einige Fragen beantwortet. Besonders interessant ist es für alle, die als Trainer oder Trainerin arbeiten. Aber auch, wenn du nur Hundehalter*in bist, findest du im heutigen Interview viele Antworten auf die Frage, was eine gute Hundetrainer*in neben Hundetraining noch braucht.  

Huhu Denise! Ich freue mich, dass du jetzt dabei bist und bereit warst, mir ein paar Fragen zu beantworten.

Bitte stelle dich meinen Leser*innen zu Beginn kurz vor.

Hallo Ulli! Ich freue mich, dabei zu sein – danke dafür!

Seit fast 20 Jahren arbeite ich als „Menschentrainerin“ 😉 in der Schule und inzwischen leite ich ein großes Berufskolleg in Nordrhein-Westfalen. Vor gut elf Jahren habe ich meinen Hund, Moritz, aus dem Tierheim zu mir genommen.

Damit ging alles los: Moritz war nicht mein erster Hund, aber der erste, der mich wirklich vor richtige Herausforderungen gestellt hat, denn er war extrem leicht erregbar und ausgesprochen jagdfreudig. Also begab ich mich auf die Suche nach Hilfe und musste mich durch den Angebotsdschungel von Hundevereinen und -Trainer*innen kämpfen, bevor ich mich dazu entschloss, mich selber im Bereich Hund fortzubilden.

 

Du berätst Menschen, die professionell Hundehalter*innen beim Training mit ihren Vierbeinern begleiten. Wie bist du dazu gekommen?

Bei meiner Suche nach einem geeigneten Training für mich und meinen Hund habe ich feststellen müssen, dass es oft daran haperte, dass die Trainerinnen und Trainer zu sehr auf ihre Methodik und ihr Konzept geschaut haben und dabei nicht ausreichend darauf geachtet haben, was ich, die Zweibeinerin, überhaupt leisten kann und will. Manche Vorgehensweisen haben mich einfach überfordert – so konnte Training nicht gelingen. Aber selbst das wurde nicht immer erkannt. Und dann kam die Aufforderung: „Lein‘ den Hund mal ab!“… und weg war er! Das hat mich alles sehr frustriert und z.T. auch wirklich geschockt.

Da ich selbst aus einem lehrenden Beruf komme, konnte ich, nachdem ich Abstand genommen hatte, sehr klar analysieren, warum diese Trainings keinen Erfolg haben konnten und es wurde mir ein besonderes Anliegen, Hundetrainer*innen für das Feld „Menschentraining“ zu sensibilisieren und sie dazu zu schulen. Daraus ist das Projekt LernWelt Hund entstanden.

In welchen Bereichen unterstützt du Trainer*innen für Menschen mit Hunden?

Wesentlich sind zwei Bereiche: Einmal geht es rund um das Lernen – wie kann ich Inhalte und praktische Anleitungen so planen und vermitteln, dass Mensch sie annimmt und folgt, motiviert bei der Sache ist und im besten Fall auch noch Spaß dabei hat? Der Schlüssel dazu liegt u.a. auch in der Kommunikation – und das ist der zweite große Bereich, zu dem ich Trainings anbiete. Darunter lässt sich viel fassen – von den theoretischen Grundlagen gelingender Gesprächsführung bis hin zum konstruktiven Umgang mit Konflikten. Hierzu bekomme ich auch die meisten Seminaranfragen, weil das alle in ihrer Berufspraxis als schwierig empfinden.

Welchen Stellenwert sollte dein Arbeitsbereich bei Hundetrainer*innen und ihrer Weiterbildung haben und wie sieht es gerade in Wirklichkeit damit aus?

Wissensvermittlung und Kommunikation mit der Zweibeiner*in sind das A&O für gelingendes Hundetraining. Angeleitet wird der Mensch, den man befähigen will, sich künftig auf eine bestimmte Weise dem Hund gegenüber zu verhalten. Insofern sollten Hintergrundwissen zu diesen zwei Bereichen und konkrete praktische Übungen zum Training mit Menschen in jeder Ausbildung einen genauso großen Stellenwert wie die Wissensvermittlung in Sachen Hund haben. Denn die Trainer*innen scheitern in der Regel nicht am Hund, sondern am Menschen. Eben weil sie es auch nicht gelernt haben, denn diese Bereiche spielen immer noch in den Ausbildungen eine völlig untergeordnete Rolle oder kommen nur isoliert oder mitunter auch leider vereinzelt auch gar nicht vor.

Warum spielen Kommunikation und Didaktik so eine große Rolle für ein erfolgreiches Training? Und was ist der Schlüssel zu einer gelungenen Kommunikation?

Am Herzen liegt mir vor allem die Arbeit an der eigenen Haltung: Sowohl für zielführende Lernprozesse als auch für gute Kommunikation ist die Sicht auf die andere und meine Art, ihr zu begegnen, entscheidend! Wenn ich mit Menschen arbeite, muss ich sie annehmen und wertschätzen können. Nur in einer Atmosphäre der Zugewandtheit und des Vertrauens lässt sich gut und nachhaltig lernen. Über die richtige Einstellung kann man viel bewegen, wenn man bereit ist, an sich zu arbeiten und sich auf andere wirklich einzulassen. Denn auch für die Wissensvermittlung gilt: Erfolgreich bin ich, wenn ich mein Training individuell auf die Bedürfnisse meines Gegenübers anpassen kann. Dazu braucht es Empathie, Flexibilität und – das klingt jetzt vielleicht pathetisch – Menschenliebe.

Von vielen Trainerkolleg*innen höre ich, dass sie die Arbeit mit den Hunden oft angenehmer finden als mit den Menschen. Hast du eine Erklärung, warum das so ist?

Hunde sind viel leichter zu trainieren. Eben auch, weil sie nicht so komplex denken und handeln wie Menschen. Man muss in der Zusammenarbeit mit Zweibeinern viel mehr Dinge beachten. Auf Artgenossen reagieren wir zudem anders als auf Hunde: Ich unterstelle einfach mal, dass alle Hundetrainer*innen Hunde mögen und deshalb den Beruf ergriffen haben. Es ist aber ungleich schwieriger zu sagen: Ich mag alle Menschen. Da werden die meisten wohl sofort zig Ausnahmen benennen können: „Ich mag solche Typen nicht, die…“. Aber auf genau diese Persönlichkeitszüge treffen wir im Training und müssen damit umgehen lernen.

Und wie kann ich als Trainerin, wenn ich so empfinde, das Steuer wieder rumreißen?

Der erste Schritt ist: Selbsterkenntnis. Wenn ich schon klar erkannt habe, dass das Problem bei mir liegt und nicht nur beim Gegenüber, dann ist schon viel erreicht. Es braucht jetzt nur noch die Bereitschaft und den Mut, an sich zu arbeiten und sich entsprechende Unterstützung zu holen. Das ist übrigens ein langer Prozess – so ein Seminar zum Thema Kommunikation kann ein guter Auftakt sein, aber danach muss sich vieles erst setzen und sich zu eigen gemacht werden. Auch deshalb würde ich mir wünschen, dass es bessere Trainer*innenausbildungen gibt, die tatsächlich in diesem Bereich begleiten und nicht nur einmal kurz schulen und damit das Thema als erledigt betrachten. Es bleibt eine ständige Aufgabe, hier an sich zu arbeiten und sich weiterzuentwickeln.

Kannst du mir drei Tipps verraten, wie ich als Hundetrainerin meinen Kund*innen Lerninhalte am besten vermitteln kann?

Wenn ich es auf drei Dinge reduzieren soll, dann ist es erstens wichtig zu wissen, was das gemeinsame Trainingsziel ist. Das klingt banal, aber der Teufel steckt hier im Detail, denn es setzt voraus, dass die Erwartungshaltungen von Kund*in und Trainer*in abgeglichen und der Realität angepasst werden. Das ist ein äußerst kommunikativer Prozess, der dahinter steckt, und das ausgehandelte, gemeinsame Ziel muss unbedingt transparent gemacht werden. So nimmt man Menschen auch mit, denn Thema ist hier auch die Motivation! Die Kund*in steht dabei im Mittelpunkt und das wäre schon mein zweiter Ansatz: Gutes Training geht nur individuell, auf die Persönlichkeit, die Wünsche und Fähigkeiten des Menschen abgestimmt – das heißt: Ich muss meinen Trainingsplan in Sachen Vorgehen und Zeit an das jeweilige Mensch-Hund-Team anpassen. Auch eigentlich banal, aber in der Praxis doch oft vernachlässigt! Dabei ist das gar nicht so schwer, wie es zunächst aussieht.

Und last but not least: Nur wenn Lernen Spaß macht oder befriedigend ist und anschaulich und mir verständlich ist, werde ich als Lernende nachhaltig davon profitieren. Mit Spaß ist dabei nicht unbedingt gemeint, aus jedem Training einen Comedy-Auftritt zu machen, sondern es geht darum, dass ich mich als Lernende an- und ernstgenommen fühle, mich selbstwirksam erlebe und mit positiven Emotionen wieder nach Hause gehe. Eigentlich alles ganz einfach! 🙂

Die drei Geheimnisse für ein gelungenes Training mit dem Menschen

  1. Das Trainingsziel gemeinsam mit der Kund*in formulieren.
  2. Das Training auf die Persönlichkeit, die Wünsche und die Fähigkeiten der Kund*in anpassen und im Trainingsplan berücksichtigen.
  3. Lernen muss anschaulich und verständlich für die Kund*in stattfinden, damit sie mit positiven Gefühlen und gestärkt nach Hause geht.

Hast du noch einen Buchtipp für meine Leser*innen, wenn sie tiefer eintauchen wollen?

In Sachen Didaktik und Kommunikation besucht man am besten Seminare. Es gibt einfach Dinge, die kann man nicht aus Büchern lernen. Aber um ein Grundverständnis für die Problematik zu bekommen, kann man gut Gerhard Roth lesen. Ich schätze an ihm besonders, dass er breit aufgestellt ist – er arbeitet heute als Hirnforscher, hat aber auch ein geisteswissenschaftliches Studium absolviert und deshalb einen weiten Blick. Seine Bücher sind dennoch auch für Laien leicht verständlich und ich empfehle besonders „Persönlichkeit, Entscheidung und Verhalten – warum es so schwierig ist, sich und andere zu ändern“. Das sensibilisiert für das Thema und benennt Lösungsansätze.

Gerhard Roth „Persönlichkeit, Entscheidung und Verhalten – warum es so schwierig ist, sich und andere zu ändern“ bei Amazon

 

 

Denise Diehl ist hauptberuflich Leiterin eines Berufskollegs in NRW. Ihre besondere Beziehung zum Thema Hund wurde angeregt durch ihren Mix Moritz, der vor neun Jahren aus dem Tierheim zu ihr kam.

Seitdem hat sie sich intensiv auch im Bereich Hundeerziehung und -training fortgebildet.

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Über die Autor*in

Ulrike Seumel

Ulrike Seumel ist Trainerin für Menschen mit Hund, Coach, Autorin und Gründerin von Dog It Right.

Mit Dog It Right begleitet sie Menschen und ihre Hund auf dem Weg zu einem glücklichen und unbeschwerten Leben.

Ihr Team und sie trainieren Hundehalter*innen, damit diese wissen, wie sie mit ihrem Hund umgehen. Die Menschen sollen Probleme erkennen, verstehen und lösen können. Dabei trainieren sie immer mit den Bedürfnissen und Stärken von Mensch und Hund.

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Überall, wo es Bücher gibt.

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