Hund und Katze – so klappt’s! – 5 Tipps für das Zusammenleben

von Ulrike Seumel

Bevor ich zur Hundehalterin wurde, hatte ich Katzen. Paco habe ich zu den zwei Katzen dazugenommen und er hat einige Jahre mit ihnen zusammengelebt.

Bei der Zusammenführung habe ich mir nicht viele Gedanken gemacht und ich hatte einfach Glück, dass es geklappt hat.

Ich war damals noch sehr naiv und rate euch, es anders zu machen.

Im Zusammenleben zwischen den Dreien gab es manchmal Spannungen. Paco wollte sein Essen nicht mit den Katzen teilen, die Katzen wollten nicht mit Paco spielen und Paco wollte von den Katzen nicht immer zwangsgekuschelt werden.

Du denkst gerade – so ist das in jeder Beziehung oder dir kommt das bekannt vor, denn auch bei mehreren Hunden in einer Familie gibt es solche “Probleme” und nicht immer können die Tiere diese allein lösen.

Deshalb habe ich 5 Tipps für dich, wie das Zusammenleben zwischen Hund und Katze klappen kann.

1. Tipp: Müssen Hunde und Katzen zusammenleben?

Nein, aber sie können es natürlich.

Du solltest dir vorher überlegen, ob dein Hund generell mit Katzen zusammenleben kann. Viele Hunde kommen sehr gut zurecht mit Katzen im eigenen Haushalt.

Paco konnte sehr gut mit meinen beiden Katzen zusammenleben – fremde Katzen findet er bis heute seltsam. Außer sie rennen weg, dann würde er gern hinterher flitzen. ?

Auf der anderen Seite gibt es Hunde und auch Katzen, die gut darauf verzichten können, sich das Haus mit einem Artgenossen oder eben mit einem anderen Hund oder einer anderen Katze zu teilen. Ein Zusammenleben ist zwar möglich, aber du musst es durch Training und Management für alle erträglich machen. Und vielleicht wachsen Hund und Katze über die Zeit doch noch zusammen, dafür gibt es aber keine Garantie.

Und es gibt Hunde, die stellen für Katzen und andere Kleintiere eine Gefahr da. Und auch Katzen darfst du da nicht unterschätzen.

2. Tipp: Woher weiß ich, dass es passt?

Eine 100%ige Sicherheit gibt es nicht. Im besten Fall ist der Hund mit Katzen aufgewachsen oder lebt schon mit ihnen zusammen. Das Gleiche gilt für die Katze. Du solltest dir also Informationen zur Vorgeschichte einholen oder die passende Züchter*in auswählen.

Aber was ist, wenn es keine Informationen darüber gibt, ob der Hund Katzen kennt (oder andersrum)?

Du hast nur eine Möglichkeit: Verhalten gegenüber der anderen Art beobachten.

Mit Paco wurde im Tierheim ein sogenannter Katzentest gemacht. Sie haben geschaut, wie er auf die Katzen reagiert, die wild in der Nähe des Tierheims lebten.

Dann wurde geschaut, wie er auf die Katzen im Katzengehege (mit Zaun dazwischen) reagiert und danach wurde er mit in das Katzengehege genommen.

STOPP!

Darauf darfst du dich nicht verlassen – im Tierheim stehen die Tiere unter enormen Stress und sind oft sehr gehemmt. Dass Paco sich kaum getraut hat, seinen Kopf zu heben, wenn 30 Katzen um ihn rumstehen und ihn anstarren, kann ich mir bildlich vorstellen.

Im neuen Zuhause gibt es in den meisten Fällen keine 30 Katzen und dann sieht das Verhalten vielleicht ganz anders aus…

3. Tipp: Zusammenführung

Der erste Eindruck zählt… das gilt auch für die Zusammenführung von Hund und Katze im neuen Zuhause.

Ich habe mir leider wenig Gedanken darüber gemacht und würde es mittlerweile ganz anders machen. Ich hatte Glück, dass meine Katzen so cool waren und Pacos Versuche, sie durch die Wohnung zu scheuchen, einfach ignoriert haben. Und ich hatte Glück, dass Paco so ein netter Hund ist und sie dann in Ruhe gelassen hat.

Es ist wichtig, dass dein Neuzugang – egal, ob Hund oder Katze – erst mal ankommen kann.

Für ihn verändert sich eine Menge und er ist noch sehr gestresst und vielleicht sogar erschöpft. Eine räumliche Trennung zum Ankommen ist da goldrichtig.

Wenn sich dein Neuzugang draußen oder in seiner Katzentoilette lösen kann, sich ausgeschlafen und sich mit Futter gestärkt hat, kannst du ihm den Rest seines Zuhause erkunden lassen. Im Idealfall trifft er dabei nicht auf die anderen Mitbewohner. Es ist besonders für Katzen sehr wichtig, sich orientieren zu können – um zu wissen, wo passende Fluchtmöglichkeiten oder Verstecke sind.

Es lohnt sich sehr, bei der Zusammenführung für viele erhöhte Plätze zu sorgen – du kannst z.B. deine Schränke abräumen, damit deine Katze noch mehr Möglichkeiten hat, sich auf eine erhöhte Position zu retten. So gerät sie nicht in Panik oder wird in die Enge getrieben.

Schon vor der Zusammenführung kannst du beginnen, den Duft des Anderen positiv zu verknüpfen.

Deiner neuen Katze kannst du etwas präsentieren, was nach deinem Hund riecht und danach mit ihr etwas Tolles machen, z.B. an der Leberwursttube lecken lassen. Wenn deine neue Katze kuscheln und spielen mag, kannst du ihr auch das anbieten. So kann deine Katze den Geruch deines Hundes positiv verknüpfen. Andersrum solltest du auch bei deinem Hund den Geruch der neuen Katzen positiv verknüpfen.

Management

Bei der Zusammenführung lohnen sich Kindergitter als Absicherung. Hunde und Katzen können sich dadurch erst mal beäugen. Diese Hundegitter gibt es auch mit eingebauter Katzenklappe. Sie sind höher als normale Kindergitter, aber für springfreudige Hunde trotzdem nicht unüberwindbar.

Wir nutzen im Moment ein hohes Hundegitter, um unsere nette Nachbarskatze von Besuchen unserer Terrasse abzuhalten.

Wenn du dir komplett unsicher bist, nutze lieber einen Maulkorb und sichere deinen Hund zusätzlich mit einer Leine am Geschirr.

Wenn du deinen Hund kennst, du ihm blind vertraust und er immer abrufbar ist, dann brauchst du diese Absicherung nicht – aber bitte denke daran, dass du vielleicht nicht nur die Katze schützen musst.

Bitte nimm die Katze nicht auf den Arm und halte sie vor die Nase des Hundes. Du willst die beiden doch nicht erschrecken und in dieser ausweglosen Situation reagiert vielleicht auch die netteste Katze mit einem Pfotenhieb.

Auch die Katze in eine Transportbox zu packen und den Hund daran schnüffeln zu lassen, ist keine gute Idee… Wie gesagt – der erste Eindruck zählt und der sollte nicht mit Panik enden.

4. Tipp: Das erste Zusammentreffen von Hund und Katze

Bevor sich Hund und Katze das erste Mal begegnen, solltest du dir einen Überblick über die Körpersprache der beiden Tiere verschafft haben, um Situationen schnell einschätzen zu können.

Literaturtipps

Wenn Hund und Katze sich zum ersten Mal sehen, solltest du anfangen, jedes Verhalten zu belohnen, was in Ordnung ist.

  • sich ansehen
  • weggehen
  • sich hinlegen
  • sich hinsetzen
  • wegschauen
  • aneinander vorbeigehen
  • sich putzen
  • zu dir kommen
  • sich beschnüffeln
  • sich allein beschäftigen

Jedes freundliche Verhalten und auch Sich-Ignorieren kannst du belohnen, denn besser geht es erstmal nicht.

Wenn du mit Markersignalen arbeitest, eignet sich das perfekt. Als Belohnung kannst du ruhiges stimmliches Lob und Zuwendung einsetzen.

Wenn sich eins der Tiere zurückziehen möchte, solltest du das akzeptieren und allen eine Pause gönnen.

Lieber zehn Minuten, die super laufen – als ein schreiendes Bündel Hund und Katze nach zu langen 45 Minuten…

Zeigt dein Hund oder deine Katze ein Verhalten, was dir nicht gefällt – wie z. B.

  • sie scheuchen sich durch die Wohnung
  • einer verfolgt den anderen
  • Knurren / tiefes Bellen
  • Fauchen/ Spucken

dann unterbrich das Verhalten freundlich. Und nimm deinen Hund an die Leine oder installiere ein Hundegitter, damit beide sich mit mehr Abstand aneinander gewöhnen können.

Bitte schimpfe nicht mit deinem Hund oder deiner Katze, denn das schafft Stress, schlechte Stimmung und Angst. Keine gute Basis für das erste Treffen.

Lesetipp: 6 Gründe, warum du positive Verstärkung im Training einsetzen musst

5. Tipp: Wie du das Zusammenleben zwischen Hund und Katze harmonisch gestalten kannst

Ich mag Harmonie – leider hatte ich nicht das Glück, dass immer alles harmonisch lief… Aber da greift Training, denn damit kannst du Hund und Katze unterstützen und Lösungen für Probleme finden.

Mein Kater fand Paco super, deshalb hat er sich gern vor Paco geschmissen und dann mit ihm gekuschelt, seine Pfoten abgeleckt oder seine Ohren gesäubert. Ich habe Paco immer dafür belohnt, wenn er das ausgehalten hat, denn er fand das nicht immer super.

Wenn es ihm zu viel wurde, hat er geknurrt. Das hat mein Kater leider nicht verstanden.

Deshalb habe ich meinem Kater beigebracht, wegzugehen, wenn Paco knurrt.

Immer wenn Paco geknurrt hat, habe ich meinen Kater mit einem Fingertouch zu mir gerufen. Den Fingertouch hat er sehr schnell gelernt. Ich habe das immer wieder gemacht und irgendwann hatte mein Kater verknüpft: Paco knurrt → schnell zu Ulli laufen, denn das lohnt sich.

Paco fand es zu Beginn seltsam, wenn sich beide Katzen spielerisch durch die Wohnung gejagt haben. Am Anfang habe ich Paco sehr oft belohnt, wenn er dabei liegen geblieben ist und nur zugeschaut hat. Außerdem habe ich manchmal einfach die Zimmertür geschlossen, wenn die Katze nebenan gespielt haben – so hatte Paco seine Ruhe und konnte besser entspannen.

Wenn Paco sehr aufgeregt ist, nimmt er gern etwas ins Maul. Wenn in so einem Moment die Katzen in seiner Nähe waren, hat er die Katzen ins Maul genommen. Keine Angst – er war so sanft, dass die Katzen sich daran gar nicht gestört haben. Aber ich fand das trotzdem nicht gut und habe ihm deshalb beigebracht, auf Signal ein Spielzeug zu nehmen. Wenn ich gemerkt habe, dass Paco aufgeregt ist, habe ich ihn gefragt “Wo ist dein Ball?” und er hat sich ein Spielzeug gesucht. Wenn Paco in so einem Moment zu den Katzen gegangen ist, habe ich ihn abgerufen. Ein sicherer Rückruf ist sehr wichtig im Zusammenleben von Hunden und Katzen. In unserem 0€ Webinar zeigen wir dir, wie du einen sicheren Rückruf aufbauen kannst.

Wenn dein Hund immer wieder aufgeregt ist, solltest du natürlich auch daran arbeiten, dass er diese Situationen entspannter nehmen kann – dann braucht er auch keinen Schnuller.

Und ja, Katzen können ganz viel lernen. Ich empfehle dir dazu die Bücher von Christine Hauschild.

Fazit

  1. Wünscht sich dein Hund wirklich eine Katze als Mitbewohner auf Lebzeiten? Oder ist das nur dein Wunsch? Beantworte dir diese Frage ehrlich.
  2. Beobachte deinen Hund, wie er sich gegenüber Katzen verhält oder hole dir Informationen von Züchter*in, Vorbesitzer*in oder Tierheim.
  3. Starte die Zusammenführung erst, wenn sich die Katze in deiner Wohnung orientiert hat. Sie sollte das Katzenklo schon benutzt haben und fressen können.
  4. Nimm dir Zeit für die Zusammenführung und versuche, durch Management Entspannung zu schaffen. Belohne jedes gute Verhalten und gönne deinen Tieren immer wieder Pausen.
  5. Durch geschicktes Training kannst du Probleme zwischen Hund und Katze lösen und ein harmonisches Zusammenleben genießen.

 

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Über die Autor*in

Ulrike Seumel

Ulrike Seumel ist Trainerin für Menschen mit Hund, Coach, Autorin und Gründerin von Dog It Right.

Mit Dog It Right begleitet sie Menschen und ihre Hund auf dem Weg zu einem glücklichen und unbeschwerten Leben.

Ihr Team und sie trainieren Hundehalter*innen, damit diese wissen, wie sie mit ihrem Hund umgehen. Die Menschen sollen Probleme erkennen, verstehen und lösen können. Dabei trainieren sie immer mit den Bedürfnissen und Stärken von Mensch und Hund.

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