Worauf du auf der Hundewiese achten solltest

von Pia Schmidt

Woran denkst du, wenn du dir eine Hundewiese vorstellst? An riesige Auslaufflächen in der Natur, auf denen alle Hunde spielen, rennen und toben können? An glückliche Hunde?

Ich habe mir das vor ein paar Jahren so vorgestellt. Als mein Hund Barny 2017 zu mir kam, bin ich extra umgezogen, um jeden Tag auf die Hundewiese gehen zu können. Ich dachte, dass es toll für Barny ist, so viel Kontakt zu anderen Hunden zu haben. Doch dabei ist Einiges schief gegangen. Denn die Hundewiese kann deinem Hund auch schaden. Deshalb solltest du einige Dinge beachten, wenn du mit deinem Hund eine tolle Zeit auf der Hundewiese haben möchtest. In diesem Artikel erfährst du alles, was du über den Besuch auf der Hundewiese wissen musst.

Legaler Freilauf auf der Hundewiese

Auf Hundewiesen dürfen Hunde mit Ausnahme bestimmter Rassen ohne Leine laufen. Um Ärger und Stress zu vermeiden, solltest du dich in deiner Stadt und deinem Landkreis informieren, ob dein Hund zu diesen Rassen gehört.

Das Angebot zum Freilauf wird von Menschen und ihren Hunden gern genutzt, da in den meisten Bereichen eine Leinenpflicht herrscht. Auf der Hundewiese kann dein Hund sich frei bewegen und du musst nicht fürchten, dass eine Strafe durch das Ordnungsamt droht. Der legale Freilauf war einer der Hauptgründe, wieso ich mit Barny so gern auf die Hundewiese gegangen bin.

Mangel an Verantwortungsbewusstsein auf der Hundewiese

Zwei Sachen, die ich mir damals auf der Hundewiese gewünscht hätte, sind gegenseitige Rücksichtnahme und Verantwortungsbewusstsein. Ich habe mit Barny einige Situationen auf der Hundewiese erlebt, in denen ich mich hilflos fühlte, weil ich Barny nicht unterstützen konnte. Ich war unsicher und habe mich nicht getraut, die anderen Hundehalter*innen darum zu bitten, ihre Hunde anzuleinen. Das lag daran, dass ich mir nicht sicher war, ob ich die Situation zwischen Barny und den anderen Hunden richtig einschätze oder ob ich “übertreibe”.

Um deinen Hund zu unterstützen, solltest du andere Hundehalter*innen in den folgenden Situationen darum bitten, ihre Hunde anzuleinen:

  • Wenn dein Hund bedrängt wird.
  • Wenn dein Hund von einem anderen Hund gejagt wird.
  • Wenn dein Hund belästigt wird.
  • Wenn dein Hund mit der Situation überfordert ist.
  • Wenn du überfordert bist.
  • Wenn aus Spiel Ernst wird.
  • Wenn dein Hund deine Hilfe braucht.

Natürlich gibt es auch verschiedene Situationen, in denen es sinnvoll ist, deinen Hund an die Leine zu nehmen oder die Hundewiese zu verlassen:

  • Wenn dein Hund einen anderen Hund bedrängt.
  • Wenn sich ein anderer Hund wegen deinem Hund unwohl fühlt.
  • Wenn ein Mensch Angst vor deinem Hund hat.
  • Wenn dich ein Mensch darum bittet.
  • Wenn Kinder auf der Hundewiese sind.
  • Wenn Menschen auf Fahrrädern, Rollern oder Inlinern euren Weg kreuzen.
  • Wenn es laut und hektisch wird.
  • Wenn du dich sicherer fühlst, wenn dein Hund angeleint ist.
  • Wenn dein Hund nicht abrufbar ist.
  • Wenn dein Hund jagen möchte.

Diese beiden Listen sind nicht vollständig. Es gibt viele weitere Situationen, in denen du deinen Hund anleinen und/oder andere Hundehalter*innen darum bitten solltest, ihren Hund an die Leine zu nehmen. Nicht nur aufgrund der gegenseitigen Rücksichtnahme, sondern auch, um Verantwortung für dich selbst, deinen Hund und andere Beteiligte zu übernehmen.

Unangenehme Situationen mit anderen Hundehalter*innen auf der Hundewiese

Da ich jeden Tag mit Barny auf der Hundewiese war, habe ich viele andere Hundehalter*innen getroffen. Mit den meisten konnte ich tolle Gespräche führen und gemeinsam haben wir uns gefreut, dass sich unsere Hunde gut verstehen. Ich habe aber auch die Erfahrung gemacht, dass manche Hundebesitzer*innen glauben, dass auf der Hundewiese (fast) alles erlaubt ist. Schließlich gehen sie mit ihren Hunden auf die Hundewiese, damit diese sich auspowern können. Das kann zu Konflikten zwischen Hundehalter*innen führen.

Ich habe es mehrere Male erlebt, dass manche Hundehalter*innen ihre Hunde unbeaufsichtigt auf der Hundewiese laufen lassen und sich währenddessen mit anderen Besitzer*innen unterhalten. Deshalb haben sie oft nicht mitbekommen, was ihr Hund macht und wie er sich gegenüber anderen Hunden verhält. Das hat Barny und mich häufig in unangenehme Situationen gebracht: Barny und der andere Hund haben sich nicht verstanden und plötzlich wurde aus Spiel Ernst. Einmal wurde Barny von mehreren Hunden gejagt und ich konnte ihm nicht helfen, weil so viele Hunde an der Situation beteiligt waren.

Bereite dich auf blöde Sprüche auf der Hundewiese vor

Wenn du andere Hundehalter*innen darum bittest, ihre Hunde an die Leine zu nehmen, kann es sein, dass du folgende Antworten bekommst:

  • “Die regeln das schon unter sich.”
  • “Meiner will bloß spielen.”
  • “Damit muss dein Hund klarkommen.”
  • “Das hier ist die Hundewiese.”
  • “Dann geh mit deinem Hund woanders spazieren.”
  • “Nö.”

Keine Sorge: Die meisten Hundebesitzer*innen auf der Hundewiese sind sehr freundlich und verständnisvoll. Unangenehme Situationen mit anderen Hundehalter*innen werden dir aber leichter fallen, wenn du dich auf blöde Sprüche vorbereitest.

Lesetipp: So reagierst du als Hundemensch schlagfertig auf doofe Sprüche und ungefragte Ratschläge

Podcasttipp: Schlagfertigkeit für Hundemenschen

Vergleiche mit anderen Hund-Mensch-Teams

Auf der Hundewiese werden du und dein Hund vielen Hundehalter*innen und ihren Hunden begegnen. Oft passiert es automatisch, dass du dich mit anderen Hundehalter*innen und deinen Hunden mit anderen Hunden vergleichst. Natürlich darfst du dich an anderen Hund-Mensch-Teams orientieren. Wenn du bei dir und deinem Hund aber immer nur eure vermeintlichen Schwächen suchst, führt das schnell zu Frust, Wut, Unzufriedenheit und Neid.

Lesetipp: Warum du dich nicht mit anderen Hundehalter*innen vergleichen darfst

Konzentriere dich auf die schönen Momente auf der Hundewiese

Auf der Hundewiese wirst du Menschen treffen, die in deinen Augen “bessere” Hundehalter*innen sind als du und Hunde beobachten, die sich toller verhalten als dein Hund. Dann sind Frust und Unzufriedenheit vorprogrammiert. Da diese Gedanken zu einem großen Teil automatisch kommen, ist es schwierig, sie zu steuern oder ganz abzuschalten. Du kannst jedoch die Perspektive wechseln. Konzentriere dich nicht auf die Dinge, die schief gehen. Ärgere dich nicht über das, was dir und deinem Hund noch fehlt. Setze den Fokus auf das tolle Verhalten deines Hundes und feiere die schönen Momente mit ihm! Außerdem solltest du doofe Situationen für dich und deinen Hund durch gutes Management vermeiden. Wenn du nach Hause kommst, schreibe dir unbedingt auf, welche Momente auf der Hundewiese dich glücklich gemacht haben. So kannst du dir eine tolle Erinnerung schaffen!

Schöne Momente mit deinem Hund auf der Hundewiese können zum Beispiel so aussehen:

  • Dein Hund ist freundlich zu einem anderen Hund.
  • Dein Hund ist freundlich zu einem fremden Menschen.
  • Dein Hund hört auf deinen Rückruf.
  • Dein Hund sucht deine Nähe.
  • Dein Hund kommt zu dir, wenn er Hilfe benötigt.
  • Dein Hund rennt ausgelassen durch Pfützen.

Das Aufeinandertreffen zwischen fremden Hunden auf der Hundewiese

Ich bin damals jeden Tag zweimal mit Barny auf die Hundewiese gegangen, damit er Kontakt zu anderen Hunden hat. Ich war mir sicher, dass ihm das gut tut und er Spaß dabei hat. Ich bin mit ihm auf die Hundewiese gegangen, habe ihn abgeleint und erwartet, dass er sich mit den anderen Hunden versteht und mit ihnen spielt. Doch das Zusammentreffen war oft anders, als ich es mir vorgestellt habe. Das lag daran, dass ich nicht auf die Körpersprache von Barny und den anderen Hunden geachtet habe. Außerdem treffen verschiedene Hunde aufeinander, die sich nicht kennen.

Lesetipp: Wie du das Kennenlernen von Hunden gestalten kannst

Achte auf die Körpersprache der Hunde

Um die Situationen und Begegnungen richtig einschätzen zu können, musst du die Körpersprache von Hunden lesen können. Das ist wichtig, wenn fremde Hunde aufeinandertreffen.

Lesetipp: Warum du Einfrieren bei deinem Hund erkennen musst

Hundebegegnungen können stressig sein. Zu viel Stress belastet Hunde und kann zu Verhaltensproblemen führen. Deshalb solltest du deinen Hund unterstützen, wenn du Stressanzeichen bei deinem Hund wahrnimmst.

Anzeichen für Stress können u. a. sein:

  • Schnelle und/oder flache Atmung
  • Starkes Hecheln
  • Starkes Speicheln
  • Häufiges Schütteln
  • Gähnen
  • Zittern
  • Weiß in den Augen des Hundes
  • Erweiterte Pupillen
  • Einfrieren
  • Angespannte Gesichtsmuskulatur
  • Die Tasthaare stehen stärker ab.
  • Der Hund stellt die Haare auf.

Lesetipp: 3 Dinge, an denen du Stress bei deinem Hund erkennst

Lesetipp: Nackenhaare aufstellen – Was bedeutet das beim Hund?

Spielen auf der Hundewiese

Viele Hundehalter*innen gehen mit ihren Hunden auf Hundewiesen, damit diese mit anderen Hunden spielen können. Es macht uns Menschen glücklich und erfüllt uns mit Freude, wenn wir spielenden Hunden zuschauen. Aber was viele Menschen für Spiel halten, ist oft keins.

Beobachte, wie die Hunde auf der Hundewiese spielen

Deinem Hund und den Spielpartnern soll es gut gehen. Damit du erkennen kannst, ob es sich um Spielen handelt, solltest du deinen Blick für Spiel unter Hunden schulen. Sei aufmerksam und beobachte deinen Hund und die anderen Hunde.

Daran erkennst du Spiel unter Hunden:

  • Alle Hunde machen freiwillig mit.
  • Die Hunde machen immer wieder kurze Pausen.
  • Die Hunde wechseln die Rollen.
  • Die Bewegungen der Hunde sind kurvig und weich.
  • Die Hunde zeigen übertriebene Bewegungen.
  • Die Hunde nehmen sich aktiv zurück.

Lesetipp: 9-Punkte-Checkliste: Wie du Spiel unter Hunden erkennst

Du solltest außerdem erkennen, wann Spiel kippt und wann es sich nicht um Spiel handelt. Wenn du eines oder mehrere dieser Merkmale beobachtest, ist es kein Spiel mehr:

  • Wenn einer der Hunde versucht, sich zu entziehen.
  • Wenn die Hunde eine hohe Körperspannung haben.
  • Wenn die Hunde keine Rollenwechsel (mehr) zeigen.
  • Wenn die Hunde keine kurzen Pausen machen.
  • Wenn mindestens einer der Hunde wiederholt Stresssymptome zeigt.

In diesem Fall solltest du die Hunde gemeinsam mit den anderen Hundehalter*innen freundlich trennen. Baue mit deinem Hund Abstand auf und beobachte, ob er sich beruhigt. Dabei kannst du ihn unterstützen.

Lesetipp: Was entspanntes Spiel zwischen Hunden unbedingt braucht

Gruppendynamiken auf der Hundewiese

Wenn du mit deinem Hund auf die Hundewiese gehst, werdet ihr Hundegruppen begegnen. Dann solltest du aufmerksam sein. Denn Hunde in Gruppen kommen oft auf Ideen, auf die sie allein nicht gekommen wären. Manchmal entwickeln sich innerhalb einer Gruppe Dynamiken, die dazu führen, dass sich eine ganze Gruppe Hunde auf den neuen Hund stürzt oder ihn jagt. Das ist für jeden Hund eine unangenehme Erfahrung. Um solche Situationen zu vermeiden, solltest du mit deinem Hund einen Bogen um fremde Hundegruppen machen und Abstand halten. Wenn es trotzdem dazu kommt, dass dein Hund von einem oder mehreren Hunden gejagt oder belästigt wird, solltest du ihn unterstützen. Bitte die anderen Hundehalter*innen auf jeden Fall darum, ihre Hunde abzurufen und/oder anzuleinen und gehe mit deinem Hund von den anderen Hunden weg.

Kannst du nur auf der Hundewiese Hundefreunde finden?

Wenn du das Gefühl hast, dass die Hundewiese nicht das Richtige für deinen Hund und dich ist, gibt es andere Möglichkeiten, Hundefreunde zu finden:

  • auf Spaziergängen.
  • auf Ausflügen.
  • auf der Arbeit.
  • in unserer Dog It Right Community.

Lesetipp: So finden du & dein Hund Hundefreunde

 

PS: Hier findest du mehr zu unserem Training, falls es auf der Hundewiese nicht klappt: dogitright.de

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Über die Autor*in

Pia Schmidt

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