Warum dein Hund noch bei Hundebegegnungen an der Leine ausflippt

von Ulrike Seumel

Die meisten meiner Kund*innen kommen zu mir, weil der Hund ein Problem mit Hundebegegnungen an der Leine hat. Auf große Distanz steigt das Erregungsniveau und der Hund ist nicht mehr ansprechbar. Schnell hängt er im Ende der Leine und springt auch rein. Bellen, Knurren und mehrmals in-die-Leine-Knallen sind oft unausweichlich. Ohne Leine klappt es in vielen Fällen besser – doch nicht jeder Hund kann oder darf überall ohne Leine laufen.

Seit 2011 als Hundetrainerin habe ich eine Sache festgestellt, die vielen Hunden fehlt. Eine Sache, die kaum einer Hundehalter*in bewusst ist und die uns Menschen auch nicht wirklich Spaß macht. Zumindest macht es auf mich diesen Eindruck. Doch warum haben so viele Hunde Probleme an der Leine, obwohl es ohne Leine super mit anderen Hunden klappt?

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Warum ist die Leine so ein großes Problem?

Viele Hunde haben Begegnungen mit anderen Hunden an der Leine miserabel verknüpft. Und sie haben nie gelernt, mit Begegnungen oder Hundesichtungen an der Leine umzugehen. Außerdem kennen viele Hunde Hundebegegnungen nur im Freilauf und wollen dann auch an der Leine sofort losschießen oder ausweichen. Beides ist an der Leine nicht möglich. Frustration und Stress an der Leine sind also vorprogrammiert und die Lernerfahrungen der Hunde tragen den Rest zur Katastrophe bei.

Es gibt eine einfache Lösung – neben Kontakt im Freilauf zu anderen Hunden sollte dein Hund zusätzlich Spaziergänge mit anderen Hunden kennen und erleben, bei denen alle angeleint sind und es keinen direkten Kontakt gibt. Die eine Sache, die deinem Hund fehlt, ist ab und zu ein entspannter Spaziergang an der Leine mit anderen Hunden und das ohne Kontakt. Das würde vielen Hunden die Begegnung mit anderen Hunden im angeleinten Zustand erleichtern, denn sie könnten lernen, dass es auch mit Leine und ohne Kontakt gar nicht aufregend ist. Genau das erlebe ich immer wieder in meinen Trainingsstunden, denn die Hunde profitieren enorm von solchen Spaziergängen.

Ja, ich klinge jetzt wie eine Spielverderberin und ich weiß, dass so ein Spaziergang erst mal langweilig und überflüssig wirkt. Aber überlege, was dein Hund dabei lernen kann.

Drei Gründe, warum dein Hund mit anderen Hunden ohne Kontakt an der Leine Gassi gehen soll

1. Grund:

Dein Hund lernt, in kleinen Schritten mit Frust umzugehen. Dein Hund lernt es, ruhig auszuhalten, wenn er nicht sofort zum anderen Hund kann. Das lernt dein Hund aber nicht, wenn er, sobald er einen anderen Hund sieht, in die Leine knallt.

2. Grund:

Dein Hund merkt, dass er mit dir eine schöne Zeit verbringen kann, auch wenn ein anderer Hund dabei ist. Du wünschst dir, dass dein Hund nicht einfach autark durch die Gegend läuft und jedem Hund “Hallo” sagt? Dann solltest du deinem Hund zeigen, dass es sich lohnt und Spaß macht, mit dir in Anwesenheit eines anderen Hundes zusammenzuarbeiten. Auf einem solchen Spaziergang ist die perfekte Gelegenheit dazu.

3. Grund:

Dein Hund verknüpft Hundesichtungen an der Leine endlich mit besseren Emotionen und mit einem niedrigen Erregungsniveau. Das allein sorgt auf lange Sicht dafür, dass dein Hund besser ansprechbar ist und nicht an die Decke geht, wenn er auf andere Hunde an der Leine trifft.

Wichtig ist, dass solche Spaziergänge an der Leine so gestaltet werden, dass dein Hund sich wohlfühlt und dass er eine Sache lernen kann – dass Begegnungen mit anderen Hunden an der Leine gar nicht aufregend sind und dass es auch nicht aufregend ist, wenn er angeleint und ein anderer Hund in seiner Nähe ist.

Worauf du bei so einem Spaziergang achten solltest

1. Finde den passenden Einstieg!

Das bedeutet, dass es keine gute Idee ist, wenn du dir jemanden schnappst und ihr an einer 1-Meter-Leine nebeneinander Gassi geht. Das wäre für viele Hunde zu Beginn überfordernd. Dein Hund soll entspannt bleiben und dafür musst du die richtigen Rahmenbedingungen wählen.

2. Nutze eine längere Leine!

Eine 3 bis 5-Meter-Leine sollte es sein, die du bitte an einem Geschirr befestigst. Denn dein Hund soll nicht leinenführig direkt neben dir laufen, sondern auch sein Ding machen dürfen.

3. Wähle einen weisen Abstand!

Wenn dein Hund solche Spaziergänge nicht kennt und sowieso ein Thema mit Hundebegegnungen hat, solltest du zu Beginn einen sehr großen Abstand zum anderen Hund-Mensch-Team wählen. Dein Hund soll wahrnehmen, dass ein anderer Hund und ein Mensch anwesend sind, aber er soll nicht ausflippen und starke Stresssymptome zeigen.
Es geht nicht darum, dass es spektakulär wird, sondern genau das Gegenteil – alle sind entspannt, obwohl da ein anderer Hund ist und obwohl alle angeleint sind. Je besser dein Hund wird, umso weniger Abstand wird er brauchen.

4. Belohne tolles Verhalten!

Training geht immer schneller, wenn du das Verhalten, was du öfter sehen möchtest, belohnst. Freiwillige Kooperation, eine lockere Leine, Ansprechbarkeit und Co. sind alles sehr nützliche Dinge in einer Hundebegegnung. Deshalb verstärke diese Dinge, wenn du sie bei deinem Hund in Anwesenheit eines anderen Hundes siehst.

5. Übertreibe es nicht!

So ein Spaziergang muss keine zwei Stunden dauern. Denke daran, dass es anstrengend für deinen Hund ist, denn er hält sich zurück und macht eine neue Erfahrung. Deshalb halte diese Spaziergänge lieber kurz und steigere die Zeit erst, wenn du einschätzen kannst, was dein Hund leisten kann. Übrigens bin ich keine Freundin von Massenveranstaltungen – es bringt nicht viel, wenn dein Hund gehemmt und überfordert ist, weil er mit 30 anderen Hunden an der Leine Gassi geht. Und 30 andere Hund-Mensch-Teams zu organisieren ist äußerst umständlich – deshalb starte lieber mit nur einem anderen Hund-Mensch-Team. In meinen Trainingsstunden zu diesem Thema sind nie mehr als vier Hund-Mensch-Teams dabei, denn ich möchte diese auch unterstützen können. Mittlerweile biete ich so ein Training meistens nur für zwei Teams an, denn fast überall sind auch noch fremde Hunde unterwegs.

Social Walks

Solche Spaziergänge sind keine neue Erfindung von mir. In Form von Social Walks oder Gruppenspaziergängen kannst du sie in vielen Hundeschulen finden und für dich nutzen. Aber ein einmaliges Event alle sechs Monate wird nicht ausreichen für deinen Hund. Solange dein Hund Mühe mit Hundesichtungen an der Leine hat, solltest du mehrmals im Monat kurze Spaziergänge an der Leine und ohne Kontakt mit anderen Hunden einplanen. Wenn du dir unsicher bist, wie du diese gestalten solltest, dann hol dir Unterstützung von der Trainer*in deines Vertrauens.

Hol dir unsere Unterstützung beim Training!

Stell dir vor, wie viel mehr du die Spaziergänge mit deinem Hund genießen kannst, wenn du dich auf deinen Hund verlassen kannst und ihr ein starkes Team seid. Du kannst noch heute mit dem Training beginnen und auch deinen Hund zu einem aufmerksamen Hund machen – mit unserem Onlinekurs „Mein aufmerksamer Hund“.

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Über die Autor*in

Ulrike Seumel

Ulrike Seumel ist Trainerin für Menschen mit Hund, Coach, Autorin und Gründerin von Dog It Right.

Mit Dog It Right begleitet sie Menschen und ihre Hund auf dem Weg zu einem glücklichen und unbeschwerten Leben.

Ihr Team und sie trainieren Hundehalter*innen, damit diese wissen, wie sie mit ihrem Hund umgehen. Die Menschen sollen Probleme erkennen, verstehen und lösen können. Dabei trainieren sie immer mit den Bedürfnissen und Stärken von Mensch und Hund.

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