So kannst du die Beziehung zwischen Hund und Mensch stärken

von Ulrike Seumel

Der Hund ist der beste Freund des Menschen und es gibt zahlreiche Zitate, in denen der Hund als weiser und ehrlicher Gefährte bezeichnet wird. Nur wie kann ich als Hundehalter*in die Beziehung zu meinem Hund stärken und mehr Vertrauen aufbauen?

In den letzten beiden Jahren habe ich mir einige Bücher von Stephen R. Covey angehört und er spricht in vielen Büchern über ein Beziehungskonto. Da ich als Trainerin für Menschen mit Hunden arbeite und selbst Hundehalter*in bin, übersetzt mein Kopf selbstständig neue Informationen in den Kontext Mensch-Hund. An diesen Gedanken möchte ich dich heute teilhaben lassen.

Am Ende des Artikels findest du übrigens drei Links zu den Büchern von Stephen R. Covey, in denen er sich mit dem Beziehungskonto befasst.

Das (emotionale) Beziehungskonto

Das Beziehungskonto existiert nicht wirklich – es ist vielmehr ein Bild, was beschreibt, wie viel Vertrauen du zwischen deinem Hund und dir aufgebaut hast. Bei Stephen R. Covey dreht es sich nicht um die Beziehung zwischen Hund und Mensch, sondern ausschließlich um die Beziehung zwischen Menschen. Wenn du dich in Gegenwart eines anderen Menschen sicher und geborgen fühlst, dann hat dieser auf dein Beziehungskonto eingezahlt. Fühlt sich dieser Mensch sicher in deiner Gegenwart, dann hast du wiederum auf sein Beziehungskonto eingezahlt. Fühlst du dich nicht sicher und geborgen bei einem anderen Menschen, dann ist das Beziehungskonto ins Minus gerutscht.

Du kannst auf dieses Konto einzahlen in Form von freundlichen Gesten, schönen Momenten, Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit und Sicherheit. Dadurch bringst du das Konto ins Plus und baust Reserven auf. Dadurch wächst das Vertrauen und auch wenn Fehler gemacht werden, gerät das Konto nicht sofort ins Minus. Ein positiver Kontostand sorgt auch für eine offene und freie Kommunikation. Dein Gegenüber wird nicht alles auf die Goldwaage legen.

Regelmäßiges Einzahlen ist wichtig!

Wichtig ist, dass jedes Beziehungskonto regelmäßige Einzahlungen braucht – egal, wie lange du dein Gegenüber schon kennst, liebst oder mit ihm vertraut bist.

Wie du auf das Beziehungskonto einzahlen kannst

Stephen R. Covey beschreibt einige Möglichkeiten, wie du auf das Beziehungskonto einzahlen kannst.

  1. Dein Gegenüber als Individuum verstehen.
  2. Freundlichkeit und Anerkennung zeigen.
  3. Aufmerksam und achtsam sein.  
  4. Zuverlässigkeit und Verpflichtungen einhalten.
  5. Ehrlich die Erwartungen klären, die an den anderen und an die Beziehung zueinander gestellt werden.
  6. Verzeihen können.
  7. Fehler erkennen, zugeben und sich dafür entschuldigen.

Ich habe mir die Frage gestellt, was ich daraus für das Zusammenleben mit meinen Hund mitnehmen kann.

Was stärkt die Beziehung zwischen Hund und Mensch?

Die wichtigste Stelle im Buch ist, dass du jetzt entscheiden kannst, ob du dich an diesen Punkten orientieren willst und es dann proaktiv durchziehst. Du erwartest nicht, dass andere auf das Beziehungskonto einzahlen. Sondern du entscheidest, dass du ab jetzt lieber auf das Konto einzahlst, anstatt abzuheben. Das bedeutet nicht, dass du ab heute perfekt alles umsetzen musst, denn das konnte weder Covey noch kann das jemand anderes auf der Welt. Du kannst dich daran orientieren und dein Verhalten reflektieren.

Mit den folgenden Punkte erhebe ich keinen Anspruch auf Vollständigkeit – ergänze gern für deinen Hund und dich, was dir wichtig ist.

1. Dein Gegenüber als Individuum verstehen.

Beobachte deinen Hund und sein Verhalten – unabhängig von anderen Hunden, seinem Alter, seiner Rasse oder Vorgeschichte. Erkenne die Bedürfnisse, die dein Hund hat und überlege, ob und wo dein Hund diese ausleben kann und was du dafür tun kannst. Du kannst auch Belohnungen aufbauen und einsetzen, die den Bedürfnissen deines Hundes entsprechen.

Lesetipp: Wie du lernst die Bedürfnisse deines Hundes zu nutzen und nicht gegen sie zu kämpfen

2. Freundlichkeit und Anerkennung zeigen.

Sei nett. Für mich bedeutet das zum Beispiel, dass ich im Training auf ängstigende Strafen verzichte. Es bedeutet auch, dass ich mich darauf konzentriere, was mein Hund gut macht und mich darüber aufrichtig freue. Nicht nur, weil ich ihn belohnen will, damit das Verhalten öfter auftritt und verstärkt wird – sondern weil es mich freut und ich dafür Dankbarkeit empfinde.

3. Aufmerksam und achtsam sein.  

Beobachte deinen Hund und lerne seine Körpersprache und sein Ausdrucksverhalten zu verstehen. Denke daran, dass du alles sofort interpretierst. Das können wir Menschen nicht abstellen, aber wir können reflektierter damit umgehen. Aufmerksam zu sein, bedeutet für mich auch, Situationen besser einschätzen zu können, um meinen Hund zu unterstützen.

4. Zuverlässigkeit und Verpflichtungen einhalten.

Dein Hund braucht bei Zuverlässigkeit deine Unterstützung, denn er versteht sicher so manche Regeln der Menschenwelt nicht – durch kleinschrittiges Training, Gewohnheiten und Rituale kannst du dafür sorgen, dass auch dein Hund seine “Pflichten” kennt und diese einhalten kann. Ansonsten helfen zum Beispiel auch Leinen. 😉

Dein Hund kann sich nicht wie ein Mensch, in dich hineinfühlen und auf der Verstandesebene verstehen, dass du einen stressigen Tag hattest und deshalb schlecht drauf bist. Für ihn erscheinst du plötzlich wie ein Monster, was gestern noch sehr nett war und heute mit ihm meckert. So ein Moment sorgt dafür, dass etwas von dem Beziehungskonto zwischen dir und deinem Hund abgehoben wird. Umso wichtiger ist es, in anderen Momenten einzuzahlen und zu reflektieren, wie du an solchen Tagen mit deinem Hund umgehen und wie du dich selbst stärken kannst.

5. Ehrlich die Erwartungen klären.

Ok, dein Hund kann dir zeigen, welche Bedürfnisse er hat und er als angenehm und unangenehm empfindet. Das ist aber immer abhängig von deiner Beobachtungsgabe und auch von deiner Interpretation. Für mich bedeutet deshalb dieser Punkt, dass ich mir klar mache, was ich von meinem Hund und auch von meinem Leben mit Hund erwarte. Als ich damit angefangen habe, wurde mir schnell klar, dass Mehrhundehaltung nicht mein Ding ist und deshalb auf gar keinen Fall wieder ein dritter Hund einziehen wird. Und dass ich auch einige Interessen habe, bei denen meine Hunde nicht dabei sein können und dass ich dafür eine Lösung brauche. Auf manche Dinge verzichte ich jetzt bewusst und für andere habe ich Möglichkeiten gefunden. Ich habe dadurch einen besseren Draht zu mir selbst gefunden, was meinen Hunden sehr zu gute kommt.

6. Verzeihen können.

Hunde verzeihen uns irgendwie sowieso die ganze Zeit – dennoch können sie sich nicht bewusst wie ein Mensch dafür entscheiden. Deshalb ist ein gut gefülltes Beziehungskonto beim Hund so wichtig. Du hingegen kannst deinem Hund verzeihen, wenn er im Wald abgedüst ist oder die Hinterlassenschaften einer Jogger*in verputzt hat. (Verputzen klingt echt niedlich in diesem Zusammenhang, oder?) Dir helfen Verständnis und Wissen über Hundeverhalten und auch die Möglichkeit, dass du für schöne Momente mit deinem Hund sorgst, die auch dir Spaß machen. Damit füllst du ganz nebenbei das Beziehungskonto, was dein Hund dir gegenüber hat. Und wenn dein Hund Mist baut, dann rutscht auch dieses Konto nicht ins Minus.

7. Fehler erkennen, zugeben und sich dafür entschuldigen.

Ich weiß nicht, wie viel deinem Hund deine Entschuldigungen wert sind. Er wird sich freuen, wenn du dich ihm gegenüber freundlich verhältst, aber einer Entschuldigung kommt das nicht gleich. Langfristig solltest du überlegen, wie du Lösungen und Möglichkeiten findest, um wiederholt auftretende Fehler zu vermeiden.

Es ist doch aber nur ein Hund!

Ja, da hast du Recht. Auch unsere Hunde zahlen auf ein Beziehungskonto ein. Nur sind ihre Möglichkeiten begrenzter, weil sie auf uns reagieren. Manche werden jetzt sagen, dass Hunde sowieso immer einzahlen, denn sie sind Hunde und können nicht anders. Hunde sind immer aufrichtig. Andere werden sagen, dass es die Aufgabe der Hundehalter*in ist, einzuzahlen.

Ich sehe es so, dass ich meinem Hund gegenüber die Verantwortung trage und mich deshalb proaktiv darum bemühe, auf das Beziehungskonto einzuzahlen. Denn wenn ich darauf einzahle, wird mein Hund langfristig auch ganz viel tun, was ich als positive Einzahlung empfinde. Es wird meinem Hund gut gehen, er wird mich mögen, er wird Vertrauen haben und so weiter.

Literaturtipps

Die 7 Wege zur Effektivität: Prinzipien für persönlichen und beruflichen Erfolg von Stephen R. Covey

Der 8. Weg: Mit Effektivität zu wahrer Größe von Stephen R. Covey

Die 7 Wege zur Effektivität für Familien: Prinzipien für starke Familien von Stephen R. Covey

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Über die Autor*in

Ulrike Seumel

Ulrike Seumel ist Trainerin für Menschen mit Hund, Coach, Autorin und Gründerin von Dog It Right.

Mit Dog It Right begleitet sie Menschen und ihre Hund auf dem Weg zu einem glücklichen und unbeschwerten Leben.

Ihr Team und sie trainieren Hundehalter*innen, damit diese wissen, wie sie mit ihrem Hund umgehen. Die Menschen sollen Probleme erkennen, verstehen und lösen können. Dabei trainieren sie immer mit den Bedürfnissen und Stärken von Mensch und Hund.

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