Nackenhaare aufstellen – Was bedeutet das beim Hund?

von Ulrike Seumel

 

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Vor ein paar Tagen habe ich es erst wieder gesehen – Eine riesige Deutsche Dogge stürmt auf einen anderen Hund zu. Sie hat dabei aufgestellte Nacken- und Rückenhaare. Die dazugehörigen Menschen lachen und es startet ein vermeintliches Spiel. Aber war es das auch wirklich? Leider nicht, das war kein Spiel und die Hunde hatten auch schnell keine Lust mehr aufeinander.

Ich sehe oft Menschen mit Hunden, die bei Hundebegegnungen die Rückenhaare aufstellen. Für viele scheint das ganz normal zu sein und wird mit “das passt schon” abgetan und nicht mehr auf die Hunde geachtet. Aber ist das tatsächlich so harmlos? Was bedeutet es und warum kann es Krach zwischen Hunden ankündigen oder sogar Aggressionsverhalten gegenüber Menschen? Wie kannst du in dem Fall die beste Entscheidung für deinen Hund treffen?

Kann jeder Hund seine Nackenhaare aufstellen?

Jeder Hund kann seine Nacken- und Rückenhaare aufstellen. Mein Hund Ascii kann sogar in Situationen mit einem hohen Erregungsniveau die Haare an der Rute aufstellen. Hundetypen mit langem und dichtem Fell mit viel Unterwolle können ihre Nacken- und Rückenhaare nicht aufstellen, da ist es schwieriger. Das sind aber nur sehr wenige Hunde. Dagegen kann man es bei Hunden mit wenig Unterwolle am besten sehen, vor allem, wenn sie auch noch kurzes Fell haben. Bei meinem Hund Paco habe ich es noch nie gesehen und auch bei PONs, einer Hütehundrasse, nicht. Es sieht bei allen Hunden unterschiedlich aus.

Das Aufstellen der Rückenhaare ist erstmal etwas vollkommen Normales, aber es wird entweder dem Konfliktsignal zugeordnet oder den Stresssignalen. Je nachdem, wen man fragt. Es ist wie bei uns die Gänsehaut, es passiert einfach. Eine autonome Reaktion des Nervensystems.

Konfliktsignale und auch Stresssignal sind keine bewusste Kommunikation. Dein Hund will sich nicht größer machen, damit der andere Hund Angst vor ihm hat oder so etwas! NEIN. Auch wenn sowas früher beobachtet wurde, das kann nicht sein. Denn dann müsste das Aufstellen der Haare vom Hund bewusst entschieden werden. Dein Hund kann das nicht steuern, er macht es nicht bewusst. Deshalb bestrafe deinen Hund dafür nicht, er kann da nichts dafür.

In der Fachsprache nennt man das Piloerrektion.
Es passiert das Gleiche wie bei der Gänsehaut, nämlich eine Kontraktion eines kleinen Haarbalgmuskels. So wird die Oberfläche der Haut vergrößert und die in Stresssituationen notwendige Schweißabgabe gesteigert. Auch wir können das nicht steuern, auch wenn ich es unbedingt will, kann ich meine Haare am Arm nicht aufstellen. Obwohl ich echt viele Haare am Arm habe.

Macht der Hund es mit Absicht?

Da es eine solch autonome Reaktion des Nervensystems ist und kein willentlicher Einfluss passiert, kann dein Hund es nicht steuern. Der Hund kann es nicht als Trick erlernen und abrufen. Es passiert einfach. Und das gilt für Konfliktsignale und auch Stresssymptome beim Hund. Diese Signale sieht man oft im Zusammenhang mit hoher Erregung, Angst und auch Aggressionsverhalten.

Nackenhaare aufstellen beim Hund – was bedeutet das?

Zeigt ein Hund Stresssymptome und er kann die stressige Situation nicht bewältigen; empfindet er sie dann noch als unangenehm, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass er Angst- oder Aggressionsverhalten zeigt. Die Reaktionsschwelle auf bedrohliche Reize sinkt, dein Hund wird also reaktiver. Findet dein Hund auf zehn Meter Entfernung fremde Hund sonst blöd, wird er in einer stressigen Situation vielleicht schon bei 20 Metern anschlagen.

Steckt dein Hund in einem inneren Konflikt, zum Beispiel in einem Motivationskonflikt und muss eine Entscheidung treffen, steigt sein Erregungsniveau an. Konfliktsignal heißt, man steckt innerlich im Konflikt, dein Gehirn steckt in einem Konflikt. Wenn dein Hund ein hohes Erregungsniveau hat, das nicht auf Grundlage von tollen Emotionen beruht, und dann noch für eine Entscheidung Impulskontrolle benötigt, sorgt das dafür, dass Angst- und Aggressionsverhalten schneller ausgelöst werden. Wenn in diesem Moment der Hund gestresst ist, kann er seine Emotionen schlechter kontrollieren und zeigt deshalb schneller Angst und Aggressionsverhalten. Der Hund steckt in einem Motivations- oder Interessenkonflikt.

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Wenn du willst, dass dein Hund die passende Entscheidung trifft, dann hilf ihm. Beobachte deinen Hund weiter und gib ihm Rückmeldung, wenn er eine gute Entscheidungen trifft oder gib ihm ein Signal, damit er weiß, was er tun soll. Du kannst deinen Hund freundlich aus der Situation holen. Oder ihm ein Entspannungssignal geben.

Hab ein Auge auf deinen Hund, beobachte den Rest des Ausdrucksverhalten, damit du seine Reaktion einschätzen kannst. Es kann alles gut gehen, wenn dein Hund die Haare aufstellt, aber es kann auch schief gehen. In erster Linie solltest du es erkennen, um dann eine Entscheidung treffen zu können. Das kannst du am besten, wenn du die Körpersprache von Hunden lesen lernst.

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Über die Autor*in

Ulrike Seumel

Ulrike Seumel ist Trainerin für Menschen mit Hund, Coach, Autorin und Gründerin von Dog It Right.

Mit Dog It Right begleitet sie Menschen und ihre Hund auf dem Weg zu einem glücklichen und unbeschwerten Leben.

Ihr Team und sie trainieren Hundehalter*innen, damit diese wissen, wie sie mit ihrem Hund umgehen. Die Menschen sollen Probleme erkennen, verstehen und lösen können. Dabei trainieren sie immer mit den Bedürfnissen und Stärken von Mensch und Hund.

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