Maulkorbtraining – In drei Schritten zur perfekten Maulkorbgewöhnung

von Ulrike Seumel

Wenn du unseren letzten Artikel zum Thema Maulkorb gelesen hast, dann weißt du schon, warum dein Hund seinen Maulkorb lieben sollte. Wenn du nochmal nachlesen möchtest, für welche Situationen der Maulkorb enorm wichtig ist und wie er sitzen sollte, klicke hier.

Kannst du dich noch an das Horrorszenario aus dem Artikel erinnern? Dein Hund hat Schmerzen, muss untersucht werden und mag seinen Maulkorb nicht. Zusätzlich zu seinen Schmerzen muss er nun noch Stress aushalten, weil du ihn am Kopf festhältst oder einfach den Maulkorb anziehst. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein gutes Maulkorbtraining euch eine Menge Stress ersparen wird, ist sehr hoch. Bitte warte nicht, bis es zu gefährlich wird mit euch beiden, sondern fang gleich heute mit der Maulkorbgewöhnung an.

Vorbereitung für das Maulkorbtraining

Das brauchst zur perfekten Maulkorbgewöhnung:

  1. Einen gut sitzenden Maulkorb mit genügend Platz zum Hecheln und Trinken
  2. Eine ruhige Umgebung, die deinen Hund nicht ablenkt
  3. Einen wachen Hund
  4. Belohnungen, die durch die Öffnung des Maulkorbs passen

Verstaue die Leckerli in einer Tasche oder einem Beutel. Sie sollten nicht offen auf dem Boden oder in einer Schale stehen, dadurch kann sehr schnell Frust bei deinem Hund entstehen. Für das Maulkorbtraining eignen sich auch Futtertuben. Auch die Tube verschwindet zunächst in der Tasche. Wenn dein Hund bei hochwertigen Futterbelohnungen sehr hochdreht, dann nimm lieber keine hochwertigen Futterbelohnungen.

1. Schritt: Angucken und Annähern

Sobald dein Hund den Maulkorb sieht, passieren nur gute Sachen: Loben, Leckerli, Spielen, Streicheln und so weiter. Was gut ist, entscheidet immer dein Hund.

Bewege den Maulkorb nur so weit in Richtung deines Hundes, wie es für ihn ok ist. Er soll sich nicht von dem Maulkorb wegbewegen. Jedes Interesse, jeder Blick von deinem Hund in Richtung des Maulkorbes wird belohnt. Die Super-Belohnung kommt dann, wenn die Nase deines Hundes sich zum Maulkorb bewegt. Gutes Timing wird euer Training extrem beschleunigen, da dein Hund dann genau weiß, wofür er die Belohnung bekommt. Wir nutzen dafür das positive Markersignal.

Lesetipp: Der Grund, warum du mit Markersignalen besser trainierst

Das Hundegehirn braucht Geduld und Pausen (und du auch)

Gib euch beiden all die Zeit, die ihr braucht. Werde nicht ungeduldig. Versuche nicht den Maulkorb zu schnell aufzusetzen. Ansonsten besteht Gefahr, dass deine ganzen bisherigen Mühen unnötig waren. Du müsstest von vorn beginnen. Mach kurze Einheiten von zwei bis drei Minuten. Setze dir immer neue Teilziele: Dein Hund soll den Maulkorb cool finden! Damit bleibt ihr immer auf Erfolgskurs. Ihr kommt schneller ans Ziel, wenn du deinem Hund keinen Druck machst. Die kurzen Einheiten lassen sich wunderbar vor Spaziergängen oder zwischendurch integrieren. So behältst auch du den Spass und die nötige Geduld bei den Übungen.

2. Schritt: Anziehen

Nach ein paar Durchgängen von Schritt 1 sollte dein Hund Interesse am Maulkorb zeigen. Dann kannst du mit Schritt 2 starten und ihn jetzt mit Leckerli durch den Maulkorb füttern.

  1. Bewege den Maulkorb dabei leicht vom Hund weg, damit er nicht lernt, die Nase herauszuziehen. Lobe ihn währenddessen! Achte darauf, dass DU den Maulkorb leicht von ihm entfernst. Er selbst soll seine Nase NICHT vom Maulkorb wegbewegen. Ich weiß, es ist verlockend, aber: Führe den Maulkorb bitte NICHT auf deinen Hund zu! Er soll selbst die Nase hineinbewegen. So kannst du erkennen, ob er den Maulkorb annimmt und cool findet.
  2. Halte den Maulkorb anschließend einfach vor deinen Hund. Kommt dein Hund selbst auf die Idee, die Nase hineinzustecken, gibt es eine Super-Belohnung und der Groschen ist gefallen! Herzlichen Glückwunsch! Wiederhole diesen Schritt weiterhin in jeder Trainingseinheit. Zögere das Markersignal nur langsam hinaus, so dass dein Hund die Nase immer länger im Maulkorb lassen kann.

Der blöde Verschluss

Der Verschluss kann sowohl für dich als auch für deinen Hund echt nervig sein. Für dich ist es Fisselarbeit und für deinen Hund ist es unangenehmes Rumgefummel direkt am Kopf. Übe das Öffnen und Schließen vorher bitte ein paar mal ohne Hund, damit du nicht erst am Kopf deines Hundes herausfinden musst, wie es funktioniert.

Auch dein Hund muss den Verschluss erst lieben lernen. Wenn er seine Nase schon ein paar Sekunden im Maulkorb halten kann, führst du den Verschluss einmal hinterm Kopf zusammen und lässt ihn sofort wieder los und belohnst deinen Hund. Du steigerst die Dauer immer nur in Sekundenschritten. Anschließend simulierst du das Verschließen durch leichte Bewegungen. Erst nach mehreren Trainingseinheiten solltest du den Verschluss wirklich schließen. Wenn du den Verschluss zu früh schließt, könnte dein Hund Panik bekommen. Dann müsstest du hektisch an seinem Kopf rumhantieren. All die Mühe wäre umsonst und ihr müsstet vermutlich mit dem Lernen von vorn beginnen.

Wenn dein Hund keinen Bock auf Maulkorbtraining hat

Beobachte deinen Hund und schätze realistisch ein, wann er bereit ist für den nächsten Trainingsschritt. Jegliche Bewegung weg vom Maulkorb ist ein eindeutiges Zeichen dafür, dass du wieder einen Trainingsschritt zurückgehen musst. Wenn er versucht den Maulkorb mit der Pfote zu entfernen, solltest du zunächst ein paar Signale abfragen (Sitz, Platz) und ein paar Schritte gehen und ihn anschließend abnehmen. So verhinderst du, dass er lernt: Wenn ich mit der Pfote am Maulkorb kratze, wird er abgemacht. Bitte frage nur Signale ab, die dein Hund wirklich gern macht. Ignoriere das Kratzen bitte nicht, da es ein eindeutiges Zeichen ist, dass der Maulkorb deinem Hund noch sehr unangenehm ist. Gehe wieder einen Trainingsschritt zurück und sorge dafür, dass dein Hund den Maulkorb mit guten Dingen verbindet.

Sobald dein Hund den Maulkorb ein paar Sekunden tragen kann, solltest du dich mit ihm ein wenig durch den Raum bewegen und alle paar Schritte belohnen. So lernt er, dass Bewegung mit Maulkorb möglich ist und ihr könnt euer Training schon bald nach draußen verlagern.

3. Schritt: Ein Signal hinzufügen

Wenn du weißt, dass dein Hund die Nase in den Maulkorb stecken wird, sagst du eine Sekunde vorher das Signal (zum Beispiel “Maulkorb”, “Mauli”, “Muzzle”, etc.). Steckt er die Nase hinein, folgt das Markersignal und die Belohnung. Gib deinem Hund Zeit zum Nachdenken. Sag das Signal nur einmal und warte dann in Ruhe ab! Sollte er nach 5 Sekunden noch keine Idee haben, was du von ihm willst, kannst du die Position des Maulkorbs etwas ändern, so dass er leichter hineinkommt. Wenn dann immernoch nichts passiert, gehst du einen Trainingsschritt zurück, belohnst jedes Interesse am Maulkorb und fütterst durch den Maulkorb hindurch. In der nächsten Trainingseinheit kannst du es dann erneut mit dem Signal versuchen.

Der Maulkorb ist überall

Setze euer Training in anderen ablenkungsarmen Umgebungen fort! Geh in ein anderes Zimmer, in den Garten, mach eine Maulkorb-Pause auf einer ruhigen Gassi-Strecke. Auch zukünftig, wenn dein Hund den Maulkorb schon gern trägt, solltest du ihn ab und zu mal an verschiedenen Orten herausholen. So bleibt der Maulkorb eine schöne Beschäftigung und wird nicht zum Warnzeichen für den Tierarztbesuch. Auch auf der Couch oder im Bett (oder an anderen entspannten Orten) kann der Maulkorb mal für eine Weile angezogen bleiben. So lernt dein Hund auch mit Maulkorb auf der Nase zu entspannen.

 

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Über die Autor*in

Ulrike Seumel

Ulrike Seumel ist Trainerin für Menschen mit Hund, Coach, Autorin und Gründerin von Dog It Right.

Mit Dog It Right begleitet sie Menschen und ihre Hund auf dem Weg zu einem glücklichen und unbeschwerten Leben.

Ihr Team und sie trainieren Hundehalter*innen, damit diese wissen, wie sie mit ihrem Hund umgehen. Die Menschen sollen Probleme erkennen, verstehen und lösen können. Dabei trainieren sie immer mit den Bedürfnissen und Stärken von Mensch und Hund.

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