Die Menschen bestimmen alles im Leben des Hundes. Der Mensch kontrolliert es und der Hund darf meist über nichts bestimmen. Er könnte ja die Macht an sich reißen und über den Menschen bestimmen.
Aber wenn wir ehrlich sind, bestimmen wir immer alles – ob wir unseren Hund mitbestimmen lassen oder nicht, hängt immer von uns ab.
Ich glaube nicht daran, dass Hund und Mensch eine Rangfolge haben und wir darauf achten müssen, dass diese immer eingehalten wird. Das macht für mich keinen Sinn und so möchte ich auch nicht leben. Aber Hunde sind natürlich in gewisser Weise abhängig von uns, weil ich als Hundehalterin für die Fürsorge zuständig bin und die Verantwortung für meine Hunde übernehmen muss. Und da meine Hunde von mir abhängig sind, bin ich natürlich ihr Schlüssel zum Glück – aber auch Unglück. Deshalb habe ich die Entscheidung getroffen, dass meine Hunde mir zeigen können, wenn sie etwas wollen.
Und diese 3 Gründe sprechen dafür:
1. Dein Hund wird gern mit dir zusammenarbeiten.
Ich möchte, dass meine Hunde gern mit mir zusammenarbeiten und sie belohnen. Mir macht es Freude, nett zu meinem Hund zu sein und da ich verschiedene Belohnungen im Training nutze, erwarten meine Hunde sowieso nie immer ein und dasselbe. Und wenn ich die Interessen und Bedürfnisse meiner Hunde gleich im Training nutze, haben alle etwas davon.
Lesetipp: Artikelreihe zum Thema Belohnungen.
Überlege dir, welche Bedürfnisse dein Hund hat und dann frage dich, was davon umsetzbar ist und dir auch Spaß machen würde, denn so verbringst du die schönste Zeit mit deinem Hund.
Ich möchte, dass meine Hunde aktiv mitarbeiten und auch selbstständig nach Lösungen suchen – das geht nur, wenn sie sich das auch trauen und mit Hilfe von Belohnungen. Natürlich kann Kreativität auch mal zu Dingen führen, die ich nicht so mag, aber wozu gibt es einen Rückruf und generell Training? 😉
2. Es tut meinen Hunden gut.
Sie wissen, dass sie sich auf mich verlassen können und das gehört zu einer sicheren Bindung dazu. Wenn dein Hund etwas möchte, steckt ein Bedürfnis dahinter und kein niederträchtiger Drang, die Weltherrschaft an sich zu reißen. Du bist für deinen Hund verantwortlich und solltest seine Bedürfnisse wahrnehmen können und für ihn sorgen. Natürlich ist es nicht immer möglich, alle Bedürfnisse deines Hundes zu befriedigen, aber allein die Bedürfnisse deines Hundes wahrzunehmen, macht es dir leichter zu erkennen, was möglich ist.
Wenn dein Hund weiß, dass er von dir etwas Gutes zu erwarten hat, wenn er ein Verhalten zeigt, gibt das deinem Hund Sicherheit und zusätzlich ein gutes Gefühl. Neben Vorfreude empfindet ein Hund dann auch Erwartungssicherheit. Er weiß, dass es ihm gut gehen wird und dass ihm nichts Schlimmes passiert, wenn er ein Verhalten anbietet. Das schafft Raum für Kreativität, Vertrauen und für ein entspanntes Miteinander.
3. Ich bin selbst egoistisch.
Warum halte ich Hunde? Weil ich Freude daran habe und davon profitiere. Es tut mir gut und es macht oft Spaß. Hunde und Menschen leben viele, viele Jahre schon Seite an Seite. Die Verbindung zwischen Mensch und Hund ist etwas Besonderes und beide Seiten profitieren voneinander. Ansonsten würde ja auch keine Hundehalter*in wirklich Geld für Hundetraining ausgeben und sich niemand für so einen Blog interessieren. Die Beziehung zu einem Hund schenkt uns etwas und berührt uns, deshalb gebe ich meinen Hunden gern etwas zurück. Und ich sehe nicht ein, dass die Kommunikation zwischen Mensch und Hund immer nur eine Einbahnstraße ist – zugunsten des Menschen.
Aber was tun, wenn der Hund dann nervt?
Natürlich kann es sein, dass dein Hund zu einem unpassenden Zeitpunkt oder in einer unpassenden Situation etwas will.
Kommuniziere mit deinem Hund.
Zum Beispiel wenn ich am Laptop sitze und arbeite und Paco möchte kuscheln. Entweder nehme ich mir die Zeit, weil es gerade passt. Meist passt es mir aber nicht, weil ich meine Pausen selbst bestimme, um produktiv zu arbeiten – und dann kommuniziere ich das mit Paco. Ich sage ihm, dass er nicht gestreichelt wird oder dass er auf seinen Platz gehen und sich hinlegen kann. Ich bilde mir nicht ein, dass Paco meine Worte versteht, deshalb nutze ich dafür Signale, die er schon kennt und die ich vorher aufgebaut habe. “Geh auf deinen Platz” – das muss ich sicher nicht näher erläutern. Oder ich gebe das Signal “Fertig”. Das bedeutet, dass ich mich nicht oder nicht mehr mit den Hunden in irgendeiner Form beschäftigen werde. Paco weiß, dass jeder weitere Versuch zwecklos wäre und ich ihn nicht anfassen oder mit ihm interagieren werde. Er legt sich dann von allein wieder hin und schläft oder döst weiter.
Buchtipp: Marker-Training für Hunde: Auf Augenhöhe zum glücklichen und kooperativen Hund von Ulrike Seumel
Schaffe Gewohnheiten und Rituale.
Mittlerweile wissen Paco und Ascii, dass ich mich nicht mit ihnen beschäftige, wenn ich am Laptop oder PC arbeite. Mache ich aber eine Pause und setze mich auf die Couch, gehört die Zeit ihnen und es wird gekuschelt. Währenddessen kann ich dann Serien gucken, lesen oder einen Podcast hören.
Integriere in deinem Tagesablauf deine Bedürfnisse und die deines Hundes. Zweimal am Tag gibt es für unsere Hunde Futter aus dem Napf und das immer nach dem ersten Spaziergang (egal, wie klein oder groß er war) und irgendwann zwischen 18 und 19 Uhr. Wir brauchen keine Uhren, um zu wissen, wann es Essenszeit ist. Aber so kommt hier kein Hund auf die Idee, früher nach Essen zu fragen.
Lesetipp: Wenn dein Hund nervt
Schaffe Regeln und halte dich selbst an sie!
Was darf dein Hund und was darf er nicht?
Darf dein Hund, während ihr zu Abend esst, neben dem Tisch stehen und zuschauen? Oder soll er auf seinem Platz liegen?
Nur du und deine Familie oder Mitbewohner*innen wissen, wie das Zusammenleben zuhause aussehen soll und welche Regeln es gibt – für den Hund und für den Menschen.
Damit dein Hund sich an die Regeln halten kann, müssen sich alle an die Regeln halten. Durch Training, Management oder Gewohnheiten hilfst du deinem Hund, die Regeln einzuhalten. Willst du nicht, dass dein Hund am Tisch steht und euch zuschaut, dann trainiere mit ihm, dass er auf seinem Platz liegen bleiben kann oder nutze ein Kindergitter, damit er nicht am Tisch stehen kann.
Lesetipp: 4 Gründe, warum jeder Hundehaushalt ein Kindergitter braucht
Willst du nicht, dass deine Gäste den Hund vom Tisch füttern, dann sorge mit einem Kindergitter dafür, dass Abstand zwischen ihnen herrscht. Denn andere Menschen zu erziehen, ist echt nicht einfach. 😉