Darf mein Hund mal Hallo sagen?

von Ulrike Seumel

Äh, nö! – Wer kennt es nicht, die typische Frage unter Hundehalter*innen? Obwohl, irgendwie kommt diese Frage meist erst, wenn es eh schon passiert ist. Zumindest geht das uns oft so. Wir laufen mit unseren angeleinten Hunden mit knallorangefarbenen Leinen durch die Welt und gehen zur Seite, sobald wir die andere Hundehalter*in und ihren freilaufenden Hund sehen. In Luft auflösen ist nicht möglich.

Die Hundehalter* in steuert direkt auf uns zu und wir lassen unsere Hunde mit dem Rücken zum Weg absitzen, damit der fremde Hunde so einfach wie möglich an uns vorbeilaufen kann. Als die Hundehalter*in schon fast vorbei ist, nutzt ihr Hund seine Chance zum Schnüffeln und über ihre Lippen kommen noch schnell die Zauberworte: “Dürfen die sich mal Hallo sagen?”.

Unsere Antwort können wir uns sparen, denn es passiert schon – aber zumindest hat sie gefragt. Wahrscheinlich hat die Hundehalter*in schon gemerkt, dass das gerade nicht so passend ist und unsere Gesichter sprechen Bände.

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Wo ist das Problem?

Hunde sind sehr soziale Lebewesen und können gut mit anderen Hunden zusammenleben. Und ja, Hunde sind auch sehr anpassungsfähig – aber mit einem oder mehreren Hunden zusammenzuleben und sich an Situationen anpassen zu können, bedeutet nicht, dass der Kontakt zu fremden Hunden immer passend und angenehm ist.

Ich als Mensch komme auch gut mit meinen Artgenossen zurecht und auch ich lebe mit einem männlichen Artgenossen freiwillig zusammen und ich finde es toll – dennoch würde ich nicht jedem Mann, den ich treffe, die Hand schütteln, um dann einen Kaffee mit ihm zu trinken und die Telefonnummern auszutauschen. Natürlich hinkt dieser Vergleich ein wenig, aber dennoch verstehst du sicher, was ich meine.

Warum passt Hallo sagen nicht immer?

  1. Würdest du dein Gegenüber begrüßen wollen, wenn er dich mit hasserfülltem Gesicht ansieht, seine Mundwinkel bis auf den Boden reichen und seine Augen blitzen? Wahrscheinlich würdest du weggucken und schnell das Weite suchen. Auch Hunde haben mal einen schlechten Tag oder leiden unter Schmerzen. An solchen Tagen sind sie nicht gut auf Artgenossen und sicher auch nicht auf andere Menschen zu sprechen. Oder der Hund leidet unter einer Krankheit. Die Halter*in des Hundes kann das in den meisten Fällen am besten einschätzen. Diese Einschätzung und Entscheidung seinem Hund zu überlassen, kann aber schiefgehen.
  2. Es soll Hunde geben, die keine guten Erfahrungen mit anderen Hunden gemacht haben oder warum auch immer keine Fans von Artgenossen sind. Auch diese Hunde sollten sich im öffentlichen Raum bewegen dürfen und das geht nur, wenn keine plötzlichen Hallosager auftauchen.
  1. Oder der Mensch trainiert und übt mit seinem Hund – auch da sind Störungen durch fremde Hunde, die kurz Hallo sagen wollen, nicht angebracht. Ich persönlich rate dann auch davon ab, sich von hinten an das Hund-Mensch-Team anzuschleichen, damit der eigene Hunde Hallo sagen kann.
  1. Eine Hündin ist läufig. Da es genug Hunde in Tierheimen gibt, solltest du nicht zu noch mehr beitragen. Und auch jemand mit einer läufigen Hündin muss nicht auf dem Mond Gassi gehen, um niemanden zu stören. Auch wenn eine läufige Hündin nichts auf einer Hundewiese verloren hat.
  1. Die Halter*in mag gerade nicht oder hat andere Gründe, wegen denen Hallo sagen nicht passt. Für mich persönlich spielt es keine Rolle und ich akzeptiere die Entscheidung. Und solange mich niemand nach meiner Meinung fragt, bewerte ich das auch nicht. Aussagen wie “Oh, der arme Hund, der darf nie spielen.” wirst du von mir nicht hören und ich finde solche Aussagen auch nicht angebracht.

Es gibt gute Gründe, warum grenzenloses Hallo sagen nicht immer passend ist. Doch wie kannst du dich verhalten? Denn ich finde, mit gutem Beispiel voranzugehen, ist immer die beste Option.

Hallo sagen – ja oder nein?

Wenn du mit deinem Hund unterwegs bist und du eine andere Hundehalter*in wahrnimmst, check als erstes, ob der Hund angeleint ist. Wenn ja, dann nimm deinen Hund auch an die Leine oder gehe zur Seite und lass deinen Hund warten. (Allerdings nur, wenn dein Hund das kann, ansonsten hilft immer eine Leine.)

Ist der andere Hund ohne Leine unterwegs, dann schau wie die andere Hundehalter*in agiert. Hat sie dich und deinen Hund gesehen und lässt ihren Hund einfach laufen, dann ist Hallo sagen sicher kein Problem – zumindest hat die Hundehalter*in keins damit. Wenn ich das wahrnehme, lasse ich meine Hunde auch einfach machen.

Wenn ich sehe, dass meine Hunde Mühe mit der Begegnung haben oder dass es nicht passen könnte, dann leine ich an und gehe zur Seite. Je nach Hund bitte ich dann die andere Hundehalter*in freundlich darum, dass sie ihren Hund bei sich behält oder anleint. Aber ich muss sagen, dass es viele Hunde gibt, die in so einem Fall von alleine vorbeigehen und gar kein Interesse an uns haben – dank sechs Jahre hauptberuflichem Hundetrainerinnen-Dasein sehe ich das den Hunden an bzw. erkenne es an ihrem Verhalten.

Wenn ich sehe, dass der fremde Hund Mühe mit der Begegnung mit meinen Hunden hat, gehe ich auch zur Seite mit meinen Hunden – da kann ich einfach nicht anders. Und ich lebe nie nach dem Motto: “Da muss er durch.” Fremde Hunde kann auch ich nicht einschätzen, denn woher soll ich wissen, wie ein Hund in den nächsten Sekunden reagieren wird? In die Zukunft schauen kann ich nicht.

Fazit

Ob Hallo sagen passt oder nicht, ist immer situationsabhängig und es hängt nicht nur von deinem Hund und dir, sondern auch von deinem Gegenüber ab. Und glaube mir, Hunde überleben es – auch wenn sie nicht jedem anderen Hund Guten Tag sagen dürfen.

Wenn du der Meinung bist, dass dein Hund nicht jeden anderen Hund auf der Welt begrüßen muss, dann teile diesen Artikel. Je mehr Menschen ihn lesen, umso harmonischer und entspannter wird das Gassigehen mit unseren Hunden.

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Über die Autor*in

Ulrike Seumel

Ulrike Seumel ist Trainerin für Menschen mit Hund, Coach, Autorin und Gründerin von Dog It Right.

Mit Dog It Right begleitet sie Menschen und ihre Hund auf dem Weg zu einem glücklichen und unbeschwerten Leben.

Ihr Team und sie trainieren Hundehalter*innen, damit diese wissen, wie sie mit ihrem Hund umgehen. Die Menschen sollen Probleme erkennen, verstehen und lösen können. Dabei trainieren sie immer mit den Bedürfnissen und Stärken von Mensch und Hund.

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