So kannst du bei deinem Hund Impulskontrolle aufbauen

von Ulrike Seumel

Im Artikel letzte Woche habe ich dir versprochen, dass du heute erfährst, wie du gezielt bei deinem Hund Impulskontrolle aufbauen kannst. Aber nicht nur passendes Training ist wichtig, denn es gibt noch andere Möglichkeiten, um die Impulskontrolle deines Hundes zu verbessern.

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Keine Lust zu lesen? Dann höre dir meinen Artikel einfach hier an.

Hat dein Hund genug Impulskontrolle?

Wenn alles passt, dann lässt du alles, wie es ist. Wenn dein Hund sehr gut durch seinen Alltag kommt und du mit ihm keine Probleme hast, dann trainiere bitte weiterhin so, wie du es bisher gemacht hat. Never change a running system… Dein Hund braucht kein Extra-Training für seine Impulskontrolle.

So kannst du die Impulskontrolle bei deinem Hund verbessern

Der einfachste und schnellste Weg

Spare Impulskontrolle bei deinem Hund an Stellen, wo du sie gar nicht brauchst. Dafür musst du zuerst dein Training und deinen Umgang überprüfen. Wo verbraucht dein Hund Impulskontrolle? Wenn es nicht sein muss, dann kannst du diese Belastung reduzieren.

Im ersten Artikel habe ich dir gesagt, dass dein Hund, nachdem er Impulskontrolle gezeigt hat, danach sofort weniger zur Verfügung hat. Deshalb ist es wichtig, dass du überprüfst, wo dein Hund Impulskontrolle zeigen muss und ob du daran etwas ändern kannst.

Was kostet deinen Hund Impulskontrolle?

Dein Hund verbraucht Impulskontrolle bei seiner Beschäftigung zum Auslasten

Schaue dir als erstes den Bereich der Beschäftigung und Auslastung an.

Wie viele und welche Regeln gibt es, wenn du mit deinem Hund spielst, ihn beschäftigst oder einem Hobby von deinem Hund oder dir nachgehst?

Regeln fordern immer Impulskontrolle. Deshalb sollten Regeln sorgfältig aufgebaut werden.

Generell sollte Beschäftigung deinen Hund nicht belasten, sondern Defizite auffüllen. Welche Regeln im Bereich der Beschäftigung kannst du lockerer nehmen?

Dein Hund verbraucht Impulskontrolle bei jeder Entscheidung

Jede Entscheidung, die dein Hund trifft, kostet ihn Impulskontrolle. Wenn du ein Signal oder Kommando bei deinem Hund abfragst und die Umwelt ihn lockt, muss er sich entscheiden zwischen zwei Optionen. Auch wenn du Signale über positive Verstärkung aufbaust, muss sich dein Hund entscheiden. Wenn die Umwelt ihn stark ablenkt oder du deinen Hund freundlich unterbrechen musst, wird dein Hund Impulskontrolle zeigen müssen. Er muss ein Verhalten beenden, um ein anderes auszuführen.

Umso wichtiger ist es, Pausen zu schaffen und für Momente zu sorgen, in denen dein Hund in einem sicheren Rahmen Hund sein darf. Natürlich ohne anderen oder sich selbst zu schaden.

Und du solltest dafür sorgen, dass du Verhalten sorgfältig trainierst und aufbaust.

Gewohnheiten im Tagesablauf helfen deinem Hund und er muss sehr viel weniger Impulskontrolle aufbringen. Du kannst zum Beispiel ein Kindergitter nutzen, um Trainingseinheiten mit mehreren Hunden zu strukturieren und um den Hunden das Warten einfacher zu machen.

Lesetipp: 4 Gründe – warum jeder Hundehaushalt ein Kindergitter braucht

Dein Hund verbraucht Impulskontrolle bei Stress

Im ersten Teil des Artikels habe ich dir gesagt, dass Stress dafür sorgt, dass der präfrontale Kortex seine Leistung runterfährt. Dieser Teil im Gehirn ist für Impulskontrolle notwendig. Deshalb solltest du dafür sorgen, dass Stressoren im Alltag reduziert werden. Damit kannst du die Impulskontrollfähigkeit deines Hundes steigern.

Und du solltest dafür sorgen, dass dein Hund stressige Situationen bewältigen kann und du ihn dabei unterstützt. Generell solltest du die Stress-Belastung deines Hundes im Blick haben, um einschätzen zu können, was das Gehirn deines Hundes leisten kann. Denn du kennst es selbst von dir – wenn du belastet bist, zeigst du nicht die besten Leistungen, was die Impulskontrolle angeht. Und das hat nichts mit Training zu tun und kann auch nicht durch noch mehr Training verbessert werden.

In diesem Webinar zeige ich dir, wie du Stress bei deinem Hund erkennst und wie du deinen Hund unterstützen kannst.

Die eine Übung, um Impulskontrolle aufzubauen

So eine Übung gibt es nicht! Tut mir Leid!

Es gibt keine Übungen, um beim Hund generell die Impulskontrollfähigkeit zu steigern.

Für jedes beliebige Verhalten kannst du aber die Impulskontrollfähigkeit deines Hundes ausbauen. Dein Hund kann diese Fähigkeit aber nicht auf andere Situationen übertragen.

Du kannst in jeder Situation, in der du die Impulskontrolle deines Hundes verbessern möchtest, trainieren. Deshalb solltest du dich fragen: In welchen Situationen möchtest du die Impulskontrollfähigkeit deines Hundes verbessern und was soll dein Hund in diesen Situationen genau tun?

Drei Beispiele, um Impulskontrolle aufzubauen

Stehen bleiben bei Wildsichtung

Wenn du dir wünschst, dass dein Hund stehenbleibt oder sich abwendet von Wild, dann solltest du dieses Verhalten bei deinem Hund verstärken. Dazu musst du in der Lage sein, zu erkennen, wann dein Hund Wild wahrnimmt und dabei steht oder wann er sich von Wild abwendet.

Und du darfst nicht bei der stärksten Ablenkung mit dem Training beginnen – das fliehende Reh in zwei Meter Entfernung wird wahrscheinlich eine zu große Ablenkung sein.

Warten, während andere Hunde spielen, auftauchen oder üben.

Wenn du dir wünschst, dass dein Hund sich abwenden oder warten kann, wenn andere Hunde auftauchen, dann solltest du dieses Verhalten verstärken. Auch da musst du einschätzen können, wann es für deinen Hund überhaupt möglich ist – damit du mit dem Training beginnen kannst auf einer Ablenkungsstufe, die für deinen Hund machbar ist.

50 Kekse vor der Nase deines Hundes auslegen

Du beginnst mit einem Keks und einer sehr kurzen Zeit, die dein Hund warten musst. Danach darf dein Hund diesen Keks essen und du steigerst nach und nach langsam die Anzahl der Kekse, unabhängig von der Wartezeit.

Danach kann dein Hund warten, während du 50 Kekse auslegst, aber nicht, wenn du ein Kaninchen auslegst oder seinen Lieblingsball. Das ist eine Übung, mit der du lustige Videos oder Fotos machen kannst, die ich aber niemandem empfehlen würde, wenn der Hund an anderen Stellen Impulskontrolle braucht und Probleme im Alltag hat. Denn in dieser Übung verbraucht dein Hund unnötig viel Impulskontrolle.

3 wichtige Punkte, um Impulskontrolle in verschiedenen Situationen zu trainieren

Impulskontrolle muss sich lohnen

Wenn dein Hund Impulskontrolle zeigt und sich zum Beispiel vom fremden Hund abwendet oder stehenbleibt, obwohl das Reh rennt, dann muss sich das für ihn lohnen.

Und die Belohnung sollte zur Motivation deines Hundes passen, damit du die Impulskontrollfähigkeit in der Situation verstärkst. Im besten Fall bekommt der Hund das, was er wollte, während er Impuskontrolle gezeigt hat. Das ist leider nicht immer möglich, deshalb darfst du kreativ sein und musst Ersatz finden.

In dieser Artikelreihe habe ich alles zum Thema Belohnung zusammengefasst.

Dein Timing

Um das passende Verhalten zu verstärken, was dein Hund zeigen soll, musst du wissen, was du willst. Und du musst es im richtigen Moment verstärken.

Mit einem positiven Markersignal kannst du das einfangen und belohnen, was du vermehrt bei deinem Hund sehen möchtest. Und du kannst Entscheidungen belohnen, die dein Hund trifft und du die häufiger sehen möchtest. In diesem Onlinekurs zeigen wir dir, wie du in 4 Schritten ein Markersignal aufbaust und im Training und Alltag einsetzt.

Wenn es für deinen Hund schwer wird, kannst du die Wartezeit mit kleinen Belohnungen zwischendurch überbrücken.

Einsatz verschiedener Belohnungen

Durch den Einsatz verschiedener Belohnungen mit einer unterschiedlichen Wertigkeit kannst du immer die Impulskontrolle und auch die Frustrationstoleranz deines Hundes ausbauen.

Du belohnst jedes Verhalten, das du bei deinem Hund gut und wichtig findest, aber du setzt verschiedene Belohnungen ein. Von einem Lächeln über stimmliches Lob bis zu Futter, Spiel und Dingen, die dein Hund in der Umwelt tun kann, ist alles dabei.

Lesetipp: Wann und wie du aufhören kannst, zu belohnen

Und eine Sache noch: Vermeide Strafe

Theoretisch ist es möglich, ein Verhalten durch ängstigende Strafe abzustellen. Die Nebenwirkung davon ist Stress, was die Fähigkeit zur Impulskontrolle reduziert. Du hinderst deinen Hund an einem Verhalten, sorgst aber dafür, dass sein präfrontaler Kortex nicht mehr 100% seiner Leistung bringt. Neben vielen anderen möglichen Nebenwirkungen ist das eine schlechte Trainingsgrundlage. Und es ist nicht mein Weg im Umgang mit Hunden!

Lesetipp: Was jede*r über Strafe im Hundetraining wissen sollte

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Über die Autor*in

Ulrike Seumel

Ulrike Seumel ist Trainerin für Menschen mit Hund, Coach, Autorin und Gründerin von Dog It Right.

Mit Dog It Right begleitet sie Menschen und ihre Hund auf dem Weg zu einem glücklichen und unbeschwerten Leben.

Ihr Team und sie trainieren Hundehalter*innen, damit diese wissen, wie sie mit ihrem Hund umgehen. Die Menschen sollen Probleme erkennen, verstehen und lösen können. Dabei trainieren sie immer mit den Bedürfnissen und Stärken von Mensch und Hund.

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Du lernst im Video-Training unsere Techniken, um die Körpersprache von Hunden schnell zu entschlüsseln – egal, um welchen Hundetyp oder Hunderasse es sich handelt.

Marker-Training für Hunde: Auf Augenhöhe zum glücklichen und kooperativen Hund


Markertraining vereint den wertschätzenden Umgang mit Hunden und ein durchdachtes Hundetraining. Du erfährst, wie die Arbeit mit Markersignalen funktioniert und wie man sie im Alltag mit Hunden anwendet. Schwerpunkt des Trainings ist es, das tolle Verhalten des Hundes zu fördern und unerwünschtes Verhalten nachhaltig zu verändern – alles ohne Schreckreize und Druck.

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