Der Grund, warum du mit Markersignalen besser trainierst

von Ulrike Seumel

Hunde kommunizieren über Körpersprache, Menschen über ihre Stimme. Es ist schwer für dich, deinen Hund nachzuahmen. Deine Sinne funktionieren nicht wie die deines Hundes. Deine Nase arbeitet nicht so gut, mit Pheromonen kannst du rein gar nichts anfangen. Dein Hund bewegt sich auf vier Pfoten durchs Leben und du auf zwei Beinen.

Es ist unmöglich, sich als Mensch wie ein Hund zu verhalten. Wenn du es versuchst, wirst du deinen Hund oft verwirren.

Hund und Mensch müssen eine gemeinsame Sprache finden. Da bist du gefragt, denn dein Hund ist und bleibt ein Hund. Ich kommuniziere im Training mit meinen Hunden über Markersignale.

Warum du unbedingt Markersignale im Training nutzen solltest, erfährst du in diesem Text.

Was ist ein Markersignal?

Ein Markersignal vermittelt deinem Hund eine Information. Es sagt ihm genau, was er zu erwarten hat.

Es gibt zwei Arten von Markersignalen.

  • Ein positives Markersignal – es sagt deinem Hund, dass er etwas Angenehmes zu erwarten hat, was ein Bedürfnis befriedigt.
  • Ein negatives Markersignal – es sagt deinem Hund, dass er etwas Unangenehmes zu erwarten hat oder dass etwas Angenehmes ausbleibt oder ihm weggenommen wird.

Du weißt, dass ich im Training auf positive Verstärkung setze und ich arbeite deshalb in allen Bereich mit einem positiven Markersignal.

Wo kommen Markersignale her?

Karen Pryor (Positiv verstärken – sanft erziehen) hat die Arbeit mit Markersignalen bei Tieren weltweit bekannt gemacht.

In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts begann sie, Delfine mit einem positiven Markersignal zu trainieren. Sie nutzte einen Pfiff als Markersignal. Die Delfine lernten, dass nach jedem Pfiff ein Fisch folgte. Zeigte ein Delfin ein erwünschtes Verhalten, folgte der Pfiff und danach seine Belohnung. Die Delfine lernten so schnell, dass Karen Pryor es bei anderen Tierarten einsetzte.

Karen Pryor verstand, dass der Einsatz von unangenehmen Konsequenzen nicht erfolgversprechend ist. Delfine verweigern bei unangenehmen Konsequenzen sofort die Zusammenarbeit. Andere Tiere reagieren bei unangenehmen Konsequenzen schnell mit Aggressionsverhalten, um sich zu schützen.

Als Markersignal kannst du einen Clicker oder ein kurzes, prägnantes Wort nutzen, wie CLICK, TAC, TOP, JEP … Es hilft deinem Hund, das Markersignal aus dem ganzen BlaBla des Alltags herauszuhören.

Positive Markersignale im Training zu nutzen, hat weitreichende Folgen, die dir den Alltag und das Training erleichtern.

Eindeutige Kommunikation

Ein Markersignal vermittelt deinem Hund die Information, was er zu erwarten hat.

Das positive Markersignal sagt ihm, dass er eine angenehme Belohnung bekommt. Es schafft eine Brücke für deinen Hund zwischen seinem Verhalten und der Belohnung, damit kann er die Belohnung seinem Verhalten zuordnen.

Du markierst sein Verhalten punktgenau und kennzeichnest eine Stelle im Verhalten so eindeutig wie eine Stelle in einem Text mit einem farbigen Stift.

Verwendest du immer verschiedene Wörter, mit denen du deinen Hund lobst, kann dein Hund die Belohnung nicht eindeutig zu ordnen. Es ist wichtig, ein positives Markersignal aufzubauen und eindeutig im Alltag und Training zu verwenden. Du schaffst damit den wichtigsten Teil der gemeinsamen Fremdsprache mit deinem Hund.

Durch das Markersignal beschleunigst du das Lernen deines Hundes und vermeidest Missverständnisse.

  • Mein positives Markersignal TAC sagt meinen Hunden, dass eine Belohnung kommt.
  • Gebe ich es nicht, wisse meine Hunde, dass keine Belohnung kommt.

Markersignale kannst du vielfältig einsetzen. Sie sind leicht anwendbar und reproduzierbar – auch bei Menschen und anderen Tierarten.

In unserem Onlinekurs „Kommunikation mit Markersignalen“ lernst du, wie du ein Markersignal aufbaust und es schaffst, es in deinem Alltag einzusetzen.

Besseres Timing

Wenn du deinem Hund etwas beibringen möchtest, brauchst du ein gutes Timing, ansonsten wird dein Hund dich nicht verstehen. Ein gutes Timing ist Pflicht, nicht nur bei dem Einsatz von Markersignalen.

Die Belohnung sollte schnell erfolgen. Hat dein Hund ein erwünschtes Verhalten gezeigt, sollte im Alltag die Belohnung 1 bis 3 Sekunden später erfolgen. Nur mit einer Sekunde bist du auf der sicheren Seite. Das ist schwer umzusetzen.

Stell dir vor, du rufst deinen Hund ab, der gerade einen Hasen jagt. Dein Hund unterbricht sofort die Jagd und kommt zu dir gerannt. Du willst ihn belohnen, aber du musst sein Spielzeug erst aus dem Rucksack holen. Während du das Spielzeug auspackst, springt dein Hund an dir hoch, bellt oder geht dann schnüffeln. Die Chance, den Rückruf zu belohnen, ist lange vorbei und du ärgerst dich im schlimmsten Fall über das Anspringen.

Mehr Zeit

Ein Markersignal verschafft dir mehr Zeit zum Belohnen und du markierst genau den richtigen Moment.
Wenn dein Hund zu dir kommt, kannst du das Zurückkommen markieren und hast danach bis zu drei Sekunden Zeit, mit der Belohnung zu beginnen. Der Beginn deiner Belohnung ist das Auspacken des Spielzeugs. Kann dein Hund darauf nur schwer warten, dann lobe ihn, während du das Spielzeug auspackst, und überbrücke damit die Zeit. Außerdem kannst du mit deinem Markersignal gutes Verhalten einfangen. Zeigt dein Hund gutes Verhalten, nutzt du dein Markersignal und eine Belohnung, um dieses Verhalten hervorzuheben. Das Gehirn deines Hundes wird ein Sternchen an dieses Verhalten machen und es im Alltag öfter anbieten.

Wie du deinem Hund mehr Sicherheit gibst

Du fragst dich, wie ein Markersignal deinem Hund Sicherheit geben kann? Ganz einfach – er weiß, was er zu erwarten hat. Zu wissen, dass etwas Angenehmes folgt, löst ein fantastisches Gefühl aus. Dein Hund ist sich sicher, dass es ihm gut gehen wird.

Das schafft Selbstvertrauen. Dein Hund lernt, wie er Probleme lösen kann.

Das schafft eine gute Bindung, denn er weiß, dass du freundlich zu ihm sein wirst.

Du verstärkst mehr Verhalten

Mit deinem Markersignal verstärkst du mehr Verhalten als ohne Markersignal.
Jedes Verhalten, welches dein Hund zwischen Markersignal und Belohnung zeigt, wird auch verstärkt.

Das kann Vor- und Nachteile haben – es liegt an dir, das zu deinem Vorteil zu nutzen.
Ein kleines Beispiel

Mein Hund Paco findet Hetzen toll. Ich möchte, dass er bei Wild nicht hetzt, sondern steht und hinschaut und sich abrufen lässt. Das Stehen und Schauen fange ich mit meinem Markersignal ein und belohne es. Nach dem Markersignal TAC dreht sich Paco zu mir um, weil er etwas Gutes erwartet. Das Abwenden vom Wild wird auch verstärkt. Das ist ein sehr schöner Nebeneffekt.

Achtung! Das Markersignal ist kein Signal für eine Umorientierung. Der Hund muss dich danach nicht ansehen oder sich seine Belohnung abholen. Der Hund wird nach dem Markersignal immer belohnt. Alles andere ist ein Geschenk.

Positive Emotionen

Das positive Markersignal löst bei deinem Hund sofort eine gute Emotion aus, weil es etwas Gutes ankündigt. Auch bei dir wird das Markersignal Gutes auslösen, weil du es einsetzt, wenn dein Hund ein gutes Verhalten zeigt. Das bringt mehr Spaß beim Lernen. Du veränderst deinen Blickwinkel, weil du lernst, dich auf Erfolge zu konzentrieren und diese wahrzunehmen.

Lesetipp: 6 Gründe, warum du positive Verstärkung im Training einsetzen musst

Warum dein Markersignal so gut ist wie ein Adventskalender

Kennst du das, du gehst zum Kühlschrank und dein Hund freut sich und seine Blicke verfolgen dich? Wenn Paco bei meinen Eltern zu Gast ist, steht er sofort neben meinem Papa, wenn dieser die Kühlschranktür öffnet. Pacos Gesicht strahlt und freut sich auf etwas Tolles. Die Tür des Kühlschranks löst Vorfreude aus. In Pacos Falls Vorfreude auf Ziegenkäse und Putensalami. ?

Auch dein Markersignal wird bei deinem Hund Vorfreude auslösen. Vorfreude auf eine gute Belohnung. Denke daran, wie viele Adventskalender in der Weihnachtszeit verkauft werden. Auch mit über 30 Jahren möchte ich meinen Adventskalender nicht missen. Geht es dir da wie mir? Durch Vorfreude wertest du jede deiner Belohnungen auf, warum darauf verzichten?

Mehr Kooperation

Der Einsatz von Markersignalen kann die Kooperation deines Hundes verbessern.

Kommunikation ist der erste Schlüssel zur Kooperation – dein Hund muss verstehen, was du meinst. Durch das Markersignal kommunizierst du genau, was du richtig findest und dass dein Hund von dir etwas Gutes bekommt.

Du wirst zum Teil der Belohnung und hilfst deinem Hund, seine Bedürfnisse zu befriedigen. Dadurch wird sich die Aufmerksamkeit deines Hundes verbessern, was wiederum Kooperation einfacher macht. Weil dein Hund Spaß am Lernen und an der Zusammenarbeit hat, wird er dir mehr Verhalten anbieten. Es liegt an dir, das für dein Training zu nutzen.

Verbesserung der Frustrationstoleranz

Du kannst die Frustrationstoleranz deines Hundes verbessern, wenn du ein positives Markersignal im Training nutzt. Das funktioniert nur, wenn du nach dem Markersignal verschiedene Belohnungen einsetzt.

Diese verschiedenen Belohnungen sollten auch verschiedene Wertigkeiten haben, d.h. vom netten Lächeln bis zur Leberwursttube sollte alles dabei sein. Dein Hund lernt, mit etwas Frust umzugehen, ohne dass du ihn mit zu viel Frust belastet und dir damit Probleme schaffst.

Fazit

Dein Hund versteht dich besser, weil du eindeutig mit ihm kommunizierst.

Du wirst im Training genau! Dank des Markersignal hast du ein besseres Timing und kannst Verhalten eindeutig einfangen und belohnen.

Dein Markersignal gibt deinem Hund Sicherheit. Er weiß, dass etwas Gutes folgen wird. Auch in schwierigen Situationen wird ihm das eine Hilfe sein.

Du verstärkst mehr Verhalten mit deinem Markersignal, weil jedes Verhalten zwischen Marker und Belohnung auch verstärkt wird.

Positive Emotionen werden sofort beim Hund ausgelöst, wenn er sein Markersignal hört. Dein Hund macht dadurch nebenbei gute Erfahrungen in der Umwelt und das Lernen macht ihm Spaß.

Dein Markersignal löst bei deinem Hund immer Vorfreude aus. Durch Vorfreude wird jede Belohnung für deinen Hund hochwertiger, weil sich Vorfreude klasse anfühlt.

Kooperation ist der Schlüssel zu vielen Trainingserfolgen. Durch dein Markersignal wirst du deinem Hund wichtiger und er wird die Zusammenarbeit mit dir lieben.

In Verbindung mit verschiedenen Belohnungen unterschiedlicher Wertigkeit kannst du die Frustrationstoleranz deines Hundes verbessern.

 

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Über die Autor*in

Ulrike Seumel

Ulrike Seumel ist Trainerin für Menschen mit Hund, Coach, Autorin und Gründerin von Dog It Right.

Mit Dog It Right begleitet sie Menschen und ihre Hund auf dem Weg zu einem glücklichen und unbeschwerten Leben.

Ihr Team und sie trainieren Hundehalter*innen, damit diese wissen, wie sie mit ihrem Hund umgehen. Die Menschen sollen Probleme erkennen, verstehen und lösen können. Dabei trainieren sie immer mit den Bedürfnissen und Stärken von Mensch und Hund.

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Du lernst im Video-Training unsere Techniken, um die Körpersprache von Hunden schnell zu entschlüsseln – egal, um welchen Hundetyp oder Hunderasse es sich handelt.

Marker-Training für Hunde: Auf Augenhöhe zum glücklichen und kooperativen Hund


Markertraining vereint den wertschätzenden Umgang mit Hunden und ein durchdachtes Hundetraining. Du erfährst, wie die Arbeit mit Markersignalen funktioniert und wie man sie im Alltag mit Hunden anwendet. Schwerpunkt des Trainings ist es, das tolle Verhalten des Hundes zu fördern und unerwünschtes Verhalten nachhaltig zu verändern – alles ohne Schreckreize und Druck.

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