Dein Hund macht nicht, was du willst? Dann kommt schnell der Ratschlag, dass du ein paar Regeln einführen solltest. Oft ist eine dieser Regeln, dass der Hund nicht mehr als Erster durch die Tür gehen darf.
Ob dieser Ratschlag sinnvoll ist und was er dir bringt, erfährst du hier.
Geht dein Hund gern raus?
Wenn dein Hund gern Gassi geht und neugierig ist, ist es normal, dass er als Erster nach draußen stürmen will. Wenn dein Hund schauen will, ob der Erzfeind von nebenan auch gerade raus geht, dann wird dein Hund auch als Erster nach draußen stürmen.
Der Kampf um die Weltherrschaft
Den Hund nicht mehr als Ersten durch die Tür zu lassen, soll dafür sorgen, dass der Hund seine Pläne überdenkt, die Weltherrschaft an sich zu reißen. Der Mensch soll dem Hund demonstrieren, dass der Mensch ab jetzt alle Entscheidungen trifft… Nur leider wird der Hund das nicht verstehen.
Im Grunde wird diese neue Regel den Hund nur verunsichern. Und im schlimmsten Fall sorgt das auf Dauer nur für mehr Probleme.
Die Schlacht um die Tür
Wenn dein Hund es gewohnt ist, als Erster nach draußen zu gehen, wird aus dieser neuen Regel plötzlich ein Gerangel um die Tür. Dein Hund versteht ja nicht, dass du dir das plötzlich anders überlegt hast und er fragt sich, warum du ihm den Weg versperrst.
Und da Hunde angeblich dominant wären, wenn sie als Erster rausgehen, verhält sich der Mensch dann nicht mehr so sanft… Denn der Mensch hat ja etwas zu verteidigen. Dem Hund einfach den Weg zu versperren oder durch Schimpfen davon abzuhalten, dass er als Erster nach draußen geht, sorgt für Stress, schlechte Stimmung und kann deinem Hund Angst machen.
Und wenn dein Hund in so einer Stimmung dann die Wohnung verlässt, wird die Begegnung mit dem Nachbarshund nicht so rosig ausfallen …
Darf der Hund als Erster durch die Tür?
Klar, warum nicht? Er kann aber auch lernen, nach dir durch die Tür zu gehen. Er braucht nur die Zeit, dies zu lernen und du musst dir diese Zeit nehmen, wenn dein Hund lernen soll, zu warten.
Ob dein Hund als Erster oder Zweiter nach dir durch die Tür geht, darfst du selbst entscheiden und es gibt Gründe für beide Seiten. Aber dein Hund wird nicht generell tun, was du willst, wenn er nach dir durch die Tür geht.
Der Hund zuerst!
Dein Hund darf als Erster durch die Tür gehen – warum auch nicht!? An eurer Beziehung ändert das nichts. Vielleicht ist es für dich aber ganz praktisch und vor allem bei schweren Türen, die schnell wieder zufallen, finde ich es persönlich sicherer für meine Hunde.
So machen wir das.
Meine Hunde zum Beispiel gehen immer als Erstes durch die Tür, wenn wir nach Hause kommen. Denn ich möchte nach ihnen die Haustür schließen und ihnen vorher die Tür gut aufhalten können.
Wenn wir die Wohnung verlassen, darf Paco immer als Erster rausgehen.
So erkenne ich sofort, ob die Katze, der Lieblingsnachbar oder ein Hund unterwegs ist. Paco zeigt es mir durch sein Interesse an, aber er bleibt stehen und deshalb ist es für mich okay. Es ist übrigens sehr viel leichter, wenn der Hund zuerst geht und dann der Mensch – das Tür-Schließen wird einfacher dadurch.
Der Hund folgt dem Menschen!
Es kann auch praktisch sein, wenn der Mensch zuerst durch die Tür geht.
Zum Beispiel, wenn du erst die Lage checken möchtest, weil dein Hund den Nachbarshund nicht so gern mag oder weil du wissen möchtest, ob die Familie mit den zwei kleinen Kindern gerade im Treppenhaus auf dich zukommt.
So machen wir das!
Wenn wir die Wohnung verlassen, dann geht Ascii erst nach mir aus dem Haus. Ich schaue erst einmal, ob nicht gerade die Nachbarskatze aus der Tür stürmt und direkt an uns vorbei rennt. Oder ob ein anderer Hund gerade um die Ecke kommt. Denn unser direkter Nachbarshund ist kein Fan von Ascii und Ascii auch nicht von ihm. So ersparen wir uns einfach blöde Situationen. Der Ablauf der Tür stammt noch aus der Zeit, als Ascii Aggressionsverhalten gegenüber Menschen gezeigt hat – aber wir haben es beibehalten.
Lesetipp: Wie du das Aggressionsverhalten deines Hundes veränderst
Da Paco als Erster geht und Ascii nach mir, läuft es an der Tür entspannt ab. Die Hunde kennen den Ablauf, denn er ist immer gleich und das macht es auch für deinen Hund einfacher. Wir haben ein Ritual, wie wir zu dritt die Wohnung verlassen und wir haben ein Ritual, wie wir zu viert (also inklusive meines Freundes) die Wohnung verlassen. Die Hunde wissen genau, wie die Reihenfolge ist.
Zeige deinem Hund, was er tun soll!
Ascii hat gelernt, sich neben die Wohnungstür zu setzen und zu warten, wenn wir die Tür aufmachen und einen Schritt nach draußen gehen. Oft setzt er sich von allein, wenn ich meine Hand an den Türgriff nehme und er wartet, solange bis ich aus der Tür rausgetreten bin, geschaut habe und ihm dann sage, dass es los geht.
Ascii fällt es nicht so leicht, zu warten, denn er liebt es, rauszugehen. Deshalb mussten wir es in kleinen Schritten üben und ihn oft belohnen. Wenn er aufgestanden ist, haben wir ihm einfach wieder ganz ruhig das Signal für das Sitzen gegeben.
Mittlerweile sitzt Ascii an der Tür sehr zuverlässig, selbst wenn er andere Hunde hört.
Nimm dir Zeit für dieses Training und bleibe entspannt, auch wenn dein Hund noch nicht lange sitzen kann. Außerdem muss dein Hund sich nicht hinsetzen und warten. Er darf auch gern stehen bleiben – er soll sich nur nicht durch die Tür an deinen Beinen vorbeischieben. Am besten übst du erst mal an der geschlossenen Tür das ruhige Stehenbleiben, denn viele Hunde werden schon unruhig, wenn der Mensch nur an der Tür steht.
Schiebe einfach vor deinem Spaziergang eine Mini-Übungseinheit in der Nähe der Tür ein und frage ganz einfache Sachen ab oder belohne deinen Hund nur, wenn er ruhiges Stehenbleiben oder Sitzen von allein anbietet.
Lesetipp: 3 Dinge, die du über Impulskontrolle beim Hund wissen solltest
Fazit
Ob dein Hund als Erster durch die Tür geht oder nach dir, kannst du selbst entscheiden.
Überlege dir, was für euch passt. Wenn dein Hund lernen soll, an der Tür zu warten, trainiere in kleinen Schritten dieses Verhalten und belohne deinen Hund, wenn er warten kann.