Ressourcenverteidiger belohnen – so geht’s!

von Ulrike Seumel

Auch Hunde, die Ressourcenverteidigung zeigen, können in einer Hundegruppe belohnt werden – sogar mit fliegenden Leckerlies. Wie das geht, erfährst du deshalb in diesem Artikel. Denn verschiedene Belohnungen bedeuten auch mehr Spaß und Lebensqualität für deinen Hund. Und wenn du mit mehreren Hunden zusammenlebst, ist dieses Ritual Pflicht für dich.

Disclaimer: Wenn du einen Hund hast, der Ressourcenverteidigung zeigt, ist es deine Pflicht, ihn und auch andere zu schützen, deshalb setze meine Tipps nicht blind um, sondern hole dir lieber Unterstützung von einer kompetenten Trainer*in.

Wenn du wissen möchtest, wie du mit deinem Ressourcenverteidiger arbeiten kannst, empfehle ich dir diesen Artikel von mir:

Lesetipp: Ressourcenverteidigung bei Hunden

Zuletzt den füttern, der Ressourcen verteidigt!

Warum das denn?

Erst mal vorab – mit Rangordnung hat das nichts zu tun. Nichts!

Es geht darum, dass der Hund, der Ressourcenverteidigung zeigt, lernt: Wenn die anderen eine Ressource erhalten, erhalte ich auch eine! Auf emotionaler Ebene verknüpfst du damit dank klassischer Konditionierung: Andere Hunde bekommen Ressourcen = TOLL!! Weil der Ressourcenverteidiger danach auch immer etwas Tolles erhält.

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Wenn es nach manchen Hunden gehen würde, dann könnten wir Futter immer gleichzeitig an alle verteilen, während die sich übereinander stapeln oder über den Haufen rennen. Mit und ohne Ressourcenverteidiger ist das keine gute Idee, denn das könnte wehtun und provoziert Konflikte zwischen den Hunden. Und selbst wenn es die Hunde dann untereinander klären, stresst es sie unnötig und nagt an der Beziehung zwischen den Hunden.

Deshalb ist es gut, wenn du ein Ritual einführst, um Belohnungen zu verteilen. Außerdem lernen die Hunde damit, sich bei der Vergabe der Belohnung zu positionieren und sich nicht übereinander zu stapeln. Wie das bei uns aussieht, erfährst du im nächsten Abschnitt. Wenn du mit einem Markersignal arbeitest, wird es noch einfacher für dich, weil dir das zum Belohnen mehr Zeit verschafft und du genau im Timing bist.

Hunde mit Namen ansprechen

Die einfachste Möglichkeit, die selbst mit sehr großen Hundegruppen funktioniert – sprich die Hunde mit Namen an und verteile dann.
Bei uns sieht das so aus: Nach dem Markersignal sage ich “Ascii”, wende mich ihm zu, schaue ihn an und gebe ihm dann eine Belohnung. Danach sage ich “Paco”, wende mich ihm zu, schaue ihn an und gebe ihm die Belohnung. Danach wende ich mich genauso wieder Ascii zu, falls ich noch mehr Kekse verteilen will oder ich sage den Hunden mit “Fertig”, dass keine Belohnungen mehr kommen.

Warum?

Damit erschaffst du eine Abfolge und Klarheit für deine Hunde, wie die Belohnung strukturiert ist. Und dein Hund weiß sehr schnell durch Erfahrung, wie lange er noch ungefähr warten muss und wann er dran ist. Damit ersparst du deinen Hunden Verwirrung und bringst Erwartungssicherheit und Ruhe in die Vergabe der Belohnung.
Allein durch dieses Ritual konnte ich sehr schnell Futter für beide Hunde werfen, während einer der Hund gewartet hat.

So geht’s

Vorübung

Wenn du dieses Ritual noch gar nicht kennst, dann übe es erst mal ganz ohne deine Hunde! Denn es klingt sehr leicht, aber es stecken einige Dinge drin und du solltest dabei die Ruhe bewahren. Außerdem kannst du deinen Körper nutzen, um dich zwischen den Hunden zu positionieren während der Futtergabe. Damit hinderst du neugierige Hunde daran, mal zu schauen, was du da so verteilst. Achtung – es geht nicht darum, einen Hund wegzudrängen, sondern sich nur als Barriere dazwischenzustellen.

Du sagst den Namen des ersten Hundes.
Wendest dich diesem mit deinem ganzen Körper zu.
Schaust ihn an.
Greifst in die Leckerlietaschen.
Gibst ihm das Leckerlie.

Du sagst den Namen des zweiten Hundes.
Wendest dich diesem mit deinem ganzen Körper zu.
Schaust ihn an.
Greifst in die Leckerlietaschen.
Gibst ihm das Leckerlie.

Du sagst den Namen des dritten Hundes.
Wendest dich diesem mit deinem ganzen Körper zu.
Schaust ihn an.
Greifst in die Leckerlietaschen.
Gibst ihm das Leckerlie.

Übe auch mit nur einem Hund!

Zu Beginn solltest du es generell durchziehen, auch wenn du nur mit einem Hund zusammen bist. Gewöhne dir an, den Hund mit Namen anzusprechen, dich ihm zuzuwenden und ihm die Belohnung zu geben. So wird es auch dir leichter fallen, daran zu denken!
Ganz besonders, wenn du einen Hund hast, der kaum auf seine Belohnung warten kann, solltest du das mit ihm üben und stimmliches Lob als Unterstützung zum Warten nutzen.

Welcher Hund bekommt zuerst?

Beginne mit dem Hund, der am schlechtesten warten kann. Seine Fähigkeit auf eine Belohnung zu warten, muss sich noch im Laufe der Zeit verbessern. So ein Training solltest du nicht starten, wenn er mit anderen Hunden gerade auf die Belohnung wartet. Trainiere das lieber separat in winzigen Schritten.

Lesetipp: So kannst du bei deinem Hund Impulskontrolle aufbauen

Oder du beginnst wie oben beschrieben mit dem Hund, der kein Problem hat und gibst dem Hund, der Ressourcen verteidigt, zuletzt. Diese Reihenfolge ist nicht in Stein gemeißelt, deshalb schaue, wie es bei euch am besten klappt.

Du willst nicht nur Futter aus der Hand geben?

Das ist gar kein Problem. Wenn deine Hunde das Ritual zum Verteilen der Belohnungen kennen, kannst du das auch auf andere Belohnungsmöglichkeiten übertragen.
Du kannst so Spielzeuge verteilen oder mit deinen Hunden spielen. Und du kannst auch Futter werfen.
Du solltest nur zu Beginn ein paar Zwischenschritte einbauen – manche Hunde brauchen mehr Zwischenschritte als andere.

Futter werfen.
Du sagst den Namen des ersten Hundes.
Wendest dich diesem mit deinem ganzen Körper zu.
Schaust ihn an.
Greifst in die Leckerlietaschen.
Legst ihm das Leckerlie auf den Boden und lässt es ihn fressen.

Du sagst den Namen des zweiten Hundes.
Wendest dich diesem mit deinem ganzen Körper zu.
Schaust ihn an.
Greifst in die Leckerlietaschen.
Legst ihm das Leckerlie auf den Boden und lässt es ihn fressen.

Du sagst den Namen des dritten Hundes.
Wendest dich diesem mit deinem ganzen Körper zu.
Schaust ihn an.
Greifst in die Leckerlietaschen.
Legst ihm das Leckerlie auf den Boden und lässt es ihn fressen.

Wenn deine Hunde das kennen, kannst du dazu übergehen, statt das Leckerlie auf den Boden zu legen, es aus zwei cm Höhe auf den Boden fallen zu lassen. Da die anderen Hunde, die nicht dran sind, schon längst wissen, dass sie auch gleich dran sind, werden sie warten.
Die Fallhöhe des Leckerlies kannst du dann ausweiten und auch Futter werfen. Bitte wirf das Futter niemals vor die Nase der anderen Hunde. Es gibt dann kein wildes Kreuz-und-quer-Werfen von Keksen, sondern es wird nacheinander für jeden Hund mit dem Ritual Futter geworfen.

Lesetipp: Belohnungsideen mit Futter

Und was, wenn doch einer nicht warten kann…

Selbst wenn du dieses Ritual schon über Jahre durchziehst, kann immer der Tag kommen, an dem ein Hund doch nicht warten kann… Wenn es Paco schlecht geht, hat er immer einen riesigen Hunger und kann sich sehr schlecht zurückhalten. Da versucht er, Ascii schon mal das Futter zu klauen. In einem Moment, in dem Paco das Futter von Ascii klaut, weil er schneller hingelaufen ist, lobe ich Ascii und biete ihm bei mir etwas an. Das hat nach zwei Vorfällen dazu geführt, dass Ascii sofort stehen bleibt, wenn Paco so etwas tut und mich ansieht. Ascii spart Energie und bekommt etwas Tolles bei mir. Da sich das schnell so eingespielt hat, ist das okay für uns alle.

Das brauchst du für den Notfall!

Da jeder Hund mal einen schlechten Tag und auch ein paar schlechte Wochen haben kann, solltest du daran arbeiten, dass dein Hund ansprechbar und auch abrufbar ist, wenn du Belohnungen verteilst.

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Über die Autor*in

Ulrike Seumel

Ulrike Seumel ist Trainerin für Menschen mit Hund, Coach, Autorin und Gründerin von Dog It Right.

Mit Dog It Right begleitet sie Menschen und ihre Hund auf dem Weg zu einem glücklichen und unbeschwerten Leben.

Ihr Team und sie trainieren Hundehalter*innen, damit diese wissen, wie sie mit ihrem Hund umgehen. Die Menschen sollen Probleme erkennen, verstehen und lösen können. Dabei trainieren sie immer mit den Bedürfnissen und Stärken von Mensch und Hund.

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