(K)Eine gute Sache: Futter auf den Boden werfen

von Jessica Bende

Du gehst mit deinem Hund spazieren, die Sonne scheint und im Park ist noch nicht viel los. Ein schöner Start in den Tag und du genießt die gemeinsame Runde.

Da passiert es!

Dein Hund biegt ab.

Sein Ziel ist das Gebüsch.

Darin?

Dönerreste! Du brüllst ein lautes „Nein“ und rennst los. Noch ehe du bei ihm bist, ist der letzte Bissen geschluckt. Dir bricht der Schweiß aus. Hat er jetzt auch etwas von der Alufolie geschluckt? Giftköder?

Du bist sauer. Sauer auf denjenigen, der seine Essensreste hier in den Park schmeißt.

Sauer auf deinen Hund, weil er etwas vom Boden gefressen hat, was er nicht fressen soll. Sauer auf dich, weil du zu langsam warst. Den Spaziergang kannst du nun nicht mehr genießen.

Kennst du dieses Szenario? Bestimmt.

Was mache ich denn, wenn mein Hund Dinge vom Boden frisst, die er nicht fressen soll?

Du möchtest, dass dein Hund nichts vom Boden frisst. Besonders nichts, was ihm schaden könnte. Hast du vielleicht schon einmal versucht, ihm in die Schnauze zu fassen und das Objekt der Begierde rauszuholen? Bei der nächsten Gelegenheit war dein Hund bestimmt schneller mit dem Schlucken und du konntest nichts mehr erwischen. Hast du schon mal versucht, mit einem lauten „Nein“ sein Verhalten zu unterbrechen? Bestimmt hat es nicht funktioniert, obwohl er sonst so gut hört.

Dein Hund nimmt nur seine Chancen wahr. Er riecht und sieht etwas Fressbares und wird es sich nehmen. Was für eine schnelle Belohnung! Sehr überlebenstüchtig. Lernt er dann noch, dass du ihm immer seine Beute wegnehmen willst, wird er schneller und unauffälliger werden.

Besser ist es, wenn er lernt, dass die Kooperation mit dir sich lohnt!

Keine Belohnung und Beschäftigung mehr vom Boden

Mal ehrlich!

Hast du eine Zeit lang auf das Werfen von Futter verzichtet?

Hat dein Hund nach einiger Zeit weniger oder sogar gar nicht mehr vom Boden gefressen?

Wohl eher nicht.

Du hast auf eine schöne Option verzichtet, deinen Hund zu beschäftigen und genützt hat es dir auch nicht. Dein Hund frisst vom Boden!

Aber du kannst dir dieses Verhalten zu Nutze machen. Wenn dein Hund sowieso gerne auf dem Boden schnüffelt, nutze das! Baue es in deine Belohnungen mit ein. Wenn dein Hund sowieso gerne Sachen vom Boden frisst, wäre es dann nicht besser, er frisst das, was du ihm hin wirfst als irgendetwas anderes? Nutze das!

Was für Vorteile hat Futter auf dem Boden?

Dein Hund bekommt Bewegung, darf mit der Nase arbeiten und befriedigt auch noch seine Bedürfnisse. Du musst deinen Hund nicht ausschließlich mit Futtersuchspielen auf dem Boden beschäftigen. Und er freut sich auch, wenn du ihm eine Belohnung aus der Hand gibst. Es kommt immer auf die Situation an, in der du dich mit deinem Hund befindest.

Futter zu suchen, senkt die Erregung deines Hundes

Dein Hund hat noch eine hohe Erregungslage, wenn du ihn gerade erfolgreich vom Spielen mit seinen Hundekumpels abgerufen hast.

Da freut er sich über geworfene Leckerchen, die er suchen kann.

Denn die Arbeit mit der Nase macht deinen Hund ruhiger und die Belohnung ist auch hochwertiger, als wenn er sich einfach nur einen Keks oder ein paar Streicheleinheiten abholen kommt.

Futter auf dem Boden macht Spaß

Für Hunde ist Futter auf dem Boden eine beliebte Variante zum Belohnen und Beschäftigen, eben weil es so fest in ihrem Verhalten verankert ist.

Darum freut sich dein Hund, wenn du ihm Futter auf den Boden wirfst.

Er kann so sein Bedürfnis nach Herumschnüffeln und Futtersuchen befriedigen. Hier spielt der Spaßfaktor eine große Rolle.

Und den Spaßfaktor solltest du steigern können, vom Keks aus der Hand bis zum Keksregen, den der Hund sich erschnüffeln darf. Und es ist noch viel mehr möglich mit Futterbelohnungen.

Wenn ich meinen Hund mit Futter auf dem Boden belohne oder beschäftige, wird er lernen, vom Boden zu fressen.

  • Hast du deinem Hund schon einmal Futter auf den Boden geworfen?
  • Hat dein Hund sich darüber gefreut?
  • Hat dein Hund vorher schon mal etwas vom Boden genommen?

Bestimmt hast du all diese Fragen mit “Ja!” beantwortet.

Ein Grund liegt darin, dass Hunde schon von klein auf vom Boden fressen können.

Dieses Verhalten müssen wir unseren Hunden nicht beibringen. Es ist natürlich. Hunde und all ihre wilden hundeartigen Verwandten fressen vom Boden. Kein Wolf, kein Fuchs und auch kein wildlebender Hund packt sich sein Futter auf eine Erhöhung oder in einen Napf, um es dann zu fressen, wenn jemand ihm das ok gibt. Selbst die Anatomie unserer Hunde ist genau für eine Form des Fressens gemacht: vom Boden!

Der Hund meiner Nachbarin frisst aber nichts vom Boden!

Ja, es gibt Hunde, die nichts vom Boden fressen. Das hat allerdings andere Gründe. Manche Hunde sind zu gehemmt, um unterwegs etwas fressen zu können. Andere Hunde interessieren sich draußen generell mehr für ihre Artgenossen und deren Pipi-Notizen.

Dein Hund gehört wahrscheinlich eher zu den Futter-Staubsaugern, sonst wärst du nicht auf unseren Artikel gestoßen.

Darum kannst du ungehemmt Futter auf den Boden werfen

Dein Hund verbindet das von dir geworfene Futter gleichzeitig mit dir, da es nach dir riecht und du es geworfen hast. Wir Trainer*innen nennen das kontextabhängiges Lernen. Dein Hund verknüpft ganz viele Merkmale der Situation mit dem eigentlichen Thema. Das Thema ist Futter auf dem Boden, die Merkmale dazu sind dein Geruch, deine Körperhaltung, dein Signal, welches du ihm gegeben hast, und die Umgebung. Und wenn du dir jetzt denkst: Ich gebe kein Okay und das mache ich alles gar nicht. Allein dein gewohnter Umgang mit Belohnungen und Beschäftigung ist für deinen Hund schon ein Kontext, den er genau kennt.

Dein Hund macht genau das Tag für Tag

Dein Hund merkt sich kontextabhängig, wo er Futter gefunden hat. Das geht natürlich auch ohne unser Zutun! Bestimmt hast du bemerkt, dass dein Hund sich schon mal eine Stelle gemerkt hat, an der er etwas Fressbares gefunden hat. Hinter dieser Ecke gab es unter dem Gebüsch ein weggeworfenes Pausenbrot. Beim nächsten Mal ist er ohne Umwege wieder dorthin und hat nach mehr gesucht. Hier hat dein Hund neben dem Fressbaren auch noch die Umgebung verknüpft. Woanders zeigt er dieses Verhalten nämlich nicht. Dein Hund hat kontextabhängig gelernt. Deshalb brauchst du dir keine Sorgen zu machen, dass du deinem Hund das Fressen vom Boden antrainierst. Er kann es sowieso schon und die von dir versteckten und geworfenen Leckerchen stehen für deinen Hund in einem ganz anderen Kontext.

Futter auf dem Boden – deine Chance

Du hast bestimmt schon erlebt, dass dein Hund bei Anwesenheit von Fressbarem nicht so ansprechbar ist wie sonst. Erinnere dich an die kurze Geschichte vom Anfang. Das gebrüllte „Nein“ hat nicht geholfen. Hättest du es mit etwas anderem versucht, wäre das Ergebnis wohl ähnlich. Wenn du deinen Hund mit Futter auf dem Boden beschäftigst, kannst du diese Momente auch gezielt dafür nutzen, die Ansprechbarkeit deines Hundes zu verbessern. Das wird deinem Hund helfen, im Ernstfall besser auf das hören zu können, was du ihm sagst. Du lernst, deinen Hund bedürfnisgerecht zu belohnen und damit werden deine Belohnungen effektiver.

Lesetipp: Wie du lernst, die Bedürfnisse deines Hundes zu nutzen und nicht gegen sie zu kämpfen 

Die Sache mit der Impulskontrolle

Dein Hund lernt, seinen Impuls zu kontrollieren, wenn er es schafft, sitzenzubleiben, solange du etwas für ihn versteckst und auch erst loszulaufen, wenn du dein okay gibst. Gleichzeitig gibt dir das Beobachten deines Hundes die Möglichkeit, ihn noch besser kennenzulernen. Du siehst, welches Verhalten und welche Körpersprache er zeigt, sobald er das Futter findet. Die Körpersprache deines Hundes besser lesen zu können, hilft dir, auf dem nächsten Spaziergang noch früher zu erkennen, wenn er etwas Fressbares gefunden hat.

Nutze ein Freigabesignal

Benutze ein Freigabesignal, wenn du möchtest, dass dein Hund die von dir geworfenen Leckerchen nur nach deiner Erlaubnis nimmt. Du kannst es ganz einfach in deine Übungen und deine Beschäftigungen einbauen, indem du immer dein Freigabesignal sagst, wenn dein Hund etwas vom Boden nehmen darf.

So kooperiert dein Hund gern mit dir

Kooperation mit dir kannst du erreichen, indem du mit deinem Hund ein Anzeigeverhalten trainierst. Du bringst deinem Hund bei, sich hinzulegen, hinzusetzen oder zu bellen, wenn er etwas Fressbares findet. Das gibt dir die Chance, zu deinem Hund zu gehen, ohne dass er gleich alles herunterschlingt und ihn sogar dafür zu belohnen, dass er dir so vorbildlich gezeigt hat, wo es etwas zu holen gibt. Die Dönerreste kannst du dann aufsammeln und wegschmeißen, dein Hund bekommt dafür von dir ja eine hundgerechte Belohnung.

Lesetipp: Antigiftködertraining – 3 Fehler, die ich gemacht habe und wie du sie vermeiden kannst 

Unsere Buchempfehlung: Anti-Giftköder-Training: Übungsprogramm für Staubsauger-Hunde von Sonja Meiburg

Fazit

Du solltest nicht wie wild mit Futter um dich schmeißen. Das hat keinen Sinn. Wenn du deinen Hund mit Futter belohnen oder beschäftigen willst, schaffe dir klare Regeln und gute Bedingungen.

Trainiere mit deinem Hund die Ansprechbarkeit unter Futterablenkung und baue ein Anzeigesignal auf. So kannst du euch beide auf den nächsten Dönerfund vorbereiten und eure Geschichte geht dann so: Du gehst mit deinem Hund spazieren, die Sonne scheint und im Park ist noch nicht viel los. Ein schöner Start in den Tag und du genießt die gemeinsame Runde.

Da passiert es!

Dein Hund biegt ab.

Sein Ziel ist das Gebüsch.

Darin?

Dönerreste!

Dein Hund schnuppert und legt sich hin. Er schaut zu dir. Er wartet.

Du musst nicht rennen. Du hast Zeit, in normalem Tempo zu deinem Hund zu gehen.

Jetzt hast auch du den Döner gesehen.

Dein Hund wird von dir erstmal fürstlich belohnt.

Du streust Kekse und ein paar Brocken Fleischwurst aus, die er suchen darf.

Den Döner lässt du in einem Kotbeutel verschwinden und wirfst ihn weg. So frisst ihn nicht der nächste Hund, der sicher nicht auf seine Besitzer*in gewartet hätte.

Ihr setzt euren Spaziergang entspannt fort.

Du bist stolz auf deinen Hund, der alle Futterstellen so zuverlässig anzeigt. Du hast am Morgen schon eine gute Tat begangen und den nächsten Hund und seine Besitzer*in vor einem schlechten Tag bewahrt.

So genießt du euren Spaziergang und auch für deinen Hund lohnt es sich. Er kooperiert gern mit dir.

Wir wünschen dir viel Spaß beim Trainieren und Beschäftigen mit deinem Hund.

 

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Über die Autor*in

Jessica Bende

Jessica arbeitet seit 2011 mit Hunden und hat Ausbildungen zur Tierpsychologie und Hundetrainerin absolviert. Seit 2023 ist Jessica Trainerin bei Dog It Right im Kompakttraining online und in unseren begleiteten Onlineprogrammen.

Zu Jessica gehört die Staff-Mix Hündin Amy, die aufgrund ihrer Rasse im Tierheim gelandet ist. Amy hat große Angst vor dem Autofahren und ist bei Hundebegegnungen sehr aufgeregt. Dank Jessicas Hilfe, kann Amy Begegnungen meistern und sich darauf verlassen, dass sie ernst genommen wird.

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