Was entspanntes Spiel zwischen Hunden unbedingt braucht

von Ulrike Seumel

Wir lieben spielende Hunde. Die sind so süß und sehen so fröhlich und auch lustig aus. Unsere Augen können sich gar nicht satt sehen… Leider sind wir Hundehalter*innen dann oft umso trauriger, wenn Spiel kippt oder ein Hund plötzlich und ohne Vorwarnung “rumzickt”. Als Hundetrainer*in achte ich immer auf jeden Hund, den ich sehe – ich kann gar nicht mehr anders und ich sehe es ganz oft, dass beim Spiel zwischen Hunden eine wichtige Sache fehlt.

Spiel zwischen Hunden erkennen

Klar, vermeintliches Spiel kann natürlich kippen, wenn es gar kein Spiel ist. Deshalb solltest du erkennen, wann dein Hund spielt und wann eher nicht.

Wenn du Spiel von Ernst unterscheiden willst, dann empfehle ich dir meine 9-Punkte-Checkliste.

Lesetipp: 9-Punkte-Checkliste: Wie du Spiel unter Hunden erkennst

Was Spiel oft fehlt

Ein Satz, den alle meine Kund*innen aus dem Einzeltraining schon gehört haben und den ich am liebsten jeder Hundehalter*in, die ich sehe mit auf den Weg geben würde: (Ich mache das natürlich nicht, außer mich fragt jemand!)

Hunde sollten sich im Spiel immer wieder von allein unterbrechen und eine kurze Pause einlegen.

Pausen im Spiel? Hä?

Wichtig ist, dass Hunde sich beim Spiel unterbrechen und das kurz und oft und von ganz allein. Durch kurze Pausen steigt und sinkt das Erregungsniveau der Hunde abwechselnd. Dadurch kommt es nicht zu einer zu hohen Erregung, durch die das Spiel im Ernst kippen kann.

Im besten Fall gibt es Pausen circa alle 60 Sekunden. Die Hunde schütteln sich vielleicht ganz kurz oder schnüffeln etwas oder gucken in der Weltgeschichte rum. Eine Pause bedeutet nicht unbedingt, dass die Hunde sich hinlegen und kurz schlafen… Auch wenn das nicht ausgeschlossen werden kann. 😉

Wie lang muss so eine Pause sein?

Meist reicht eine kurze Pause von wenigen Sekunden. Da Hunde Muttersprachler sind, können sie das gut selbst regulieren. ABER das können sie nur, wenn sie sich von allein unterbrechen können und Profis im Spiel und Pausen-Machen sind. Viele Hunde brauchen dabei deine Unterstützung. Beobachte ab jetzt Hunde beim Spielen und schau einfach mal, wie kurze Spielpausen aussehen und was die Hunde dabei so treiben.

Was du tun kannst, wenn dein Hund im Spiel keine Pause macht

Kann dein Hund keine Pausen machen, kannst du ihm durch freundliches Unterbrechen helfen. Der einzige Haken an der Sache ist, dass das oft sehr schwer ist. In einem aufregenden Spiel mit einem hohen Erregungsniveau sinkt schnell die Ansprechbarkeit der Hunde. Außerdem ist es für viele Hunde frustrierend, ein Spiel zu unterbrechen – wer will schon bei einer schönen Sache gestört werden? Deshalb solltest du einiges dabei beachten.

Damit verhilfst du deinem Hund zur Pause

Wichtig ist, dass du deinen Hund durch die Unterbrechung nicht erschrickst oder ihm Angst machst. Er soll weiterhin Spaß am Spiel mit anderen Hunden haben und keine Angst vor deiner Nähe bekommen, wenn er mit einem Hund spielt. Außerdem soll dein Hund später selbstständig immer wieder kurze Pausen machen und das wird er nur tun, wenn es ihm gut geht und er gern eine kurze Pause einlegt. Außerdem wird er damit auf Dauer angenehmer Spielerfahrungen machen und es wird für deinen Hund zur Gewohnheit, circa alle 60 Sekunden eine kurze Pause zu machen.

Markersignal

Wenn dein Hund schon ab und an mal eine Pause macht – auch wenn es dir nur zufällig erscheint oder er mal kurz an einer Schnüffelstelle riecht, dann solltest du diese Momente hervorheben! Jede kurze Pause oder auch nur einen Ansatz zu einer Pause kannst du mit deinem Markersignal einfangen und verstärken. Ich denke, ich muss nicht sagen, warum so ein Markersignal goldwert ist in jeder Lebenslage. Du kannst damit fast punktgenau deinem Hund sagen, dass die Pause toll ist. Als Belohnung nutze ich in so einem Moment immer erst mal ein stimmliches Lob mit einer ruhigen, aber gut hörbaren Stimme und ich sage mehr als nur “Toll!” – ich erzähle meinem Hund lieber in drei Sätzen, warum er cool ist. So ganz nebenbei dehne ich damit die Pause kurz aus und das bringt öfter mal das Erregungsniveau der Hunde runter.

Lesetipp: Der Grund, warum du mit Markersignalen besser trainierst

Falls dein Hund zu dir kommt und Futter möchte, weil er das Markersignal gehört hat, darfst du ihm Futter geben. Denke nur daran, dass noch ein oder auch mehr andere Hunde involviert sind und dein Hund diese vielleicht mitbringt. Wenn du dir unsicher bist, dann nutze lieber ausschließlich das stimmliche Lob.

Das Markersignal dafür zu nutzen, ist genial – denn dein Hund wird immer öfter von allein eine Pause machen, weil du es verstärkt hast. Du musst ihn nicht bitten, eine Pause zu machen, er zeigt sie selbstständig.

Entspannungssignal

Um das Erregungsniveau runter zu bringen und den Hund ansprechbar zu machen, eignet sich ein Entspannungswort perfekt. In einigen Fällen unterbricht das Entspannungssignal auch das Spiel der Hunde.

Lesetipp: Wie du Entspannungssignale bei deinem Hund aufbauen kannst

Lesetipp: Wie du Düfte und andere Dinge zur Entspannung beim Hund einsetzen kannst

Wenn du das Entspannungssignal nutzt, ist es oft hilfreich, wenn du deinen Hund danach ansprichst oder abrufst. Und das sollte sich für deinen Hund lohnen.

Rückruf

Natürlich kannst du deinen Hund auch abrufen oder ansprechen mit einem Aufmerksamkeitssignal, damit er eine Pause macht. Dazu solltest du einen Rückruf gut aufgebaut haben, damit er funktioniert.

Achtung – wenn du einen kleinen Hund hast und er mit einem größeren Hund spielt, solltest du mit einem Rückruf vorsichtig sein. Wenn dein kleiner Hund zu dir rennt, könnte ihn der größere Hund verfolgen und das finden viele kleine Hunde schrecklich.

Außerdem sorgen ein Rückruf oder ein Wechsel der Aufmerksamkeit zu dir nicht sofort dafür, dass das Erregungsniveau deines Hundes sinkt. Nach dem Rückruf oder Wechsel der Aufmerksamkeit solltest du deinem Hund helfen, dass er etwas runterfahren kann.

 

Ich wünsche mir Hundehalter*innen, die Spiel bei Hunden erkennen und Pausen im Spiel bei Hunden wahrnehmen und verstärken, denn dann können wir unsere Hunde mehr spielen lassen und für die Hunde wird es eine tolle Erfahrung. Und ich wünsche mir, dass du als gutes Beispiel voran gehst und nicht darauf wartest, dass andere damit anfangen. Und wenn du dir das auch wünschst, dann teile gern diesen Artikel.

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Über die Autor*in

Ulrike Seumel

Ulrike Seumel ist Trainerin für Menschen mit Hund, Coach, Autorin und Gründerin von Dog It Right.

Mit Dog It Right begleitet sie Menschen und ihre Hund auf dem Weg zu einem glücklichen und unbeschwerten Leben.

Ihr Team und sie trainieren Hundehalter*innen, damit diese wissen, wie sie mit ihrem Hund umgehen. Die Menschen sollen Probleme erkennen, verstehen und lösen können. Dabei trainieren sie immer mit den Bedürfnissen und Stärken von Mensch und Hund.

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