Aggressiver Hund: So kannst du das ändern.

von Ulrike Seumel

Sich selbst und das, was einem wichtig ist zu schützen, gehört zum Verhalten eines Hundes dazu. Ein aggressiver Hund ist also keine Seltenheit. Nur wir Menschen können damit schlecht umgehen. Aggressives Verhalten bei Hunden ist das Problem Nummer Eins – genau deshalb melden sich die meisten Kund*innen bei uns. Denn ein aggressiver Hund gefährdet nicht nur sich selbst, sondern auch andere.

Disclaimer: Dieser Artikel umfasst viele Informationen und es ist wichtig, dass du die verlinkten Texte liest, um dich in den einzelnen Bereichen fit zu machen. Und wenn du den Artikel bis zum Ende gelesen hast, empfehle ich dir eine Trainer*in deines Vertrauens ins Boot zu holen, wenn du das Aggressionsverhalten deines Hundes ändern möchtest.

Aggressive Hunde darfst du nicht in eine Schublade stecken!

Die Feststellung, dass ein Hund aggressiv ist, bringt dir im Training keinen Durchblick. Deshalb ist der erste Schritt, frage dich: Was tut dein Hund genau?

Beschreibe das Verhalten des Hundes, seine Körpersprache, Stresssymptome und so weiter. Und beschreibe zusätzlich die Situation, damit du schneller erkennst, wann dein Hund in so eine Situation gerät. Nutze dafür Stift und Papier, denn so setzt es sich gleich besser in deiner Wahrnehmung fest. Überlege dir dann, wann der Punkt ist, an dem es gleich losgeht. Wann wird dein Hund zu einem aggressiven Hund? Wann ist dein Hund noch ansprechbar und wann ist es schon zu spät?

Aggressiver Hund – Beispiel:

Um es dir leichter zu machen, werde ich dir alles am Beispiel von unserem Hund Ascii erklären. Dieses Verhalten hat Ascii im Februar 2014 gezeigt.

Asciis Verhalten bei Menschensichtung/ -kontakt an der Leine und im Freilauf:

  • Anspannung der Muskulatur um die Augen/Maul, Vergrößerung der Augen (Weiß in den Augen sichtbar), Züngeln
  • schaut weg vom Menschen (1-2 Sekunden) | schaut kurz hin (1 Sekunde), bekommt eine gerade Wirbelsäule, Rutenansatz geht nach oben (oberhalb der Rückenlinie)
  • springt nach vorn, frontal auf Menschen zu, springt an Menschen hoch – Richtung Oberarm, bellt dabei tief (mehrmals hintereinander), vermischt mit Knurren, schnappt auf Höhe des Oberarms ab oder hält den Arm kurz fest
  • keine Löcher, blauer Fleck beim Menschen

Wenn ich Ascii an der Leine hatte, ist er „nur“ in die Leine gesprungen und hat versucht, den Arm des Menschen zu erreichen.

Wenn Ascii seinen Rutenansatz angehoben hat und die Analregion sichtbar wurde, folgte das Bellen und in-die-Leine-Springen.

→ Wichtige Information für mich: An diesem Punkt sollte ich spätestens reagieren und Ascii ansprechen, ein anderes Verhalten abfragen oder spätestens dann mit Management beginnen.

Ascii hat dabei nie Bissverletzungen hinterlassen, sondern “nur” blaue Flecken. Seit ich ihn kenne, hat er zweimal zugepackt und es noch einmal versucht. Das letzte Mal im Jahr 2014 kurz nach dem Umzug zu mir.

Auch wenn Ascii sich damals freiwillig von Menschen streicheln ließ, ist die Situation schnell gekippt. Vorher ist er kurz am ganzen Körper eingefroren. Das zu erkennen, war wichtig, um ihn abrufen zu können und ein gutes Training zu planen. Und um aggressives Verhalten zu vermeiden.

Lesetipp: Warum du Einfrieren bei deinem Hund erkennen musst

Aggressiver Hund – das macht er ja nicht immer!?

Wenn du weißt, welches Verhalten dein Hund genau zeigt, solltest du jetzt herausfinden, welche Faktoren aggressives Verhalten wahrscheinlicher machen oder besser gesagt – warum dein Hund manchmal aggressiv reagiert und manchmal alles okay ist.

Lesetipp: Was du wissen musst, um Verhalten bei deinem Hund zu verändern

Die Auslöser für aggressives Verhalten bei Ascii waren:

  • fremde Menschen (alle außer mir und dem Vorbesitzer)
    • Männer, Frauen, Kinder
  • die auf ihn zu laufen
  • die dicht an ihm vorbeilaufen (ein Meter Abstand)
  • die ihn ansehen
  • die ihn anfassen
  • die sich “anders” verhalten, als er es von Menschen erwartet
  • im Treppenhaus generell
  • in der Wohnung generell

Asciis Aggressionsverhalten wurde stärker durch Hintergrundstress:

  • Trennungsstress
  • Langeweile
  • zu wenig mentale Stimulation
  • zu wenig Freilauf
  • Spannungen mit Rüden des Vorbesitzers
  • gesundheitliche Probleme und Schmerzen

Nach dem Umzug Anfang 2014 zu mir änderte sich einiges:

  • niedrige Schilddrüsenwerte bei Ascii unterhalb des Referenzbereichs → Gabe von L-Thyroxin (Schilddrüsenhormon)
  • 2015 Goldakupunktur aufgrund von leichter HD und beginnender Spondylose plus Physiotherapie als Nachsorge zum gezielten Muskelaufbau
  • Osteopathie, wenn er Schmerzen hat
  • regelmäßige Tagesabläufe
  • Training am Trennungsstress
  • Box als Rückzugsort aufgebaut
  • Spaziergänge mit Freilauf in einer Umgebung ohne andere Menschen und Hunde
  • mehr passende Beschäftigung, die ihm Spaß macht
  • mehr Entspannung im Alltag

Lesetipp: Meine 3 Tipps für mehr Entspannung bei deinem Hund

Allein durch einen regelmäßigen Tagesablauf und dem Training gegen den Trennungsstress wurde das Auftreten des aggressiven Verhaltens gegenüber Menschen weniger. Im engen Treppenhaus war Ascii plötzlich ansprechbar.

Nach der Goldakupunktur 2015 und dem nachfolgenden Muskelaufbau haben wir nicht nur eine riesige Veränderung im Gangbild sehen können, danach gab es nochmal einen wahnsinnigen Fortschritt im Verhalten gegenüber fremden Menschen.

Bei einem aggressiven Hund solltest du immer die Gesundheit im Blick haben. Dass Ascii eine beginnende Spondylose hat, die schmerzhaft ist, haben wir nur durch Zufall entdeckt. Wir haben ihn einfach mit zum Tierarzt genommen, der den Bewegungsapparat unserer Ridgeback Hündin behandelt hat und da kam es raus.

Warum verschwindet Aggressionsverhalten bei Hunden nicht von selbst?

Wenn dein Hund aggressives Verhalten zeigt, hat er einen Grund und es muss für ihn funktionieren. Aus Spaß und Freude wird kein Hund zu einem aggressiven Hund. Warum auch? Was bringt dem Hund das? Deshalb ist es nicht nur wichtig zu wissen, was das aggressive Verhalten auslöst, sondern auch unbedingt – was das aggressive Verhalten am Leben erhält. Wozu braucht es dein Hund?

Deshalb schreibe dir auf, was passiert, nachdem dein Hund aggressiv reagiert hat. 

→ Was macht der Auslöser? | Was erreicht dein Hund? | Wie reagierst du danach auf ihn?

Irgendetwas davon hält das aggressive Verhalten deines Hundes am Leben und sorgt dafür, dass es wieder auftritt oder bestehen bleibt.

Wenn Ascii fremde Menschen angebellt hat, sind oder haben die Menschen

  • stehen geblieben
  • einen Bogen gelaufen
  • weggegangen
  • zur Salzsäule erstarrt
  • weggeschaut
  • geschimpft
  • mit dem Hund geredet
  • haben die Hände vom Hund weggenommen

Fast alle Reaktionen der Menschen lösen bei Ascii Erleichterung aus!

Sie haben sich von ihm entfernt und ihn in Ruhe gelassen. Das wirkte sich belohnend auf das aggressive Verhalten aus und hat es verstärkt. Sein Ziel war, sich damit Menschen vom Hals zu halten, und das hat funktioniert. Ein aggressiver Hund möchte vertreiben – entweder aus Selbstschutz und/oder um eine für ihn wichtige Ressource zu schützen. 

Das bedeutet, im Training wäre es im besten Fall so, dass die Menschen genau das machen, wenn Ascii sich noch ruhig verhält. Das ist schwer im Alltag umzusetzen, weil nicht jede Situation kontrollierbar ist. Ich verrate dir gleich, wie ich trainiert habe.

Wenn dir das gerade alles zu kompliziert wird, dann hole dir lieber Unterstützung von einer Expert*in, die dich und deinen Hund beim Training begleitet und unterstützt. Mehr zu unserem Training findest du hier: dogitright.de

Niemals ohne Management!

Das aggressive Verhalten sollte so selten wie möglich auftreten, denn dein Hund wird damit fast immer Erfolg haben (alles andere wäre ja fahrlässig). Und wenn ein aggressiver Hund Erfolg hat mit seiner Strategie, warum sollte er diese ändern.

Ein aggressiver Hund kann dich, andere Menschen, Hunde oder Tiere verletzten – deshalb geht Management immer vor und sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Mir ist bewusst, dass es in der Stadt sehr schwierig ist, aber durch umsichtiges Verhalten und passende Gassiorte und -zeiten, kannst du immer etwas optimieren.

Management hilft auch dir – du hast Zeit, um sicher im Umgang mit deinen Trainingswerkzeugen zu werden. Außerdem hilft es dir dabei, dir selbst und deinem Hund wieder mehr Vertrauen zu schenken. Durch Management kannst du dich auch auf die schönen Momente mit deinem Hund konzentrieren und diese genießen.

Management kann auch wichtig sein, wenn Hunde aufgrund von Erkrankungen oder anderen Faktoren gestresst sind und dadurch schneller aggressiv reagieren könnten. Geht es deinem Hund schlecht, dann setze ihn lieber keinen schwierigen Situationen aus, bis er wieder fit ist.

Doch merke dir: Ohne ein gut durchdachtes Training wirst du niemals auf Management verzichten können.

Lesetipp: Warum Management so wichtig für deinen Trainingserfolg ist – und wie du es für dich nutzen kannst

Mein Management für Asciis Aggressionsverhalten nach dem Umzug zu mir:

  • Strecken für das Gassigehen mit wenigen Hunden und wenigen Menschen
  • Strecken waren gut einsehbar, sodass ich Auslöser von Weitem sehen konnte und nicht überrascht war
  • Schleppleine oder Leine am Geschirr, wenn andere Hunde und fremde Menschen in der Nähe waren
  • Ausweichen, bevor es zu dicht wurde
  • Ablenken, bevor es zu dicht wurde
  • keine Experimente
  • in der Wohnung bei Besuch: Gitter-Box und hohes Türgitter
  • Maulkorb beim Tierarzt

Lesetipp: Maulkorbtraining – In drei Schritten zur perfekten Maulkorbgewöhnung

So lernt ein aggressiver Hund neue und bessere Strategien

Um am Verhalten deines Hundes erfolgreich zu trainieren, solltest du verstehen, wie dein Hund lernt und was ihn antreibt.

Lesetipp: So lernt dein Hund

Das Training mit Ascii

Die wichtigste Regel – nicht darauf warten, dass der Hund Aggressionsverhalten zeigt und ihn wissentlich in schwierige Situationen bringen!

Sobald Ascii einen Mensch wahrgenommen hat und dabei ruhig geblieben ist, habe ich dieses ruhige Verhalten mit dem Markersignal eingefangen und belohnt. Mit einem positiven Markersignal geht es einfacher, weil mein Timing besser war und ich auch das ruhige Hinschauen zu Menschen verstärken konnte. Und ich habe sofort eine gute Emotion bei Ascii ausgelöst.

Lesetipp: Der Grund, warum du mit Markersignalen besser trainierst

Wichtig ist, dass du dein Markersignal im Alltag generell nutzt und sicher im Umgang damit bist. Und du solltest mit den verschiedensten Belohnungen nach dem Markersignal arbeiten.

Wenn Ascii dann einen Menschen nur angeschaut hat, folgt nach dem Markersignal als Belohnung ein ruhiges stimmliches Lob und etwas Tolles wie Spiel oder Futter, was Ascii aber immer etwas weg vom Menschen gebracht hat.

Lesetipp: 3 Tipps für den richtigen Einsatz von stimmlichem Lob

Mit der Belohnung habe ich die Distanz zum Menschen etwas vergrößert. Mit dem Markersignal wurde das ruhige Hinschauen und Stehenbleiben eingefangen, wenn er einen Menschen gesehen hat und die Belohnung hat ihn etwas von dem Menschen weggebracht. Mein Ziel war, dass Ascii immer wieder eine Distanzvergrößerung zu Menschen praktiziert, denn im Ernstfall konnte er das ja nicht, wenn es ihm zu viel wurde. Deshalb habe ich das Futter weg von den Menschen geworfen oder bin etwas weggegangen und habe dann mit ihm gespielt.

Da es im normalen Alltag nicht möglich ist, dass ich die Menschen wegschicke, wenn Ascii sich gut verhalten hat, habe ich es anders gelöst. Ascii bekommt eine Distanzvergrößerung, die sich für ihn richtig lohnt, weil dann Futter oder Spielzeug oder eine tolle Schnüffelstelle kommt.

Asciis Gehirn hat viele Tausendmal verknüpft – Weggehen, Weggehen, Weggehen. Irgendwann hat Ascii dann, wenn er einen Mensch gesehen hat, hingeschaut und ist dann zur Seite gegangen oder zu mir gekommen und ich konnte das mit dem Markersignal einfangen und ihn belohnen.

Dank des Markersignals und der folgenden Belohnungen konnte er aber auch immer mit dem Menschen etwas Gutes verknüpfen und hatte viele tausendmal eine positive Verknüpfung mit Menschen.

Lesetipp: Belohnungen im Hundetraining

So konnten wir uns Stück für Stück an Menschen ran arbeiten und ich habe jede freundliche und neugierige Annäherung bei Menschen mit dem Markersignal eingefangen und belohnt. Ich habe Ascii aber auch dann immer wieder vom Menschen wegbelohnt.

Mein Training fand immer im Alltag statt und in den Situationen, die sich eben ergeben haben. Ich habe nur darauf geachtet, die passenden Gassistrecken zu wählen. Den direkten Kontakt haben wir auch nur dann trainiert, wenn es sich ergeben hat oder unsere Freund*innen oder Familie Ascii kennenlernen wollten. Mein Freund hat das Training von mir so übernommen und perfekt umgesetzt – und Ascii ist sowieso ein richtiges Papa-Kind geworden. 😀

In meinem Webinar „Bitte recht freundlich!“ erkläre ich dir genau, wie so ein Training am Aggressionsverhalten aussehen kann.

Ziel erreicht?

Das ist der springende Punkt! Als Ascii anfing, mehr Interesse an Menschen zu zeigen, war nicht alles geschafft und okay. Er konnte die Nähe von Menschen noch nicht lange aushalten und es bestand immer die Gefahr, dass es kippt und er aggressiv reagiert. Zumal auch Menschen sich nicht immer perfekt verhalten – deshalb haben wir das sehr lange nur mit Menschen trainiert, die wir gut kennen und die keine Angst vor Hunden haben. Und die sich an unsere Anweisungen hielten, ihn erstmal nicht anzufassen, nicht anzustarren und nicht vollzuquatschen. (Übrigens kuschelt meine Mama mittlerweile mit Ascii auf der Couch und sie hat panische Angst vor Hunden. Ich dachte immer, dass wird nichts zwischen Ascii und ich, da sie ihn noch als aggressiven Hund kennengelernt hat. Heute ist alles wunderbar und sie sagt immer, dass sie das nicht glauben kann, wie er sich entwickelt hat.)

Das Training geht weiter: Direkter Kontakt zu anderen Menschen

Unser Vorgehen blieb gleich: Ascii ist zu den Menschen hingegangen, es folgte das Markersignal, ein ruhiges stimmliches Lob und er wurde wieder wegbelohnt. Er sollte die Erwartung haben, dass er wegbelohnt wird, denn umso leichter fällt es dem Hund, im Ernstfall auch wegzugehen. Ascii war sozusagen darauf vorbereitet, dass er gleich wieder weggeht und ein Leckerlie sucht. (Ob wir das Training so durchgezogen haben, hing immer davon ab, wie Ascii drauf war, wen wir getroffen haben und von einigen anderen Faktoren. Da Training so individuell ist, solltest du dich dabei von einer Trainer*in begleiten lassen.)

Schritt für Schritt hat Ascii mehr ausgehalten und die Menschen konnten ihn anfassen und mit ihm reden. Und ich konnte immer weniger mein Markersignal einsetzen, weil es von selbst lief. Die Trainingseinheiten waren immer sehr kurz und fanden erst mal nur draußen in ablenkungsarmer Umgebung statt. Und die Abläufe waren immer sehr ähnlich, was Ascii sehr geholfen hat und wir so Fortschritte besser erkennen konnten.

Das Kennenlernen von fremden Menschen fand immer draußen statt und nach wenigen Minuten sind wir dann zusammen in die Wohnung gegangen. So war es entspannter für alle und in der Wohnung fiel es dann Ascii viel leichter. 

Wenn du dich unsicher fühlst, so ein Training allein anzugehen, dann zögere nicht und such dir Unterstützung. Schreibe uns dazu einfach eine E-Mail.

Was du tun solltest, wenn ein Hund aggressiv reagiert

Trotz gutem Management und vorausschauendem Handeln kam es zu Beginn in der Stadt ca. zwei- bis dreimal im Monat trotzdem vor, dass Ascii aggressiv auf Menschen reagiert hat. Plötzlich stand im Treppenhaus jemand vor uns es kam draußen schnell jemand um die Ecke. Management ist niemals totsicher! Das hat unseren Trainingserfolg nie zerstört, aber ihn etwas verlangsamt. 

Wichtig war, dass ich das aggressive Verhalten von Ascii unterbrochen habe, ohne ihn zu erschrecken. Dafür habe ich sein Umorientierungssignal benutzt. Als es zu Beginn noch nicht funktioniert hat, habe ich Ascii festgehalten und ihn mit seinem Namen angesprochen und kurz abgewartet, bis er wieder etwas ruhiger wurde. Auch für das Ruhigerwerden habe ich ihn belohnt. Wenn er dann nochmal zu dem Menschen geschaut hat, habe ich das ruhige Hinschauen gleich nochmal mit dem Markersignal eingefangen und belohnt. Dadurch wurde er auch im Ernstfall immer schneller ansprechbar und hat sich von allein schneller runtergefahren.

Lesetipp: Warum Verhaltensunterbrecher so wichtig sind

Asciis Aggressionsverhalten habe ich schnell und freundlich unterbrochen, wenn er anfing, zu bellen und in die Leine zu springen oder zupacken wollte. Knurren trat nur sehr selten auf (ich kann mich nur an zweimal erinnern). Wenn Ascii nur geknurrt hat, habe ich ihn belohnt, weil ich Knurren wichtig finde und es eine bessere Strategie als Zupacken ist. Dank des Knurrens weiß ich, dass mein Hund ein Problem hat und wenn Ascii wirklich etwas stört, setzt er es mittlerweile bei fremden Menschen ein. Zum Beispiel, wenn eine fremde Person mit Hut auf ihn zuläuft und ihm einfach den Kopf streichelt. 😉 (Mittlerweile sind auch Menschen mit Hut kein Problem mehr.) 

Lesetipp: Was tun, wenn der Hund knurrt

Mit aggressivem Hund schimpfen: Doofer Plan!

Ich habe nicht mit Ascii geschimpft und mich zusammengerissen, wenn er aggressiv reagiert hat. Es war mir natürlich unangenehm in der Öffentlichkeit und es tat mir auch mal weh, wenn er in die Leine gesprungen ist, aber ich bin ruhig geblieben. Ascii ist ein sehr sensibler Hund, der schon bei einem bösen Blick einen Schreck bekommt und deshalb war es wichtig, ruhig zu bleiben. Auf Schreck oder Schmerzen verzichte ich im Training sowieso und halte es beim Thema Angst- und Aggressionsverhalten für äußerst kontraproduktiv.

Lesetipp: Was jeder über Strafe im Hundetraining wissen sollte

Ich möchte Aggressionsverhalten beim Hund nicht nur deckeln und wegsperren, sondern dem Hund andere Handlungsstrategien beibringen und dem Hund angenehme Erfahrungen mit Menschen ermöglichen. Das ist der beste Schutz vor aggressiven Verhalten!

Aggressiver Hund: Ende gut, alles gut?

Mittlerweile ist Ascii ein anderer Hund und wie viel mit einem guten Training möglich ist, sehe ich jetzt jeden Tag. Theoretisch war mir klar, dass es funktioniert, aber zu sehen, wie dieser Hund aufblüht und der Alltag leicht wird und Spaß macht, ist unfassbar gut. Es ist nicht immer leicht oder einfach, denn Rückschritte gehören zum Lernprozess dazu – aber Ascii unterstützt mich mittlerweile gemeinsam mit meinem Freund im Training, wenn es um Hundebegegnungen geht. Und meist will uns niemand glauben, was für eine Vergangenheit Ascii hatte.

Dennoch denke ich immer an den Satz von Dr. Ute Blaschke-Berthold, den sie Anfang 2016 in Leipzig während des Seminars gesagt hat:

Angst- und Aggressionsverhalten kann man nicht heilen, weil sie keine Krankheiten sind.

Ascii ist nicht plötzlich ein friedliches Lamm, der keiner Fliege ein Haar krümmen kann – er ist und bleibt ein Hund, der auch ein aggressiver Hund sein kann und auf den wir Acht geben werden.

 

Hol dir Unterstützung durch eine erfahrene Trainer*in, wenn du nicht genau weißt, welche Schritte du jetzt vor dir hast. Mehr zu unserem Training findest du hier: dogitright.de

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Über die Autor*in

Ulrike Seumel

Ulrike Seumel ist Trainerin für Menschen mit Hund, Coach, Autorin und Gründerin von Dog It Right.

Mit Dog It Right begleitet sie Menschen und ihre Hund auf dem Weg zu einem glücklichen und unbeschwerten Leben.

Ihr Team und sie trainieren Hundehalter*innen, damit diese wissen, wie sie mit ihrem Hund umgehen. Die Menschen sollen Probleme erkennen, verstehen und lösen können. Dabei trainieren sie immer mit den Bedürfnissen und Stärken von Mensch und Hund.

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