Vorweg: Du bist verantwortlich für deinen Hund. Zumindest sehe ich das so. Definitionen, was Bindung bedeutet, gibt es viele. Ich orientiere mich an dieser: Eine Bindung beschreibt das Verhältnis zwischen einem Fürsorgenden (Mensch) und einem Fürsorgebedürftigen (Hund). Dein Hund braucht deine Unterstützung und keinen Kampf zwischen deinen und seinen Interessen.
Du kannst für eine großartige Bindung zu deinem Hund sorgen, wenn du diese sechs Punkte erfüllst.
1. Bedürfnisse stillen
Ich denke, das ist keine Überraschung für dich und selbstverständlich.
Was alles zu den Grundbedürfnissen zählt, ist aber verschieden. Ich zähle dazu u.a. Nahrung, Wasser, Schlaf und Ruhe, Umwelterkundung, medizinische Versorgung, soziale Zuwendung… Die Liste kannst du aber gern fortsetzen und ergänzen. Interessanter wird es, wenn wir uns über die Grundbedürfnisse hinaus Gedanken machen, welche Bedürfnisse unser Hund hat. Nicht jedes Bedürfnis unseres Hundes können wir erfüllen und oft entstehen Ärger und Frust im Training, wenn der Hund ein Bedürfnis ausleben will, was wir nicht befürworten. Zum Beispiel Hetzen von Wild, minutenlanges Schnüffeln auf einer Strecke von 25 Metern oder sich fortpflanzen mit der Hündin von nebenan. Frust entsteht dann nicht nur beim Hund, sondern auch bei uns. Es ist wichtig, die Bedürfnisse des Hundes zu kennen, um Frust im Vorfeld zu erkennen. Denn erst dann kannst du dir überlegen, wie du dich im Training und Alltag deinem Hund gegenüber verhältst und ihn unterstützt.
2. Kommunikation
Missverständnisse in der Kommunikation frustrieren und können sogar Angst machen.
Du solltest Signale mit deinem Hund so aufbauen, dass er versteht, welches Verhalten er zeigen soll. Dazu gehört, dass du Signale in kleinen Schritten aufbaust und zwar so, dass dein Hund dabei Spaß hat. Wenn der Aufbau von Signalen bei deinem Hund Angst auslöst, wird dein Hund sicher nicht dein Fan.
Um einfacher mit deinem Hund zu kommunizieren, kannst du eine gemeinsame Fremdsprache über ein Markersignal schaffen. Ein positives Markersignal sagt deinem Hund, für welches Verhalten er eine Belohnung erhält. Damit kannst du punktgenau deinem Hund zeigen, was sich lohnt und was er in deinen Augen richtig gemacht hat.
Lesetipp: Der Grund, warum du mit Markersignalen besser trainierst
3. Interaktion und Training
Da Interaktion und der Umgang mit dem Hund nicht vom Training zu trennen sind, fasse ich beides zusammen.
Zwei Fragen solltest du dir stellen:
- Wie oft löse ich bei meinem Hund Konflikte, Frust oder Angst aus im Training und im Umgang mit ihm?
- Wie oft löse ich bei meinem Hund gute Gefühle aus und schaffe Bedürfnisbefriedigung im Training und im Umgang?
Wenn du bei deinem Hund mehr Konflikte, Angst oder Frust auslöst als ihm schöne Erlebnisse oder Erfolge zu verschaffen, fühlt sich das für deinen Hund nicht gut an und schadet einer großartigen Bindung.
Das Leben ist natürlich kein Ponyhof und dein Hund wird in schwierige Situationen kommen – entscheidend ist aber wie du dich dann verhältst. Unterstützt du deinen Hund oder löst du bei ihm noch mehr Angst aus?
Ein tolles Buch zum Thema Bedürfnisse-Stillen und einen-ausgeglichen-Alltag-Schaffen, findest du hier!
4. Erwartungssicherheit
Erwartungssicherheit bedeutet, zu wissen, wie meine Bindungspartner*in sich in bestimmten Situationen verhalten wird und was ich selbst zu erwarten habe.
Scheitert dein Hund mit seinen Problemlösungsstrategien und Handlungsversuchen in einer unangenehmen Situation entsteht Kontrollverlust. Kontrollverlust sorgt für Gefühle wie Angst, Wut, Hilflosigkeit und Frustration. Deshalb solltest du durch dein Handeln deinen Hund nicht in so eine Situation bringen oder ihn in solchen Situationen unterstützen. Erwartungssicherheit ist genau das Gegenteil von Kontrollverlust.
Deshalb solltest du dich fragen, in welchen für deinen Hund unangenehmen Situationen du Erwartungssicherheit schaffen kannst – vielleicht beim Anleinen , Geschirr-Anziehen oder bei der Körperpflege?
5. Vertrauen
Vertrauen schaffst du, wenn du für deinen Hund Erwartungssicherheit auch in schwierigen Situationen schaffst! Wenn dein Hund weiß, wie du agieren wirst, auch in unangenehmen Momenten, und er sich darauf verlassen kann. Auch ein positives Markersignal schafft Erwartungssicherheit und sorgt für Vertrauen, denn es garantiert deinem Hund, dass danach etwas Tolles für ihn passiert.
Wenn sich dein Hund auf dich verlassen kann, weil du an seinem Ausdrucksverhalten erkennst, wie es ihm geht und ihn dann unterstützt, wird er dir vertrauen. Das bedeutet nicht, dass dein Hund dir jede Entscheidung überlassen wird – denn dein Hund entscheidet immer selbst, ob du das regeln kannst oder nicht. 😉 Deshalb beschäftige dich mit der Körpersprache von Hunden. Du kannst lernen, schnell zu erkennen, wie sich dein Hund fühlt und damit Situationen besser einzuschätzen.
6. Schutz
Dein Hund trifft nicht immer die richtige Entscheidung. Er kann sicher nicht einschätzen, dass Straßenverkehr gefährlich für ihn sein kann – deshalb sicherst du ihn durch eine Leine und durch umsichtiges Verhalten. Du schützt deinen Hund durch das Setzen von Grenzen. Grenzen setzen bedeutet nicht, dass du deinen Hund bestrafen musst.
Grenzen kannst du setzen über Rituale, Gewohnheiten, Signale, Kommandos und Management.
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