Ulli fragt… #10 – Nerina Aupperle | CANEsance Stuttgart

von Ulrike Seumel

Das Zusammenleben von Kindern und Hunden stellt Mütter und Väter schnell vor eine Herausforderung. Die werdenden Eltern denken, dass sie viel Zeit zur Vorbereitung haben und plötzlich ist das Baby doch schon auf der Welt und der Hund findet sich in einem ganz neuen Alltag wieder. Probleme sind da oft vorprogrammiert – umso mehr freue ich mich, dass ich heute eine Expertin zum Thema auf meinem Blog begrüßen darf. Nerina Aupperle unterstützt Eltern und werdende Eltern mit Hund.

Hallo Nerina! Schön, dass du dabei bist und mir trotz Mutterschutz einige Fragen beantworten möchtest. Stell dich doch bitte zuerst meinen Leser*innen kurz vor.

Hallo Ulli! Erst einmal vielen Dank für die Einladung zum Interview. Es freut mich extrem zu dem für mich wichtigsten Thema „Baby und Hund“ von einer so geschätzten Kollegin interviewt zu werden.

Privat bin ich verheiratet und inzwischen zweifache Mama und einfache Hundemama.

Die Arbeit mit Menschen liegt mir sehr am Herzen, weshalb ich Logopädin geworden bin. In der Arbeit als Hundetrainerin kann ich zudem Menschen und Hunde betreuen, wobei mich letztere schon mein ganzes Leben lang begleiten und prägen.

In Stuttgart habe ich meine Hundeschule CANEsance, in der ich mich auf Verhaltenstherapie beim Hund und das Thema Baby und Hund spezialisiert habe. 

Du bist für familiemithund.info aktiv. Was verbirgt sich dahinter?

Familiemithund.info bietet kostenlose Vorträge für Schwangere mit Hund (Dogs&Storks) und Familien mit Kleinkind und Hund (Dog&Baby Connection).

Wir gehören zu einer internationalen Organisation von Hundetrainer*innen (Family Paws Parent Education), die sich weltweit darauf spezialisiert hat, durch Erwachsenenschulung ein harmonisches Zusammenleben von Kind und Hund zu ermöglichen.

Wir müssen dafür nicht nur eine Prüfung ablegen, sondern werden nach deren Bestehen auch noch zu dem speziellen Thema Kind und Hund geschult. Im internationalen Netzwerk tauschen wir uns zudem andauernd aus.

Warum hast du dich entschlossen, bei familiemithund.info mitzuwirken und was für Aufgaben übernimmst du da?

Als ich mit meiner Tochter schwanger war, arbeitete ich bereits als Hundetrainerin und hatte mich in vielen Bereichen fortgebildet. Zu dem speziellen Thema Baby und Hund wusste ich dennoch kaum etwas, da Literatur und Fortbildungsmöglichkeiten in diesem Bereich fast gegen null gehen.

Unsere Hündin Shari ist aus dem Tierschutz, hat viele Ängste und reagierte im Zweifelsfall auch aggressiv. Daher war es mir sehr wichtig, sie auf das Baby vorzubereiten. Dank Suchmaschinen fand ich im Internet familiemithund.info, machte dort dann die Prüfung und lernte von Jen Shryock, der Begründerin, unendlich viel über das Zusammenleben in der Familie. Am Tag der Prüfungsbesprechung setzten dann auch die Wehen ein. 😀

Als Referentin für familiemithund.info halte ich im Raum Stuttgart die kostenlosen Vorträge und bereite damit Schwangere und Familien mit Kleinkind und Hund auf das gemeinsame Leben vor. Diese Arbeit ist präventiv. Zudem berate ich Familien via Skype deutschlandweit und gebe bei Bedarf auch Trainings vor Ort, wenn die Entfernung nicht zu groß ist. Auch wenn es zwischen Kind und Hund bereits „geknallt“ hat, stehe ich beratend zur Verfügung.

Ist das Thema Kind & Hund dein Herzensthema und planst du, in Zukunft noch mehr in dieses Thema einzusteigen?

Ja, mein absolutes Herzensthema. Mit Baby, Kleinkind und zwei Hunden im Haushalt (die Hündin Bailey meines Bruders ist häufig auch bei uns) ist es zudem mein täglich Brot. Es ist einfach wunderschön, wenn Kind und Hund in Harmonie gemeinsam aufwachsen können. Für mich ist es auch sehr wichtig, dass Hunde nicht ins Tierheim müssen, weil die Familie Nachwuchs erwartet. Das ist nämlich in den meisten Fällen überhaupt nicht nötig. Meine Shari ist der beste Beweis.

Doch auch Hunde, die nicht verhaltensoriginell sind und den Alltag der Eltern super meistern, profitieren von der Vorbereitung während der Schwangerschaft. Auch das hat für mich eine große Bedeutung, denn ein Baby kann den Hund bei mangelnder Vorbereitung sehr stressen.

Das Thema wird mich sicherlich weiter begleiten und ich möchte mich definitiv weiter damit auseinandersetzen.

Wie können sich angehende Mütter und Väter von dir beraten lassen, wenn sie Fragen zum Thema Kind und Hund haben?

Zu den Vorträgen kann man sich über familiemithund.info anmelden. Hat man darüber hinaus noch Fragen, bin ich per Mail auch während meinem aktuellen Mutterschutz erreichbar.

Gibt es wichtige Dinge, die ein Hund lernen sollte, bevor das Baby auf die Welt kommt?

Eine ganze Menge. Alle sind Inhalt der Vorträge. Für mich besonders wichtig sind darunter drei Signale:

  1. „Geh auf deinen Platz“, passend, wenn alle eilig durcheinander rennen und der Hund somit weiß, wo er hingehen kann und Ruhe findet (denn der Platz ist für die Kinder tabu).
  2. Ein sicherer Rückruf, so macht der Spaziergang allen Beteiligten Spaß und der Hund kann abgerufen werden, wenn es eng wird und
  3. „Sitz“. Wenn der Hund sich auch setzen kann, wenn dem Kind ein Spielzeug oder Lebensmittel runterfällt, können viele Konflikte vermieden werden.

All diese Signale müssen ohne körpersprachliche Hilfen und auch bei hoher Ablenkung möglich sein, denn als Mutter hat man meistens die Hände voll.

Doch auch der Umgang mit u.a. Babygeschrei, dem Baby auf dem Arm, dem Spielzeug des Babys, weniger Aufmerksamkeit und dem unregelmäßigen Tagesablauf sind wichtige Lerninhalte für die Hunde.

Wie viel Vorbereitungszeit sollten werdende Eltern einplanen, um den Hund auf das Baby vorzubereiten und um vor der Geburt mit dem Hund zu trainieren?

Im Idealfall beginnt das Training so früh wie irgend möglich. In der Schwangerschaft kann es jederzeit passieren, dass der Fokus ganz und gar auf Ausruhen gelegt werden muss und daher keine Möglichkeit mehr für Training besteht.

Aus der Sicht des Hundes – was ändert sich alles, wenn das Baby da ist?

Der Tagesablauf, die Aufmerksamkeit durch die Eltern, der Geruch und das Aussehen des Zuhauses und der Lärmpegel, die Dauer des Spaziergangs und die nervliche Belastbarkeit der Eltern. Vor allem auch die Spaziergänge ändern sich, wenn ein Baby dabei ist. Schön ist, dass ein Elternteil meistens zuhause bleibt und der Hund so seltener alleine bleiben muss.

Welche drei wichtigen Dinge möchtest du werdenden Eltern mit Hund auf den Weg geben, damit einem harmonischen Zusammenleben zwischen Kind, Hund und Eltern nichts mehr im Weg steht?

  1. Lasst Baby/Kleinkind und Hund niemals zusammen allein. Nur bei 100%iger Aufmerksamkeit durch einen Erwachsenen sind beide sicher. Könnt ihr dies nicht garantieren, weil ihr beispielsweise telefoniert oder auf euer Handy schaut, so sichert durch gut trainierte Kindergitter, Boxen oder eine geschlossene Türe ab.
  2. Achtet darauf, dass der Hund genügend Ruhezeiten bekommt. Die durchschnittliche Schlafdauer eines Hundes beträgt ungefähr 17 Stunden. Damit der Hund genügend entspannen kann, sollte er einen sicheren Rückzugsort haben, der für das Baby tabu ist.
  3. Schult euch im Lesen der Körpersprache des Hundes. Nur wenn ihr wisst, was der Hund körpersprachlich ausdrücken will, könnt ihr Konflikte zwischen Baby/Kleinkind und Hund frühzeitig erkennen und verhindern.

Vielen Dank, Nerina, dass du so viel Wissen mit mir und meinen Leser*innen geteilt hast. Ich hoffe, dass sich noch mehr Schwangere an familiemithund.info und dich wenden, damit Mütter und Väter den Alltag mit Kind und Hund mehr genießen können.

 

Nerina Aupperle lebt mit Mann, zwei Kindern und ihrer Hündin in Stuttgart. Seit 2010 bietet sie in ihrer Hundeschule CANEsance Hundetraining und -verhaltenstherapie an. Seit 2013 ist sie außerdem als Referentin bei familiemithund.info aktiv und arbeitet zusätzlich als Logopädin.

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Über die Autor*in

Ulrike Seumel

Ulrike Seumel ist Trainerin für Menschen mit Hund, Coach, Autorin und Gründerin von Dog It Right.

Mit Dog It Right begleitet sie Menschen und ihre Hund auf dem Weg zu einem glücklichen und unbeschwerten Leben.

Ihr Team und sie trainieren Hundehalter*innen, damit diese wissen, wie sie mit ihrem Hund umgehen. Die Menschen sollen Probleme erkennen, verstehen und lösen können. Dabei trainieren sie immer mit den Bedürfnissen und Stärken von Mensch und Hund.

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