Ich weiß noch gut, wie es vor einigen Jahren war und ich mir dachte, dass ich gern Hundetrainerin werden würde. Ich habe gern mit meinem Hund trainiert und wollte das beruflich machen – die Wirklichkeit sah dann doch etwas anders aus. Umso mehr freue ich mich, dass ich einer echten Fachfrau Fragen stellen durfte zum Thema Hundetrainer*innenausbildung. Mein heutiger Gast ist Esther Hufschmid, die in der Schweiz die Aus- und Weiterbildungsstätte für Hundetrainer*innen cumcane familiari leitet.
Hallo Esther! Wie schön, dass du heute hier dabei bist und dir für meine Fragen Zeit nimmst.
Hallo Ulli! Ich danke dir, dass du mir die Möglichkeit bietest, hier etwas über cumcane familiari zu erzählen!
Bitte stelle dich meinen Leser*innen zu Beginn kurz vor.
Das mach ich gerne. Ich heiße Esther Hufschmid und lebe mit meinem Partner Ruedi, mit dem Hundekind Nayeli und der Katzenoma Naira im schönen Luzern, mitten im Herzen der Schweiz.
Ich bin Inhaberin und Ausbildungsleiterin von cumcane familiari – einer Bildungsinstitution für Ausbildende im Hundebereich. Und dann führe ich noch eine kleine Hundeschule namens Hundart Luzern.
Könntest du meinen Leser*innen kurz cumcane familiari vorstellen?
Gerne!
Bei cumcane familiari (ccf) bieten wir Lehrgänge für Ausbilderinnen und Ausbilder im Bereich Hundehaltung sowie Weiterbildungen für zertifizierte Trainer*innen ccf und am Hund interessierte Menschen an.
Gestartet sind wir 2009 mit der Basisfachausbildung, einer Grundausbildung für angehende Hundetrainer*innen. Langsam, aber stetig haben wir die Organisation immer mehr ausgebaut. Heute bieten wir – aufbauend auf der Basisfachausbildung – Aufbaulehrgänge in Welpen- und Junghundebegleitung sowie in Hundepsychologischer Verhaltensberatung an. Im Bereich Erwachsenenbildung können ccf-Trainer*innen mit dem SVEB Zertifkat einen anerkannten Abschluss erwerben, mit dem sie Zugang zu vielen Institutionen und Bereichen der Berufs- und Erwachsenenbildung erhalten.
Wir legen in unseren Lehrgängen großen Wert auf einen guten Mix aus Theorie und Praxis und achten auf eine enge Lernbegleitung. Angehende Hundetrainer*innen lernen bei uns, individuelle Situationen mit Mensch und Hund zu beobachten, zu interpretieren, Trainingsmaßnahmen abzuleiten und die Teams entsprechend zu beraten und auch zu begleiten. Denn damit lernen nachhaltig wird, ist die Anwendung des Gelernten, also das Tun, entscheidend.
In unseren 2- und 3-tägigen Seminaren greifen wir alltagsrelevante Themen aus den Bereichen Kynologie und Erwachsenenbildung auf. Diese Kurzkurse richten sich je nach Thema an ein unterschiedliches Zielpublikum. Wir sprechen zum Teil auch interessierte Hundehalter*innen an.
Ganz grundsätzlich sind unsere Angebote für Menschen gedacht, die ihre Leidenschaft für den Hund mit spannenden und sehr praxisorientierten Weiterbildungen verbinden möchten.
Lesetipp: Bei Easy Dogs findest du einen intensiven Einblick in die Ausbildung von cumcane familiari.
Wie bist du dazu gekommen, eine Hundetrainer*innenausbildung zu leiten?
Als Mädchen wollte ich – wie viele Tierverrückte auch – Tierärztin werden. Daraus wurde dann aber nichts, und ich bin in der Erwachsenenbildung und Beratung gelandet. Fast 18 Jahre habe ich an der Akademie für Erwachsenenbildung Schweiz angehende Bildungsfachleute ausgebildet, bevor ich 2013 zu 100% Freiberuflerin geworden bin.
Meine erste kynologische Ausbildung habe ich 2004 besucht, als nach einer langen berufsbedingten Hundepause Laska in unsere Familie gekommen ist. Diesem Hund verdanke ich sehr viel. Sie ist „Gründungshund“ von cumcane familiari, hat mich immer auf Seminare begleitet und als Teachersdog ideal unterstützt. Leider musste ich mich im Oktober 2015 von ihr verabschieden und sie ins Regenbogenland ziehen lassen – zurück bleiben ihre prägenden Pfotenabdrücke bei ccf!
Richtungsweisend für meine Arbeit mit dem Hund war im Jahre 2008 der Kontakt zu Ute Blaschke-Berthold. Sie ist seit Beginn bei cumcane familiari als Fachverantwortliche für den Bereich Kynologie mit dabei. In der Staffel 4 ist dann Gerd Schreiber zu uns gestoßen. Heute bilden Ute und Gerd gemeinsam mit mir das pädagogische Leitungsteam bei ccf.
Aber natürlich sind in einer Ausbildungsorganisation dieser Größe noch mehr Menschen involviert. In der Leitung und Führung von ccf unterstützt mich Beatrice Matthys als Bereichsleiterin für die Weiterbildung; unterschiedliche Fachleute sind verantwortlich für spezifische Inhalte oder Aufgaben und unsere Praxiscoaches, alles Fachfrauen mit fundierter Berufserfahrung, unterstützen unsere Lernenden in der Praxis. Für mich ist einfach absolut toll, mit so einem motivierten und engagierten Team zusammenarbeiten zu können! Das macht sehr viel Spaß!
Um nochmal auf deine Frage zurückzukommen: Es war immer ein Traum von mir, irgendetwas mit Tieren, speziell mit Hunden, zu arbeiten. Und heute fühle ich mich sehr privilegiert, meine Leidenschaften – Hund, Bildung + Beratung, Führungsaufgaben – bei cumcane familiari ideal kombinieren und miteinander verbinden zu können.
Was sollte deiner Meinung nach eine gute Hundetrainer*innenausbildung enthalten? Welche Kompetenzen sollten den angehenden Trainer*innen vermittelt werden?
Eine gute Ausbildung muss die Teilnehmenden im Aufbau und der Gestaltung von Lektionen wie auch in der Lernbegleitung von Mensch-Hund-Teams unterstützen. Das bedeutet konkret: Ausbildende im Bereich Hundehaltung müssen auf zwei Ebenen über die entsprechende Kompetenzen verfügen: der Ebene „Lernen Hund“ und der Ebene „Lernen Mensch“.
Es ist unbestritten, dass wir Hundetrainer*innen den Hund über seine Bezugsperson erreichen müssen, wenn Training nachhaltig sein soll. Aus diesem Grund werden in der Basisfachausbildung und in den Aufbaulehrgängen ccf neben den kynologischen Inhalten die Aspekte „Lehren und Lernen“ wie auch „Kommunikation und Gesprächsführung“ sehr stark gewichtet. Das Konzept einer guten Hundetrainer*innenausbildung setzt sich aus meiner Sicht aus diesem Mix und einem ausgewiesenen, hohen Anteil an Praxisarbeit zusammen. Hundetraining kann man nicht ausschließlich aus Büchern lernen!
Hundetrainer*innenausbildungen scheinen im Moment wie Unkraut aus dem Boden zu schießen. Kannst du diese Entwicklung auch beobachten und was sind deiner Meinung nach die drei wichtigsten Punkten, an denen meine Leser*innen eine gute Hundetrainerausbildung erkennen können?
Ja, das kann ich auch beobachten. Vielfalt ist ja an sich etwas Tolles, doch wer die Wahl hat, hat ja bekanntlich auch die Qual.
Die Überprüfung der Qualität einer Ausbildungsstätte ist zentral wichtig, aber leider nicht immer ganz einfach. Diese Aspekte finde ich persönlich relevant:
- Verfügt die Ausbildung über ein Konzept, das klare und nachvollziehbare Aussagen zu den angestrebten Zielen, den zu erreichenden Kompetenzen und Inhalten, den Rahmenbedingungen wie Gruppengröße, Dauer, Struktur, etc., macht? Verfügt die Ausbildung über ein anerkanntes Qualitätslabel?
- Sind im Leitungs- und Ausbildungsteam sowohl ausgewiesene kynologische als auch erwachsenenbildnerische Kompetenzen vertreten?
- Besteht für Interessent*innen die Möglichkeit, Unterrichtsbesuche zu machen oder Referenzen nachzufragen?
Eine Ausbildung ist etwas sehr Persönliches, und es muss in der Regel viel Zeit und Geld investiert werden. Deshalb ist für mich Transparenz bezogen auf das Angebot und die persönliche Beratung im Kontakt mit meinen Kundinnen und Kunden etwas vom Wichtigsten. Ich begrüße es, wenn sich Interessierte gut informieren, nachfragen und dann auf der Basis von eindeutigen Fakten eine Entscheidung treffen können.
Welchen Anforderungen muss die moderne Hundetrainerin von heute gewachsen sein? Haben sich die Anforderungen an uns Trainerinnen in den letzten Jahren verändert?
Die Bedeutung des Hundes für den Menschen hat sich meines Erachtens in den letzten Jahren verändert. Er ist nicht mehr bloß Arbeitstier, er ist ein Sozialpartner vom Menschen geworden. Das hat aus meiner Sicht positive Auswirkungen auf das Hundetraining. Viele Menschen lassen sich heute zum Glück weder den Kasernenton ihnen selbst gegenüber noch unfreundliche Handlungen ihrem Hund gegenüber gefallen. Das ist gut! Zudem ist auch das Wissen zum Wesen Hund in den letzten Jahren massiv angewachsen. Heute verfügen wir v.a. auch über wissenschaftlich abgestützte Erkenntnisse! Das alles hat Auswirkungen auf die Tätigkeit als Hundetrainer*in.
Das Anforderungsprofil an Ausbildende im Hundebereich von heute setzt sich zusammen aus kynologischen Kompetenzen, kommunikativen Fähigkeiten und didaktischem Know-How. Hundetrainer*innen müssen sich in einer vermittelnden, dolmetschenden Rolle zwischen Hund und Mensch verstehen. Sie sollen einerseits die Lernpräferenzen des Menschen berücksichtigen, ihn mit seinen Sorgen und Nöten ernst nehmen und ihn dort abholen, wo er gerade steht. Andererseits müssen sie in der Lage sein, das Ausdrucksverhalten des Hundes zu beobachten, zu interpretieren, für die Bezugsperson zu übersetzen und sinnvolle Trainingsmaßnahmen abzuleiten. Sie müssen also viel vom Lernen des Hundes und viel vom Lernen des Menschen verstehen und über Kenntnisse verfügen, wie Lernprozesse geplant und kommunikativ gestaltet werden können.
Für viele ist der Job der Hundetrainer*in ein Traum, den sie sich gern verwirklichen wollen. Kannst du meinen Leser*innen zusammenfassen, welche Schritte sie gehen müssen, um sich diesen Traum erfüllen zu können?
Wer darüber nachdenkt, seinen Lebensunterhalt als Hundetrainer*in zu verdienen, muss sich bewusst sein, dass es nochmal etwas ganz anderes ist, andere Menschen in der Erziehung ihres Hundes zu unterstützen als den eigenen Hund zu erziehen.
Über Erfahrungen im Zusammenleben mit einem eigenen Hund zu verfügen – das jedoch finde ich sehr wichtig für angehende Hundetrainer*innen. Weiter empfehle ich, in einer guten Hundeschule – sprich: es wird mit dem Hund und dem Menschen freundlich umgegangen – mal als Praktikant*in mitzulaufen und zu prüfen, ob mir das überhaupt liegt, anderen Menschen etwas zu beizubringen (und das bei jedem Wetter!). 😉
Dann muss die Wahl der Ausbildungsstätte gut geprüft werden. Ein Unterrichtsbesuch vor Ort –Stallluft schnuppern – kann helfen zu entscheiden, ob ich hier an der richtigen Adresse wäre. Und last but not least hilft ein gutes Netzwerk mit kompetenten Kolleg*innen, das ich bei Fragen und Unsicherheiten kontaktieren kann.
Vielen Dank, dass du dabei warst und mir und meinen Leser*innen einen Einblick in deine Arbeit und deine Erfahrungen gegeben hast. 🙂
Esther Hufschmid ist geprüfte CumCane Trainerin, dipl. Erwachsenenbildnerin HF und dipl. Supervisorin.
Sie ist Inhaberin und Ausbildungsleiterin von cumcane familiari und bietet in Kooperation mit CumCane, Dr. Ute Blaschke-Berthold, Aus- und Weiterbildungen für Hundetrainer*innen in der Schweiz an.