Aufbau von Kommandos und Signalen in drei Schritten

von Ulrike Seumel

Wäre die Welt nicht ein schönerer Ort, wenn alle Hunde auf ihre Besitzer*innen reagieren würden? Zumindest scheint es mir so, wenn ich die vielen Klagen in sozialen Netzwerken lese. Ich finde, ein fairer Umgang und ein freundliches Training mit Hunden kann viel dazu beitragen und deshalb solltest du dir Gedanken darüber machen, wie du Kommandos und Signale bei deinem Hund aufbaust.

Achtung – neben dieser Anleitung in drei Schritten brauchst du etwas Fleiß und Spaß am Training mit deinem Hund.

1. Schritt: Verhalten trainieren

Bevor du deinem Hund Signale und Kommandos um die Ohren hauen kannst, sollte dein Hund zuerst in der Lage sein, die Bewegung auszuführen, die du haben willst.

Vor dem Einführen eines Handzeichens oder Wortsignals solltest du deinem Hund erst den Bewegungsablauf beibringen. Erst wenn dein Hund sein Hinterteil Richtung Boden bewegen und kurz darauf parken kann, kannst du dieses Verhalten unter ein Wortsignal oder Handzeichen stellen. Ansonsten wirst du mit deiner Hand nur vor deinem Hund rumfuchteln oder das Wortsignal 50 Mal sagen, bis dein Hund das Verhalten zufällig ausführt.

Deinem Hund muss erst klar werden, was er genau mit seinem Körper und mit seiner Bewegung anstellen soll und gleichzeitig auch, was er damit nicht anstellen soll.

Lesetipp: So lernt dein Hund

So kannst du deinem Hund ein Verhalten beibringen

Es gibt viele Möglichkeiten und ich möchte dir an dieser Stelle nur zwei davon vorstellen. Diese zwei Möglichkeiten setze ich selbst ein – das bedeutet nicht, dass das unbedingt die besten Methoden sind, aber sie funktionieren für meine Kund*innen und mich sehr gut.

Locken

Dabei lockst du den Hund mit etwas, was er gern haben will, in die gewünschte Position oder Bewegung. Eigentlich ganz einfach – oder?

Du brauchst etwas, was der Hund gern haben möchte.

Futter eignet sich gut, aber nicht jeder Hund mag immer Futter. Auch Spielzeug funktioniert bei manchen Hunden. Übrigens hat es früher bei meinem Hund Paco mit Spielzeug nie funktioniert, weil er viel zu aufgeregt war.

Auch beim Locken brauchst du Zwischenschritte.

Nicht jeder Hund geht sofort in die Position, die du haben willst. Deshalb solltest du dir überlegen, welche Zwischenschritte es geben kann. Dein Hund lernt einen Bewegungsablauf kennen, den er noch nicht kennt.

Du brauchst Übung.

Es sieht einfach aus, aber auch beim Locken brauchst du etwas Fingerspitzengefühl. Bleib entspannt, auch wenn dein Hund nicht sofort die Position einnimmt, die du gern hättest und probiere weitere aus. Nimm es mit Humor, wenn etwas schief geht. Da du noch kein Wortsignal oder ein Handzeichen einführst, ist alles cool. Außerdem trainierst du durch das Üben dein Timing. Auch beim Locken geht es mit einem guten Timing schneller.

Du musst das Lockmittel abbauen.

Wenn dein Hund verstanden hat, was er tun soll, solltest du das Lockmittel abbauen. Das Ziel ist, dass dein Hund auch ohne Locken die Position einnehmen oder die Bewegung ausführen kann. Erst dann kannst du ein bestimmtes Handzeichen oder ein Wortsignal einführen.

Einfangen mit dem Markersignal

Wenn du ein Markersignal nutzt, kannst du deinem Hund sagen, welche Verhaltensweisen du öfter sehen willst. Du fängst Positionen und Bewegungen mit deinem Markersignal ein. Dein Hund lernt – wenn ich dieses bestimmte Verhalten oder diese Bewegung zeige, erhalte ich etwas Gutes. Das lohnt sich! Dein Hund wird dir immer öfter dieses Verhalten oder die Bewegung anbieten. Durch das Einfangen beobachtest du deinen Hund stärker und erkennst schneller, wenn er dir dieses Verhalten anbietet. Dadurch weißt du, wann du ein Handzeichen oder Wortsignal einführen kannst.

Lesetipp: Der Grund, warum du mit Markersignalen besser trainierst

2. Schritt: Handzeichen oder Wortsignal aufbauen

Du führst das Handzeichen oder Wortsignal ein,

  • wenn dein Hund dir das Verhalten immer bewusster anbietet
  • oder wenn du es durch eine Lockbewegung (am besten ohne Lockmittel in der Hand) bei deinem Hund auslösen kannst.

Viele starten mit dem Handzeichen, weil es sich aus der Lockbewegung entwickelt. Startest du mit dem Handzeichen, solltest du einige Wiederholungen mit deinem Hund machen, damit dein Hund sicher versteht, was das Handzeichen bedeutet. Dabei helfen dir das Markersignal und Belohnungen, weil du punktgenau deinem Hund sagen kannst, welche Reaktion richtig war.

Ein Wortsignal einführen

Wenn dein Hund das richtige Verhalten ausführt, sobald du das Handzeichen gibst, kannst du ein Wortsignal einführen.

  1. Du gibst das Wortsignal.
  2. Zählst im Kopf 21,22,23.
  3. Gibst dein Handzeichen.
  4. Sobald dein Hund das richtige Verhalten ausführt, gibst du dein Markersignal und belohnst ihn.

Sei zu Beginn großzügig und gib deinem Hund Zeit zum Überlegen. Warte auf die richtige Reaktion. Durch das Markersignal und die Belohnung versteht dein Hund genau, um was es geht und bekommt Sicherheit. Reagiert dein Hund nach 30 Sekunden noch gar nicht oder bietet dir immer ein “falsches” Verhalten an, dann lass das Wortsignal weg und trainiere nochmal nur mit dem Handzeichen.

Dein Hund lernt das neue Wortsignal kennen und wird das Handzeichen nicht mehr brauchen. Es wird dann schnell so aussehen: Du gibst das Wortsignal und zählst im Kopf 21,22 und schon führt dein Hund das richtige Verhalten aus. Er braucht das Handzeichen nicht mehr. Ab jetzt kannst du separat das Handzeichen und das Wortsignal mit deinem Hund trainieren.

3. Schritt: Generalisieren

Wenn dein Hund auf das Wortsignal und/oder das Handzeichen reagiert und nicht mehr überlegen muss oder “falsche” Reaktionen anbietet, dann geht es an den wichtigsten Teil. Dein Hund kann jetzt in einem Umfeld ohne Ablenkungen auf dein Kommando oder Signal reagieren, aber sobald ihr an einem anderen Ort seid oder Ablenkungen ins Spiel kommen, wird es schwer. Jetzt beginnt das Training!

Training an verschiedenen Orten!

Bevor es an Ablenkungen wie andere Hunde, Menschen oder Wild geht, solltest du den Aufbau von Kommandos oder Signalen an andere Orte verlegen. Du kannst mit deinem Zuhause anfangen und es in verschiedenen Zimmern üben. Danach suchst du dir unterwegs ruhige Orte, an denen dein Hund mitarbeiten kann. So lernt dein Hund, dass der Ort keine Rolle spielt.

Lesetipp: Warum dir nur das Training im Alltag dauerhaften Erfolg mit deinem Hund bringt

Unterscheiden lernen!

Dein Hund sollte verschiedene Kommandos und Signale unterscheiden können und nicht raten, was du meinst. Wenn dein Hund schon mehrere Kommandos oder Signale beherrscht, kannst du Zuhause damit beginnen, die wild durcheinander abzufragen. Lass deinem Hund bitte etwas Zeit zum Überlegen und sage ihm mit dem Markersignal und einer Belohnung, was richtig ist.

Training an Ablenkungen!

Schreibe dir eine Ablenkungsliste und trainiere dann Schritt für Schritt an Ablenkungen. Beginne mit den leichten Ablenkungen auf deiner Liste und arbeite dich dann langsam an schwere Ablenkungen heran. Damit lernt dein Hund, dass er auch bei Ablenkungen das Kommando oder Signal ausführen kann und du vermeidest Frustration bei deinem Hund und dir.

Lesetipp: Im Training ein Musterschüler, im Alltag klappt es nicht.

Shit happens!

Hunde sind keine Maschinen, in denen jedes Zahnrad immer geschmiert läuft. Sollte dein Hund nicht reagieren, dann gibt es dafür einen Grund.

Welche Gründe das sein können, findest du hier:

Lesetipp: 5 Gründe, warum dein Hund Kommandos und Signale nicht ausführt

Lass das bitte!

Schimpf nicht mit deinem Hund, wenn er nicht auf dich reagiert. Bleib ruhig und überlege, wie du das Training besser machen könntest. Was braucht es, damit dein Hund es schafft? Durch Schimpfen wird dein Hund keine große Lust auf Zusammenarbeit mit dir haben.

Nutze auch nicht deine Hand oder andere Körperteile von dir, um deinen Hund in eine bestimmte Position zu bringen. Klar, ein Handzeichen darfst du geben – aber schieben, drücken und Co. sind beim Aufbau von Kommandos oder Signalen nicht nötig. (Außer du bereitest deinen Hund auf bestimmte Berührungen vor, die sich bei Besuchen bei deine*r Tierärzt*in oder Ähnlichem nicht umgehen lassen.)

 

PS: Hier findest du mehr zu unserem Training: dogitright.de

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Über die Autor*in

Ulrike Seumel

Ulrike Seumel ist Trainerin für Menschen mit Hund, Coach, Autorin und Gründerin von Dog It Right.

Mit Dog It Right begleitet sie Menschen und ihre Hund auf dem Weg zu einem glücklichen und unbeschwerten Leben.

Ihr Team und sie trainieren Hundehalter*innen, damit diese wissen, wie sie mit ihrem Hund umgehen. Die Menschen sollen Probleme erkennen, verstehen und lösen können. Dabei trainieren sie immer mit den Bedürfnissen und Stärken von Mensch und Hund.

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