3 Tipps für den richtigen Einsatz von stimmlichem Lob

von Ulrike Seumel

Eigentlich sollte es doch kinderleicht sein – ich sage meinem Hund, dass er toll ist und fertig. Ich kann es überall einsetzen, es kostet nichts und ich muss auch nichts bei mir tragen. Dennoch tun sich viele Leute schwer damit – entweder, weil ihr Hund sich anscheinend nicht dafür interessiert oder – ganz im Gegenteil – weil ihr Hund dann total aufdreht. Hier kommen meine 3 Tipps, was du für ein gutes stimmliches Lob brauchst.

Warum stimmliches Lob wichtig ist?

Es wird meist unterschätzt – nur weil der Hund keinen Freudentanz macht, wird es als nutzlos abgetan oder nicht gezielt eingesetzt.

Auf der einen Seite gibt es viele Hunde, für die stimmliches Lob sehr hochwertig ist. Auf der anderen Seite viele Hunde, für die es nicht so hochwertig erscheint – im Training brauchst du auch minderwertige Belohnungen.

Du brauchst minderwertige Belohnungen, wenn dein Hund ein Verhalten schon gut beherrscht und du nicht ständig die Leberwurst rausrücken willst, denn irgendwann ist die auch langweilig oder nicht passend.

Lesetipp: Belohnungen im Hundetraining

Übrigens kannst du durch ein stimmliches Lob auch sehr gut Zeit schinden, weil du gerade noch eine andere Belohnung in der Tasche suchst.

1. Tipp: Nutze gezielt deine Stimme

Du bist ein Mensch – und ich nehme an, deine bevorzugte Art zu kommunizieren werden Wörter und als Hilfsmittel deine Stimme sein. Deshalb solltest du das auch nutzen im Kontakt mit deinem Hund – auch was Belohnungen angeht.

Muss ich dann immer quietschen?

Ich selbst bin keine große Freundin vom Quietschen und ich denke nicht, dass du Quietschen musst im Umgang mit Hunden oder kleinen Kindern. Dennoch passiert es vielen und wenn du gern quietschst, dann setze das ein. Wenn das Quietschen einfach so über dich kommt, dann wäre es toll, wenn du das bewusst wahrnimmst, denn dann kannst du es gezielt einsetzen.

Hohe Töne und auch kurze Silben aktivieren deinen Hund und sorgen dafür, dass er sich schneller bewegt. Kurze Quietschlaute als stimmliches Lob kannst du deshalb einsetzen, wenn dein Hund sich schon schnell auf dich zu bewegt und das auch so weiter machen soll. Steht dein Hund aber gerade mit allen vier Pfoten auf dem Boden und springt keinen Menschen an, kann ein Quietschen als Lob ihn zu einer Bewegung aktivieren und dann springt er vielleicht doch an, weil er direkt vor dem interessanten Menschen steht.

Tiefe Töne bremsen deinen Hund aus

Tiefe und eher langgezogene Laute bremsen deinen Hund aus. Ein ruhig gesprochenes, lang gezogenes und tiefes – Das machst du suuuuuper! – wäre eine bessere Idee, wenn dein Hund es gerade noch schafft, stehenzubleiben statt hochzuspringen. Oder dein Hund steht, während das Kaninchen wegläuft – in diesem Moment passt ein ruhiges stimmliches Lob besser, damit dein Hund nicht doch hinterherrennt. (Im besten Fall hilft dir auch eine Schleppleine, wenn dein Hund da noch nicht stehen kann oder abrufbar ist.)

Das bedeutet natürlich nicht, dass du als Frau jetzt wie der Weihnachtsmann sprichst, sondern in deiner Stimmlage um zwei Oktaven runtergehst. Das ist meist der Unterschied zwischen unserer Stimmlage, wenn wir gestresst sind und schnell gepresst reden und einer ruhigen und entspannten Unterhaltung. (Im Übrigen wirkt das auch auf andere Menschen kompetenter und es lässt sich angenehmer zuhören.)

Auf meinem YouTube-Kanal kannst du einen Eindruck vom Einsatz meiner Stimme bekommen:

Ruhiges Lob mit eher tiefer Stimme

Animierendes Lob mit höheren Tönen

Laut oder leise?

Das kommt auf die Situation an – ich bin aber generell kein Fan vom Flüstern.

Ich spreche nur leise mit meinen Hunden, wenn ich dicht an ihren Ohren bin – ansonsten rede ich mit normaler Lautstärke.

Sobald meine Hunde etwas weiter weg sind oder die Umgebung geräuschvoll ist, dann spreche ich auch lauter mit meinen Hunden. Das mache ich nicht, um sie einzuschüchtern – ich möchte, dass sie mich gut verstehen können. Und zwischen laut und freundlich sprechen und genervt brüllen gibt es einen großen Unterschied.

Es ist wahnsinnig anstrengend, mit jemandem zu reden, der zu leise spricht. Du kennst das vielleicht – du hattest einen anstrengenden Tag und dann will dir jemand etwas erzählen, aber die Person spricht sehr leise und du musst dich sehr anstrengen, alles zu hören, um ihr zu folgen. Das ist eine Situation, in der ich schnell sauer werde oder einfach aussteige, weil sie mich überfordert. Und dein Hund muss ja ständig deine Stimme mit ihren wichtigen Infos aus den ganzen Reizen und Eindrücken rausfiltern, die so auf ihn einwirken. Deshalb mach es deinem Hund leicht!

2. Tipp: Vergiss nicht deine Mimik und deinen Körper

Zu einem stimmlichen Lob gehört nicht nur deine Stimme, sondern auch der ganze Rest – deine Mimik und deine Körpersprache. Auch wenn du das gar nicht bewusst einsetzt, dein Hund nimmt sie wahr und bewertet sie.

Schenke deinem Hund ein Lächeln

Wenn du lachst, verändert sich deine Stimme und auch deine Gesichtszüge. Das muss ich dir nicht erklären und du erkennst sicher ein falsches Lächeln auf 100m Entfernung. Spiel deinem Hund nichts vor, aber trau dich auch, zu lächeln. Warum das wichtig ist, erfährst du im 3. Tipp des Beitrags.

Das Lächeln, das du aussendest, kehrt zu dir zurück als Glück. Indisches Sprichwort

Deine Aufmerksamkeit als Belohnung?

Deine Zuwendung und Aufmerksamkeit ist deinem Hund wichtig – mal mehr und mal weniger. Sie gehört zu jeder Belohnung dazu, denn wenn du nicht aufmerksam bist, wirst du gar nicht merken, dass dein Hund etwas gut macht oder am Ziel vorbeischießt. Auch wenn du deinen Hund mit Futter belohnst, musst du dich ihm zuwenden und ihm Aufmerksamkeit geben.

Auch zum stimmlichen Lob gehört das dazu und du kannst deine Zuwendung bewusst stark einsetzen oder auch nicht.

Wenn du deinen Hund stimmlich lobst, kannst du deinen Hund dabei

  • ansehen und dich ihm bewusst zuwenden mit deinem Körper

oder

  • ihn nicht ansehen und dich ihm auch nicht mit dem Körper zuwenden

Damit veränderst du die Wertigkeit deines stimmlichen Lobs und auch den Effekt auf deinen Hund.

 

Wann solltest du deinen Hund nicht ansehen, wenn du ihn stimmlich lobst?

Wenn du deinen Hund nicht unterbrechen, aber ihm eine Rückkopplung geben willst. Zum Beispiel wenn dein Hund gerade perfekt mit seiner Nase arbeitet und das noch nicht immer so gut klappt und du ihm einfach eine Rückkopplung geben musst.

Das gilt für vor allem für Hunde, die schnell in den Trainingsmodus kippen und dann anbieten, anbieten, anbieten… Mit Trainingsmodus meine ich, dass dein Hund sofort vor dir steht und alles stehen und liegen lässt, weil du ihn gerade gelobt hast.

Damit dein Hund nicht sofort in den Trainingsmodus kippt, ist es wichtig, dass du ihn nicht ansiehst und dein Körper ruhig bleibt, wenn du ihn lobst.

Wer so einen Hund zu Hause hat, weiß genau, was ich meine – das kann nerven und ich möchte auch nicht, dass mein Hund ständig sein Verhalten unterbricht, weil ich ihn lobe.

Natürlich sollst du deinen Hund nicht ständig vollquatschen, aber es gibt nun mal Dinge, die ich gern loben möchte, weil sie wichtig sind und weil ich dieses Verhalten öfter sehen will. Auf der anderen Seite will ich aber nicht, dass mein Hund sich ständig unterbricht. Deshalb ist ein ruhiges stimmliches Lob mit einer eher tiefen Stimme, ohne den Hund anzusehen und mit einer ruhigen Körperhaltung eine wichtige Belohnung, die du immer und überall einsetzen kannst.

Wenn du nicht so einen Hund hast und du dir einen aufmerksamen Hund wünscht, dann habe ich was für dich.

Lesetipp: In 12 Schritten zu einem aufmerksameren Hund

Und was macht der Rest deines Körpers?

Du kannst dein stimmliches Lob mit deiner Körpersprache unterstützen.

Du kannst anfangen zu tanzen, zu klatschen, zu hüpfen, deinem Hund zunicken, einfach nur da stehen oder weiterlaufen. Bitte bewege dich so, dass es deinen Hund nicht irritiert und das ist von Hund zu Hund verschieden. Und du solltest bei dir bleiben – wenn du nicht gern tanzt, dann musst du das auch nicht tun. Bleib locker und mach dich nicht steif und bedenke, je mehr du deinen Körper einbringst, umso hochwertiger und aufregender kann das stimmliche Lob werden. (Für manche Hunde kann es dann natürlich auch beängstigend werden, deshalb beobachte die Reaktion deines Hundes genau.)

3. Tipp: Was deine Einstellung zu dir und deinem Hund mit diesem Beitrag zu tun hat

Ganz wichtig – du musst es ernst meinen. Du wirst deine Stimmung nicht vor deinem Hund verstecken können, weil dein Hund ein Meister im Entziffern deiner Körpersprache ist. Du musst dich im Inneren über deinen Hund und sein Verhalten freuen und ihn authentisch loben. Nicht, weil ich es dir sage, sondern weil du das, was dein Hund gerade macht, wertschätzt. Wenn du nichts im Verhalten deines Hundes siehst, was du loben oder anders belohnen kannst, dann brauchst du unser Dog Journal!

Du musst dich trauen – wenn es dir unangenehm ist in der Öffentlichkeit aufzufallen, dann wähle ein stimmliches Lob oder eine andere Belohnung aus, mit der du dich wohlfühlst. Beobachte dich aber dabei und frag dich selbst ganz ehrlich, warum ist es mir unangenehm in der Öffentlichkeit meinen Hund zu loben (oder generell zu belohnen)? Oft steckt die Angst dahinter, zu versagen und dass der eigene Hund nicht den Anforderungen der Nachbar*in, den Freund*innen und dem Rest der Welt genügt. Und da spreche ich aus eigener Erfahrung, denn das steckt bei mir dahinter, wenn ich merke, dass ich gerade nicht mit meinem Hund auffallen will durch ein lautes stimmliches Lob.

Unser Buchtipp: Perspektivwechsel – Positive Psychologie für Hunde

Wenn du mit der Einstellung an die Sache rangehst, dass deinem Hund dein stimmliches Lob eh egal ist und dass er es sowieso nicht hört, wird das auch nichts. Diese Ausrede lasse ich übrigens nur bei tauben Hunden gelten. Es wird nicht funktionieren, weil du es nicht nutzen wirst und weil du es nicht ehrlich meinst. Diese selbsterfüllende Prophezeiung wird eintreten, weil du es nicht nutzt oder gar nicht wahrnimmst, dass sich das Verhalten deines Hundes verbessert.

Fazit

Wer hätte jetzt gedacht, dass Ulli über 1000 Wörter zum Thema stimmliches Lob schreiben kann? Im stimmlichen Lob steckt sehr viel mehr, als du jetzt sicher erwartet hast.

Bleib beim stimmlichen Lob immer bei dir und nutze es so, dass du dich damit wohlfühlst und glaube an die Wirkung auf deinen Hund, denn dein Hund nimmt es wahr und es wird für ihn angenehm sein.

Setze gezielt deine Stimme ein und unterstütze sie mit deiner Körpersprache und Mimik – je nachdem, was du brauchst und was gerade passt.

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Über die Autor*in

Ulrike Seumel

Ulrike Seumel ist Trainerin für Menschen mit Hund, Coach, Autorin und Gründerin von Dog It Right.

Mit Dog It Right begleitet sie Menschen und ihre Hund auf dem Weg zu einem glücklichen und unbeschwerten Leben.

Ihr Team und sie trainieren Hundehalter*innen, damit diese wissen, wie sie mit ihrem Hund umgehen. Die Menschen sollen Probleme erkennen, verstehen und lösen können. Dabei trainieren sie immer mit den Bedürfnissen und Stärken von Mensch und Hund.

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