Ein Hund, der mit uns spielt, ist großartig. Es macht uns riesigen Spaß und es ist auch oft ein großer Vertrauensbeweis. Und egal, wohin ich komme – viele Hundehalter*innen sind traurig, weil ihr Hund nicht mit ihnen spielt oder ihr Hund niemals spielt. Klar spielen erwachsene Hunde nicht mehr wie Welpen, aber oft handelt es sich dabei um Hunde, die viel Mühe in ihrem Alltag haben. Meist sind es ängstliche Hunde, denen etwas mehr Ausgelassenheit durch ein Spiel doch gut tun würde.
Woran es liegt, dass viele Hunde nicht spielen und wie du deinen Hund zum Spielen motivieren kannst, liest du deshalb heute hier.
Schaffe Sicherheit!
Hat ein Hund Angst, fühlt sich unwohl oder bedroht, dann wird er nicht spielen. Auch seine Grundbedürfnisse sollten befriedigt sein, damit ein Hund sich auf ein Spiel einlassen kann.
Bekommt ein Hund Durst, wird er das Spiel unterbrechen und sich erst um die Wasseraufnahme kümmern und das Spiel danach erst wieder aufnehmen.
Für Beutefangverhalten, was bei einigen Hunde zum Beispiel beim Ballspiel ausgelöst wird, vergessen einige Hunde schon mal das Trinken und manche sogar kurzzeitig den Angstauslöser.
Generell solltest du deinem Hund, gerade auch, wenn er erst bei dir eingezogen ist, Zeit geben und ihm vor allem Sicherheit schenken.
Training an Angst und Aggression
Wenn du dir wünschst, dass dein Hund endlich spielt, solltest du ein gut durchdachtes Training beginnen, um ihm Bewältigungen für seine Angst und Aggression beizubringen. Eine bessere Lebensqualität mit weniger Ängsten lässt Spiel erst möglich werden.
Gesundheit
Schmerzt das Knie oder der Rücken, wird kein Hund Lust auf Springen oder Rennen im Spiel haben. Bei Zahnschmerzen oder einem verspannten Nacken will dein Hund sicher auch nicht so gern an einem Zergel ziehen. Spielt dein Hund nie oder hat das Spielen ganz eingestellt, solltest du auch in Betracht ziehen, dass er sich unwohl in seinem Körper fühlen oder sogar Schmerzen haben könnte.
Was mag mein Hund?
Welche Bewegungen und Verhaltensweisen zeigt dein Hund ganz von allein oft im Alltag und welche davon scheinen ihm dazu noch Spaß zu machen?
- Ist seine Nase viel am Boden?
- Hüpft er durch das hohe Gras?
- Klettert er gern auf Baumstämme?
- Buddelt er oder nutzt er oft seine Pfoten im Alltag?
- Nimmt er gern mal einen Stock ins Maul? Was macht er mit dem Stock – tragen, kauen, in die Luft schleudern?
- …
Beobachte für eine Woche deinen Hund und sei offen für diese Erfahrung. Wenn du zum Beispiel beobachtest, dass dein Hund von allein immer wieder einen Stock ins Maul nimmt und diesen trägt, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass dieses Verhalten für deinen Hund selbstbelohnend ist. Du kannst diesem Hund leichter den Trick Dinge-Tragen-und-Apportieren beibringen. Das kann zu einem Spiel werden. Und dieser Hund wird auch eher Gefallen an einem Zerrspiel finden. Das gibt dir die Informationen, welche Spielform du leichter aufbauen kannst – denn Spiel kannst du trainieren.
Spiel aufbauen und trainieren
Spiel kann wie ein Trick oder ein Signal aufgebaut werden. Das geht aber nur freiwillig, mit ganz viel Freude und in kleinen Schritten – wie vieles andere auch im Umgang und Training mit unseren Hunden. Sobald dein Hund Angst bekommt, stellt er das Spielen ein.
Spiel aufbauen und trainieren
Spiel kann wie ein Trick oder ein Signal aufgebaut werden. Das geht aber nur freiwillig, mit ganz viel Freude und in kleinen Schritten – wie vieles andere auch im Umgang und Training mit unseren Hunden. Sobald dein Hund Angst bekommt, stellt er das Spielen ein.
Spielsignale
Zeigt dein Hund schon kurze Momente des Spiels und du willst diese ausbauen und deinen Hund öfter zum Spiel einladen, dann kannst du Spielsignale aufbauen. Da du kein Hund bist und dein Hund auch nicht deine Gedanken lesen kann, brauchst du ein Signal, um mit ihm zu kommunizieren. Ein Spielsignal sagt deinem Hund, dass alles, was du tust, Spiel ist und du es nicht ernst meinst. Ein Spielsignal gibt deinem Hund Sicherheit und es löst bei ihm schon eine gute Stimmung aus – damit fällt es deinem Hund viel leichter, sich auf ein Spiel mit dir einzulassen.
So baust du ein Spielsignal auf!
So wie du deinem Hund mit einem Signal sagst, dass er ein Leckerli auf dem Boden suchen kann, kannst du auch ein Spielsignal nutzen. Der Aufbau ist sehr einfach.
1. Überlege dir ein Signal – du kannst ganz einfach das Wort “Spielen” nutzen. Du kannst dein Spielsignal aber auch “Schmetterling” nennen.
Du solltest das Spielsignal dann erst aufbauen, wenn du dir zu 100% sicher bist, dass dein Hund mit dir spielen wird.
2. Du sagst das Spielsignal drei Sekunden, bevor du das Spiel mit deinem Hund beginnen wirst.
Damit verknüpft dein Hund dank klassischer Konditionierung das Spielsignal mit dem darauf folgenden Spiel und der guten Stimmung. Das Spiel nach dem Spielsignal kann auch wenige Sekunden dauern.
Ein Spielsignal ist immer eine Einladung zum Spiel. Solltest du deinen Hund danach zum Spiel zwingen, wird dein Hund sicher kaum noch Lust auf Spiel und dein Spielsignal haben. 😉
So spielen wir!
Da meine Hunde schon ein paar Jahre bei uns sind, kennen sie mittlerweile verschiedene Spielsignale für verschiedene Spiele. Es gibt “Rennen”, da rennen wir gemeinsam mit den Hunden. Es gibt “Zergeln”, danach gibt es ein Zerrspiel und so weiter. Du solltest mit einem Spielsignal beginnen. Wenn du genau weißt, wie du Spielsignale aufbaust und dein Hund verschiedene Spielarten kennt, kannst du auch mehrere Spielsignale aufbauen. Das ist aber kein Muss!
Jede kurze Interaktion mit Markersignal einfangen
Hat dein Hund schon kurze Momente, in denen er Spiel zeigt, dann solltest du diese verstärken! Am einfachsten geht das mit einem Markersignal, denn damit kannst du Spielmomente einfangen und verstärken. Als Belohnung reicht meist ein stimmliches Lob.
Lesetipp: 3 Tipps für den richtigen Einsatz von stimmlichem Lob
Möchte dein Hund eine Futterbelohnung, kannst du ihm diese geben. Dein Hund wird dank des Verstärkens der Spielmomente diese öfter haben und sie länger zeigen. Nimmst du das wahr, kannst du dein Markersignal auch immer ein paar Sekunden mehr hinauszögern.
Tricks aufbauen
Viele Hunde lieben ihre Tricks und zeigen diese gern, auch wenn sie gar nicht dafür belohnt werden. Das hat einen einfachen Grund – die meisten Hundehalter*innen trainieren Tricks zu 100% positiv, denn wenn der Hund sie nicht zeigt, geht die Welt nicht unter. Dadurch fühlt sich ein Hund zu 100% sicher, wenn er den Trick zeigt und der Trick wird immer belohnt – mit Futter, mit Lob, mit Spiel oder nur mit der Freude der Hundehalter*in. Dadurch wirkt der Trick irgendwann selbstbelohnend.
- Du könntest deinem Hund den Trick beibringen, zu einem Spielzeug zu laufen, wenn du es ihm auf die Wiese legst.
- Du könntest deinem Hund den Trick beibringen, an einem Spielzeug zu ziehen, wenn du es in der Hand hältst.
- Du könntest deinem Hund den Trick beibringen, ein Spielzeug mit den Pfoten über den Boden zu schieben.
Das alles könnte sich zu Spiel bei deinem Hund entwickeln.
Spielen mit Futter
Wenn dein Hund mit Spielzeug nichts anfangen kann, warum startest du nicht einfach Spielen mit Futter? Darauf können sich viele Hunde schnell einlassen und es bietet dir einen tollen Einstieg ins Spiel. Natürlich ist es kein Spiel, wenn du es gaaaanz streng betrachtest, aber was soll’s? Hauptsache dein Hund und du habt Spaß und dein Hund kann langsam lernen, dass sich so etwas gut anfühlt.
Du könntest
- deinem Hund das Stück Futter zeigen, dann vor ihm wegrennen und das Futter dann werfen.
- das Stück Futter über den Boden bewegen und dein Hund darf es fangen und dann essen.
- das Futter ganz langsam bewegen, es dann hinter etwas verstecken und dann kommt es plötzlich wieder hervor und du wirfst es weg.
Deiner Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt und du wirst schnell herausfinden, was dein Hund toll findet. Klappt das Spiel mit Futter sehr gut, kannst du dann auch schneller auf Gegenstände umsteigen, in denen Futter ist – wie zum Beispiel einen Kong oder einen Futterdummy.
Kein Druck! Keine hohen Erwartungen!
Befreie dich von deiner Idee, wie Spiel aussehen soll. Apportieren ist für viele Hunde kein Spiel, aber es kann etwas werden, was sie gern tun. Sobald Hunde erwachsen werden, spielen sie weniger als junge Hunde – deshalb darfst du nicht erwarten, dass dein Hund irgendwann immer und überall spielen möchte, wenn du das willst. Für Spiel muss die Umgebung für deinen Hund passen und er muss in der richtigen Stimmung sein. Genieße die kurzen Momente, in denen dein Hund mit dir spielen will und bleib cool, wenn er nicht will. Ich weiß, wie enttäuschend es ist, wenn dein Hund keinen Bock auf dich hat, während du dich richtig ins Zeug legst. Dein Hund will dir nicht den Mittelfinger zeigen, er kann gerade einfach nicht. Gib deinem Hund die Zeit und die Sicherheit, die er braucht – dann steht auch Spiel nicht mehr so viel im Weg.