3 Dinge, an denen du Stress bei deinem Hund erkennst

von Ulrike Seumel

Zu viel Stress belastet unsere Hunde und führt dazu, dass Verhaltensprobleme verstärkt auftreten. Vor allem Angst- und Aggressionsverhalten verschlimmern sich durch eine zu hohe Stressbelastung. Umso wichtiger ist es, dass du Stress bei deinem Hund erkennst.

Neben körperlichen Symptomen deutet auch einiges im Verhalten des Hundes auf Stress hin. Hier findest du drei Verhaltensweisen, die dein Hund bei Stress zeigen kann.

Wann wird Stress zum Problem für Hunde?

Auslöser für Stress werden für den Hund nur dann zu einem Problem, wenn er sie als belastend und unangenehm bewertet und keine Bewältigungsstrategie für die Situation hat.

Einem Hund wird zum Beispiel warm, weil er in der Sonne liegt. Die Wärme ist der Auslöser für den Stress und der Hund empfindet die Wärme als unangenehm. Die Bewältigung bzw. Lösung dafür ist, aufzustehen und sich in den Schatten oder einen anderen kühleren Ort zurückzuziehen. So kann der Hund wieder abkühlen und die Wärme belastet ihn nicht mehr. Damit ist der Stress auch verschwunden.

Darf der Hund nicht aufstehen, weil der Mensch ein Platz abfragt und der Mensch ihn nicht aufstehen lässt, wird der Auslöser für den Stress – die Wärme – zu einem Problem für den Hund, weil er seine Situation nicht verändern und sich einen kühleren Ort suchen kann.

Ein Hund hat Angst vor anderen Hunden und begegnet unterwegs einem Artgenossen. Der ängstliche Hund ist an der Leine und läuft auf derselben Straßenseite auf den fremden Hund zu. Für den ängstlichen Hund ist diese Situation stressend, weil er durch die kurze Leine nicht ausweichen kann. Geht die Bezugsperson des ängstlichen Hundes jetzt einen Bogen um den fremden Hund oder wechselt die Straßenseite, kann der ängstliche Hund diese Situation durch Ausweichen bewältigen.

An diesen Beispielen kannst du erkennen, dass die Bewertung von Stress und Dingen, die Stress auslösen, individuell sind und diese von Hunden unterschiedlich bewertet werden.

3 Dinge, an denen du Stress bei deinem Hund erkennst.

Hibbelhund oder Schlaftablette?

Der Hund dreht plötzlich auf oder wird zur Schlaftablette. In stressigen Situationen kann dein Hund Vollgas geben oder auffällig ruhig werden. Auch nicht optimale Lebensbedingungen, die deinen Hund stressen, können dazu führen, dass dein Hund eine gesteigerte Aktivität zeigt oder sich sehr ruhig verhält (Lethargie).

Unser Hund Ascii dreht in stressigen Situationen auf und bewegt sich dann viel schneller, dadurch fällt es ihm auch schwerer, an einer kurzen Leine zu laufen. Die Auslöser für Stress bei ihm waren dann meist andere fremde Hunde. Durch das Training und das Erlernen von anderen Strategien laufen mittlerweile die meisten Begegnungen ruhig ab und die gesteigerte Aktivität bei Stress ist verschwunden. Natürlich kann dieses Verhalten nicht einfach wegtrainiert werden, denn sobald der Hund eine Situation als stressig bewertet, kann es wieder auftreten. Aber Ascii hat mittlerweile gelernt, dass diese Situationen für ihn kein Problem mehr darstellen, weil er gelernt hat, dass er weggehen kann, wenn es ihm zu viel wird.

Leider ist es sehr oft schwer einzuschätzen, ob der Hund einfach so ist oder ob es sich um ein Verhalten handelt, das durch Stress ausgelöst wird.

Auch wenn dein Hund eben schon immer so war, solltest du dich ehrlich fragen, ob nicht auch Stress die oder zumindest eine der Ursachen sein kann. Schau dir potentielle Auslöser von Stress genauer an und überprüfe den Alltag deines Hundes daraufhin, ob er vielen Auslösern von Stress ausgesetzt ist. Wenn du dir unsicher dabei bist, dann sprich deine Hundetrainer*in des Vertrauens darauf an.

Der Hund frisst schlecht!

Ein Hund nimmt kein Futter, wenn er satt ist und deshalb nicht essen möchte oder wenn dem Hund etwas angeboten wird, was er nicht mag. Wenn ich Paco ein Stück Wassermelone anbiete und er sie nicht frisst, hat er sicher keinen Stress – er frisst einfach keine Wassermelone.

Nimmt der Hund aber generell draußen kein Futter an, egal, um welches Futter es sich handelt, solltest du genau hinschauen. Die erste Frage ist immer, ob der Hund zuhause fressen kann oder ob er einfach generell schlecht frisst.

Frisst der Hund generell schlecht, sollte zuerst eine Tierarztpraxis aufgesucht werden, um Erkrankungen auszuschließen, die dafür verantwortlich sein können. Aber auch da kann Stress, der über einen längere Zeit andauert, verantwortlich sein. Mäkelt dein Hund sehr beim Fressen oder frisst generell schlecht, solltest du auch da die Auslöser von Stress im Blick haben. Denn Erkrankungen sorgen ja auch für Stress im Körper deines Hundes. Oft sind die Hunde aber überfordert und gestresst durch Dinge, die für den Hund bedrohlich sind, ihn stark frustrieren oder aufregen.

Lesetipp: 4 Gründe, warum dein Hund kein Futter nehmen kann und was du dagegen tun kannst

Was ist denn nur heute mit dem los?

Dein Hund reagiert plötzlich viel schneller oder heftiger als gewohnt auf seinen Erzfeind.

Normalerweise bellt dein Hund einen Jogger auf fünf Meter an, aber heute reagiert er schon auf einen Jogger in 50 Meter Entfernung.

Dein Hund knurrt einen fremden Hund an, wenn dieser versucht, das Spielzeug aus seinem Maul zu ziehen, aber heute knurrt er schon, sobald der fremde Hund nur am Horizont erscheint und sobald der fremde Hund am Spielzeug zieht, schnappt dein Hund ab.

Schuld daran ist nicht nur ein schlechter Tag deines Hundes, sondern Stress. Denn Stress sorgt für eine gesteigerte Reaktivität. Das bedeutet, dass sich der Punkt, an dem der Hund auf einen Auslöser reagiert, sich verschiebt und der Hund schneller auf den Auslöser reagiert. Und das natürlich besonders im Verhaltensbereich von Angst- und Aggression – der Hund reagiert schneller auf Bedrohungen.

Zeigt dein Hund also eine schnellere Reaktion auf Auslöser von Angst- und Aggressionsverhaltenn als gewöhnlich, kann das an einer stressigen Situation oder an stressenden Lebensbedingungen liegen. Außerdem sollte bei plötzlich auftretenden Angst- oder Aggressionsverhalten die Gesundheit des Hundes gecheckt werden.

Fazit

Um Stress bei deinem Hund zu erkennen, kannst du nur sein Verhalten beobachten, aber unsere Beobachtungen sind oft unsicher und nicht immer aussagekräftig. In das Innere des Hundes können wir nicht sehen und ihn auch nicht fragen.

Und nicht jede Veränderung im Körper unter Stress wird an der Körperoberfläche oder im Verhalten deines Hundes sichtbar.

Ein ruhiger Hund bedeutet nicht zwangsläufig, dass dieser Hund auch entspannt ist.

Deshalb solltest du die Stressbelastung deines Hundes kennen und wissen, was Stress auslösen kann.

 

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Über die Autor*in

Ulrike Seumel

Ulrike Seumel ist Trainerin für Menschen mit Hund, Coach, Autorin und Gründerin von Dog It Right.

Mit Dog It Right begleitet sie Menschen und ihre Hund auf dem Weg zu einem glücklichen und unbeschwerten Leben.

Ihr Team und sie trainieren Hundehalter*innen, damit diese wissen, wie sie mit ihrem Hund umgehen. Die Menschen sollen Probleme erkennen, verstehen und lösen können. Dabei trainieren sie immer mit den Bedürfnissen und Stärken von Mensch und Hund.

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