Was tun, wenn der Hund knurrt

von Ulrike Seumel

Ascii war ein Hund, der einfach auf Menschen zugegangen ist, sie angesprungen und dann verbellt und dann in den Arm gepackt hat. Er hat nicht geknurrt. Stehenbleiben und knurren wäre mir in so einem Moment erst mal lieber gewesen.

Natürlich war nie unser Trainingsziel, dass Ascii ab jetzt Menschen anknurrt – er sollte, wenn es ihm zu viel wird, selbst gehen und er sollte die Nähe von anderen Menschen als angenehm empfinden. Damit ein Hund so etwas lernen kann, ist es wichtig, wie du dich verhältst, wenn der Hund knurrt.

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Was du nicht tun solltest, wenn (d)ein Hund knurrt

Darauf solltest du verzichten, wenn ein Hund knurrt. Diese Reaktionen könnten nach hinten losgehen in der Situation, aber sie können dir auch deinen Trainingserfolg in Zukunft erschweren.

Schimpfen und dem Hund Angst machen

Dein Hund kommuniziert mit dir und das auf seine Art und Weise. Er ist ein Hund. Er kann dich nicht anders darum bitten, dass er Abstand braucht oder seine Ruhe will. Und da dein Hund knurrt, weil er sich nicht wohlfühlt und eine Bedrohung sich vom Leib halten möchte, solltest du ihn nicht zusätzlich erschrecken durch deine Reaktion.

Ich kann es verstehen, wenn es dich verletzt, verärgert und frustriert, wenn dein Hund dich oder jemand anderen anknurrt, aber er ist ein Hund. Wenn du möchtest, dass dein Hund nicht mehr knurrt, dann stecke deine Energie in ein gutes und nachhaltiges Training.

Lesetipp: Knurren ist Kommunikation

Wenn du deinem Hund Angst machst, ist er vielleicht gehemmt und hört mit dem Knurren auf, aber emotional geht es ihm nicht besser. Das Problem, was zum Knurren geführt hat, wird nicht gelöst. Im schlimmsten Fall reagiert dein Hund dir gegenüber mit Abschnappen oder Beißen.

Lesetipp: Was jeder über Strafe im Hundetraining wissen sollte

Oft ist Erschrecken der Tropfen auf dem heißen Stein. Dein Hund knurrt gerade einen anderen Hund an. Du findest das doof und und schreist deinen Hund deshalb an oder wirfst die Leine nach ihm. Durch den Schreck passiert es ganz schnell, dass die Situation zwischen den beiden Hunden eskaliert. Auf ein Erschrecken der Hunde sollte in so einem Moment verzichtet werden.

Im Webinar „Bitte recht freundlich!“ erkläre ich dir genau, wie so ein Training am Aggressionsverhalten aussehen kann.

Ignorieren

Du solltest das Knurren deines Hundes auch nicht ignorieren und glauben, dass es schon von allein aufhört und er sich an die Situation gewöhnt. Denn sich auf sein Glück zu verlassen, ist keine gute Idee – denn die Wahrscheinlichkeit, dass dein Hund schon von allein lernt, mit solchen Situationen klarzukommen, ist nicht sehr groß. Und du solltest nicht vergessen, dass du die Verantwortung für deinen Hund trägst.

Dir sollte klar sein, was die Auslöser für das Verhalten deines Hundes sind und wie du das Verhalten trainieren oder zuverlässig managen kannst.

Einfach weitermachen

Du nimmst das Knurren deines Hundes nicht ernst. Du lässt deinen Hund in der Situation und machst einfach weiter. Dein Hund knurrt einen Jogger an, aber du gehst immer weiter direkt auf den Jogger zu. Dein Hund knurrt dich an, während du ihn streichelst und du streichelst ihn einfach weiter. Das Warnen und die Kommunikation deines Hundes zu übergehen und nicht ernst zu nehmen, ist fahrlässig. Warnsignale sind dazu da, um eine Eskalation zu vermeiden – wenn du sie einfach übergehst, bringst du deinen Hund im schlimmsten Fall dazu, seine Zähne einzusetzen. Diese Lernerfahrung sollte dein Hund nicht machen.

Den Hund davon überzeugen, dass du es doch nur nett meinst.

Ich denke, jede Hundehalter*in hat das schon einmal erlebt oder beobachtet. Ein Hund knurrt oder bellt einen Menschen an und dieser Mensch meint es gut mit dem Hund. Er beugt sich nach vorn, streckt dem Hund eine Hand entgegen, schaut ihn mit großen Augen an und sagt etwas wie “Jetzt hab’ dich nicht so, ich bin doch ganz lieb.”.

Sehr nett gemeint, aber auf den Hund wirkt das ganz anders. Wenn der Hund sowieso schon ein Problem mit dieser Person hatte, beunruhigt das Verhalten des Menschen den Hund noch mehr. Er fühlt sich bedroht, weil der Mensch ihn plötzlich mit riesigen Augen anstarrt, näherkommt und sich bedrohlich über ihn beugt – dabei möchte der Hund doch nur, dass diese Person auf Abstand geht.

Wenn du in so einer Situation mit dem Hund sprichst, dann wende dich leicht ab, starre ihn nicht an und entspanne deinen Körper.

Lesetipp: Aggressiver Hund: So kannst du das ändern.

Was du tun solltest, wenn (d)ein Hund knurrt

Situation wahrnehmen und beobachten

Um dich zu entscheiden, was du machen willst, musst du die Körpersprache deines Hundes wahrnehmen. Deshalb schau hin und beobachte deinen Hund – am besten schon, bevor er knurrt. Klar, wenn du darin schon gut trainiert bist, wird es dir leichter fallen und du wirst schneller etwas erkennen. Aber auch wenn du glaubst, dass du noch gar nicht so gut darin bist – schau hin. Zumindest wirst du das nächste Mal schon besser im Beobachten sein, weil du schneller erkennst, wann dein Hund knurrt.

Durchatmen und freundlich bleiben

Atme erst tief ein und auch tief wieder aus. Puste deinem Hund nur nicht einfach ins Gesicht dabei. Danach entspannen sich sofort deine Muskulatur und deine Gesichtszüge. Damit kannst du viel besser überlegen, was zu tun ist und du wirkst auf deinen Hund nicht mehr so bedrohlich. Wenn dein Hund oder irgendein Hund dich anknurrt, wird dein Gehirn dir ganz schnell signalisieren, dass Gefahr droht und schon stellst auch du blöde Sachen an. Einmal tief ein und wieder tief ausatmen, macht deinen Kopf wieder klar und du kannst überlegen, was du tun solltest.

Außerdem fällt es dir dann leichter, neutral und vielleicht sogar freundlich zu bleiben.

Signale nutzen, die dein Hund schon kennt

Wenn du einen kühlen Kopf hast, kannst du auf die Signale zurückgreifen, die dein Hund schon kennt. Sitz, Platz, den Namen deines Hundes oder auch einen Trick – wenn das Signal sehr gut aufgebaut ist, wird dein Hund es ausführen können. So kannst du deinem Hund helfen.

Wichtig ist, dass du und auch dein Hund viel Übung mit diesen Signalen auch in schwierigen und aufregenden Situationen habt, damit du nicht lange überlegen musst, was du für ein Signal bei deinem Hund abfragen kannst. Und da macht wirklich Übung den Meister und die Meisterin.

Lesetipp: Warum Verhaltensunterbrecher so wichtig sind

Wenn du den Hund gar nicht kennst, wird es schwierig mit Signalen. Du weißt nicht, was der Hund kennt und ob er es überhaupt ausführt, wenn du das Signal gibst. Und nein, Hunde verfügen über kein angeborenes Wissen, was Nein, Halt, Pfui oder Aus bedeutet. Du kannst es probieren, aber du solltest den fremden Hund dabei auch nicht anschreien und erschrecken – denn das kann die ganze Situation zum Kippen bringen.

Aber auch, wenn dein Hund das Knurren unterbricht, wenn du ein Signal gibst, solltest du unbedingt die nächste Strategie anwenden.

Sich zurückziehen und nachdenken

Lass deinen Hund in Ruhe und zieh dich zurück. Oder bringe deinen Hund aus der Situation raus und schaffe Abstand zum Auslöser.

Und überlege dir unbedingt, was gerade passiert ist. Dein Hund knurrt nicht aus Spaß und danach wird er auch nicht sofort wieder tiefenentspannt sein. Bleibst du in der Situation, bleibt es auch für deinen Hund schwierig. Dadurch steigt die Gefahr, dass er wieder knurrt und es kann passieren, dass dein Hund deutlicher kommuniziert durch Abschnappen oder Beißen. Wenn du dir nicht zu 99% sicher bist, was du tust oder die Situation überfordernd für dich ist, solltest du die Situation lieber erst mal verlassen und nachdenken.

Gib deinem Hund Distanz und überlege dir,

  • was ist genau passiert?
  • was war der Auslöser für das Knurren?
  • was hast du übersehen in der Körpersprache deines Hundes und in der Situation?
  • was hat sonst dazu beigetragen, dass dein Hund geknurrt hat?

Und danach kannst du über Training nachdenken:

  • Musst du daran trainieren?
  • Willst du daran trainieren oder solche Situationen ab jetzt vermeiden?
  • Wie willst du daran trainieren oder diese Situationen vermeiden?
  • Wie kannst du solche Situationen managen oder vermeiden, bis das Training Erfolg hat?

Buchtipp: Marker-Training für Hunde: Auf Augenhöhe zum glücklichen und kooperativen Hund von Ulrike Seumel

Fazit

Es gibt das Sprichwort – Hunde die bellen, beißen nicht. Hunde, die knurren, beißen auch nicht. Wenn du das Knurren aber ignorierst, schimpfst oder einfach gar nicht ernst nimmst, bringst du im schlimmsten Fall den Hund dazu, zu beißen.

Das solltest du nicht tun, wenn (d)ein Hund knurrt

  • mit dem Hund schimpfen oder ihm Angst machen
  • es einfach ignorieren und hoffen, dass es sich verwächst
  • einfach weitermachen und es nicht ernst nehmen
  • versuchen, den Hund davon zu überzeugen, dass du es nur nett meinst

Wenn du mit deinem Hund daran arbeiten möchtest, dass er schwierige Situationen meistern kann und sich immer wohler in ihnen fühlt, solltest du einen kühlen Kopf bewahren und deinen Hund unterstützen.

Das solltest du tun, wenn (d)ein Hund knurrt

  • die Situation wahrnehmen und deinen Hund beobachten
  • tief durchatmen und freundlich bleiben
  • Signale abfragen, die dein Hund kennt
  • dich zurückziehen und dein Gehirn nutzen, um nachzudenken
    • dann kannst du über Training und dein weiteres Vorgehen entscheiden

Im Webinar „Bitte recht freundlich!“ erkläre ich dir genau, wie du am Knurren deines Hundes arbeiten kannst.

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Über die Autor*in

Ulrike Seumel

Ulrike Seumel ist Trainerin für Menschen mit Hund, Coach, Autorin und Gründerin von Dog It Right.

Mit Dog It Right begleitet sie Menschen und ihre Hund auf dem Weg zu einem glücklichen und unbeschwerten Leben.

Ihr Team und sie trainieren Hundehalter*innen, damit diese wissen, wie sie mit ihrem Hund umgehen. Die Menschen sollen Probleme erkennen, verstehen und lösen können. Dabei trainieren sie immer mit den Bedürfnissen und Stärken von Mensch und Hund.

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