Wenn dein Hund sich nicht anleinen lässt…

von Ulrike Seumel

Läuft dein Hund weg, sobald du nur daran denkst, dass du ihn anleinen willst? Oder musst du deinen Hund austricksen oder sogar einfangen?

Auch mein Hund Paco hatte vor sieben Jahren ein Problem mit dem Anleinen und ist lieber schnell vor mir weggelaufen, sobald ich die Leine in die Hand nahm. Wenn dein Hund sich nicht anleinen lässt, wirst du auch nur schwer einen sicheren Rückruf aufbauen können. Deshalb ist es wichtig, dass du das Anleinen mit deinem Hund trainierst und das ist ganz einfach.

Was du unbedingt vermeiden solltest

Einfangen und Packen

Das funktioniert meist ein- bis zweimal. Dein Hund wird es gruselig finden und lieber schneller sein als du. Er wird seine Technik verfeinern und schneller laufen oder einfach einen Haken schlagen. Oder dein Hund wird es an deinem Gesichtsausdruck, deiner Handhaltung oder dem Wegabschnitt erkennen, dass du ihn gleich anleinen willst.

Durch Einfangen oder Packen wird das Anleinen jedes Mal schwieriger und dein Hund hat immer weniger Freude daran, sich in deiner Nähe aufzuhalten. Rückruf, Apportieren, Fuß laufen und auch Leinenführigkeit leiden darunter.

Trick 17

Auch das wird sicher einige Male funktionieren, aber wenn deinem Hund Freilauf sehr wichtig ist, wird er deine Strategien schnell durchschauen. Austricksen macht deinem Hund keine Angst oder tut ihm nicht weh, wird aber auf Dauer nur funktionieren, wenn du immer wieder neue Tricks auf Lager hast, die dein Hund nicht durchschauen kann.

Was du sofort tun kannst

Management

Wenn sich dein Hund nicht anleinen lässt und/oder einen sicheren Rückruf hat, dann kannst du ihn vorerst nicht ableinen. Es ist gefährlich.

Nutze deshalb eine Schleppleine oder eine Flexileine.

Bei einer langen Schleppleine kannst du die Leine auch schleifen lassen und das Ende entspannt aufnehmen. Dazu musst du nicht dicht an deinen Hund ran und musst ihn nicht einfangen. Das nimmt deinem Hund und dir eine ganze Menge Stress und er kann trotzdem Freilauf genießen.

Bleib cool!

Wichtig – erstmal atmen. Nicht sofort den Hund verfolgen, denn das treibt ihn noch weiter weg.

Vor über sechs Jahren hatte ich die Situation mit Paco und wäre ich kopflos hinter ihm hergerannt, hätte ihn ein Auto überfahren. Damals hatte Paco auch Momente, in denen er sich nicht anleinen lassen wollte. Schuld daran war immer meine Körpersprache.

Ich weiß nicht, wie es passiert ist, aber als ich seine Leine im Auto abgemacht habe, ist er aus dem Auto gesprungen und stand auf dem Fußweg.

In dem Moment hat sich meine Hand in seine Richtung bewegt und er lief Richtung Bordsteinkante. Ich sah die ganzen Autos und dachte mir – bleib cool und beweg dich nicht auf ihn zu. Ich habe kurz durchgeatmet und überlegt, was ich tun kann. Darauf habe ich ihn angesprochen und bin ein Stück zurück und in die Hocke gegangen. Er drehte sofort um und kam zu mir.

Seitdem ist er nie wieder aus dem Auto gehüpft und ich weiß, wie wichtig es ist, Ruhe zu bewahren und nicht kopflos zu reagieren.

Atme durch und überblicke kurz die Situation. Anspannung und Druck treiben deinen Hund meist nur weiter von dir weg. Anleinen wird damit nur schwerer und deine Laune immer schlechter.

Das Anlein-Signal

Ein Signal zum Anleinen – du hast richtig gelesen. Bei uns sieht das so aus:

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Paco kommt auf das Wort Anleinen immer angelaufen. Und Ascii kommt entweder gemütlich angelaufen oder er bleibt stehen und wartet, bis wir ihn angeleint haben. Die Hunde sind freiwillig dabei, fühlen sich wohl und wir müssen sie weder einfangen noch austricksen.

Außerdem sparen wir uns in dem Fall auch den Rückruf. (Paco hat es nicht auf das Video geschafft. Wenn die Kamera an ist, bleibt er immer direkt in meiner Nähe … er weiß, dass wir dann trainieren und es Belohnungen gibt.)

Ob die Hunde auf das Signal “Leine” zu uns kommen oder stehen bleiben und warten, ist mir egal. Beides ist für mich okay. Ascii hat in letzter Zeit oft die Idee, sich direkt einzuparken – auch das ist okay.

Das Anlein-Signal nutze ich immer, bevor ich die Hunde anleine. Egal, wo die Hunde sind, denn so können sie sich darauf einstellen und laufen nicht einfach weiter. Und beide Hunde wissen genau, was ich gleich machen werde. Paco und Ascii kennen es schon seit Jahren und auch in schwierigen Situationen hat es sich schon sehr bewährt. Wenn Paco Angst vor etwas hatte, konnte ich ihn anleinen. Und sie wissen, dass ich mich kurz über sie beuge und sie nicht gleich wieder losdüsen können.

Außerdem ist der Hund danach gedanklich mehr bei mir und auch die Leinenführigkeit klappt besser.

Ascii hatte nie ein Problem mit dem Anleinen – da Paco aber ein Signal zum Anleinen hatte, haben wir es auch bei Ascii genutzt und genießen jetzt die Vorteile.

Anleinen muss sich lohnen!

Nach dem Anleinen folgt bei uns das Markersignal und eine Belohnung. Nach dem Anleinen ist oft der Spaß vorbei und deshalb darfst du deinen Hund dafür belohnen.

Und es ist wichtig, dass du nicht nach jedem Rückruf sofort den Hund anleinst. Das schwächt auf Dauer dein Rückruf-Signal. Das Signal “Leine” spart uns im Alltag öfter mal den Rückruf.

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Über die Autor*in

Ulrike Seumel

Ulrike Seumel ist Trainerin für Menschen mit Hund, Coach, Autorin und Gründerin von Dog It Right.

Mit Dog It Right begleitet sie Menschen und ihre Hund auf dem Weg zu einem glücklichen und unbeschwerten Leben.

Ihr Team und sie trainieren Hundehalter*innen, damit diese wissen, wie sie mit ihrem Hund umgehen. Die Menschen sollen Probleme erkennen, verstehen und lösen können. Dabei trainieren sie immer mit den Bedürfnissen und Stärken von Mensch und Hund.

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