Wann und wie du aufhören kannst zu belohnen

von Ulrike Seumel

Heute erfährst du, wann und wie du aufhören kannst zu belohnen und warum das gar nicht so einfach ist, wie du vielleicht denkst.

Wenn du möchtest, dass dein Hund Verhalten zeigt, was du dir wünschst, musst du dieses Verhalten belohnen und verstärken – wenn du das von dir gewünschte Verhalten nicht verstärkst, wird dein Hund es nicht mehr oder zumindest seltener zeigen.

Um zu wissen, wie du Belohnungen abbauen kannst, müssen wir kurz einen Blick in die blanke Theorie werfen, denn diese wendest du schon bewusst oder noch unbewusst an.

Was sind Verstärkungspläne?

Anhand eines Verstärkungsplans kannst du erkennen, wie sich das Verhältnis zwischen Verhalten und Verstärker auf deinen Hund auswirkt, d.h. du erkennst, wie das Verhalten stabil wird und wie oft du das Verhalten des Hundes verstärken musst. Wie oft musst du Belohnungen einsetzen und wann kannst du den Zeitraum zwischen den einzelnen Belohnungen vergrößern?

Diese vier Verstärkungspläne kennst du aus dem Hundetraining:

  • Immerverstärkung (auch kontinuierliche Verstärkung genannt)

Der Hund wird für jedes gezeigte Verhalten belohnt und erhält den passenden Verstärker. Dadurch lernt der Hund sehr schnell, was er tun soll – bleibt aber die Belohnung plötzlich aus, entsteht Frust und das Verhalten kann zusammenbrechen.

Die Immerverstärkung benutzt du sicher, wenn dein Hund etwas Neues lernen soll.

  • Intervallverstärkung

Die Verstärkung erfolgt nach einem vorher festgelegten Zeitraum – zum Beispiel nach 20 Sekunden oder zehn Minuten.

Die Verstärkung kann aber auch nach einem variablen Zeitraum erfolgen – nach zehn Sekunden und das nächste Mal nach einer Minute und dann wieder nach fünf Sekunden. Das Zeitintervall folgt dabei keinem Muster.

  • Quotenverstärkung

Dabei wird nur eine bestimmte Anzahl von Ausführungen verstärkt. Zum Beispiel wird jede 5. korrekte Ausführung des Verhaltens verstärkt.

  • Variable Häufigkeitsverstärkung

Der Hund weiß nicht genau, wann sich sein Verhalten lohnt. Die Gabe des Verstärkers folgt keinem Muster. Das führt zu einem Effekt wie beim Glücksspiel. Dieses Vorgehen macht das Verhalten des Hundes resistenter gegen Löschung.

Zum Beispiel wird der Hund ab und zu in unregelmäßigen Abständen am Tisch belohnt, wenn er bettelt, weil der Mensch schwach wird. Das Verhalten Betteln wird sehr löschungsresistent, weil der Mensch unbewusst die variable Häufigkeitsverstärkung anwendet. Und du weißt sicher, wie hartnäckig Hunde beim Betteln am Tisch sein können – und jetzt weißt du, warum – dank konsequent angewendeter Lerntheorie. ?

Es gibt noch andere Verstärkungspläne, aber diese vier werden im Hundetraining oft benutzt. Die Verstärkungspläne können auch untereinander vermischt werden.

Warum ist die Umsetzung der Verstärkungspläne im Alltag schwer?

Wenn du deinem Hund ein neues Verhalten beibringst, belohnst du jedes Mal, wenn er das neue Verhalten zeigt. Dein Hund lernt dadurch sehr schnell, was er zu tun hat. Du nutzt dafür die Immerverstärkung – irgendwann wird dein Hund sicher in dem Verhalten. In diesem Moment stellst du bewusst oder unbewusst deinen Verstärkungsplan um. Meist auf eine variable Häufigkeitsverstärkung und die Belohnung kommt manchmal und manchmal auch nicht, die Gabe der Belohnung folgt keinem Muster. Diese Umstellung ist sehr schwer, da dein Hund schnell frustriert ist und durch das plötzliche Ausbleiben der Belohnung sich sein Verhalten verschlechtert. Dann gehst du zurück zur Immerverstärkung und belohnst wieder alles und so dreht ihr euch im Kreis…

Warum es im Alltag scheitert

Außerdem ist dein Alltag nicht immer gleich und das bedeutet für deinen Hund, dass die Anforderungen an ihn und sein gezeigtes Verhalten variieren. Zuhause im Wohnzimmer ist das Sitz auf Signal leichter als auf der Hundewiese, oder? Diesen Umstand musst du beachten, wenn du deinen Hund belohnst.

Warum es dank der Umwelt scheitert

In der Umwelt findet dein Hund außerdem von allein ziemlich viele spannende Dinge, die er gut findet und die für ihn eine Belohnung sind. Er kann sich also selbst belohnen. Und wenn er merkt, dass ein Sitz bei dir ihm nichts bringt – Gas zu geben und zu rennen, aber richtig viel Spaß macht, wird Gas geben und Rennen besser verstärkt als Sitz. Im Labor sind Verstärkungspläne besser umzusetzen, zu planen und einzusetzen als im normalen Alltag. Es gibt keine Umwelt, die deinen Hund ablenkt und die ihn mit Belohnungen lockt.

Warum es an dir scheitert

Der Einsatz von Verstärkungsplänen und der Abbau von Belohnungen erfordert eine exakte Planung des Trainings. Das macht es dir sehr schwer, denn du musst alle Eventualitäten einplanen und dich ganz schnell anpassen, wenn der Alltag vom Plan abweicht. Wenn du deinen Hund auf einem Hundeplatz auf seine Begleithundeprüfung vorbereitest, kannst du Ablenkungen einplanen und Abläufe einschätzen. Im normalen Alltag wird das schwieriger.

Der Einsatz von Verstärkungsplänen scheitert in der Realität auch daran, dass du gar nicht immer Belohnungen parat hast, die bei deinem Hund Verhalten verstärken und schon kommt dein Plan ins Wanken. Du verlierst die Kontrolle und Übersicht über deinen eigenen Plan.

Wie du es besser machen und maximale Erfolge erzielen kannst

Ich nutze im Alltag eine Immerverstärkung – ABER mit verschiedenen Belohnungen und verschiedener Wertigkeit.

Ich belohne meinen Hund immer, aber es gibt viele verschiedene Belohnungen, die sich in ihrer Wertigkeit unterscheiden. So kannst du deinen Hund nicht nur überraschen, sondern du nutzt auch die Vorteile der variablen Häufigkeitsverstärkung, weil einige Belohnungen dabei sein werden, die zwar für deinen Hund nett, aber kein Verstärker sind.

Außerdem nutzen sich deine hochwertigen Belohnungen nicht so schnell ab und werden langweilig, weil sie nicht jedes Mal kommen.

Du musst keine Angst haben, dass das Verhalten einbricht, weil du immer belohnst und dein Hund dadurch nicht so stark frustriert ist. Und du und dein Hund werdet eine Menge Spaß haben und viel voneinander lernen.

Aufhören zu belohnen, kannst du leider nie, denn dann werden deine mühsam trainierten Signale bei deinem Hund verschwinden.

Mit passenden Belohnungen kannst du deinen Hund aber gleichzeitig beschäftigen und Verhalten verstärken – und wenn du verschiedene Belohnungen aufbaust, musst du auch nichts dabei haben, um deinen Hund zu belohnen.

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Über die Autor*in

Ulrike Seumel

Ulrike Seumel ist Trainerin für Menschen mit Hund, Coach, Autorin und Gründerin von Dog It Right.

Mit Dog It Right begleitet sie Menschen und ihre Hund auf dem Weg zu einem glücklichen und unbeschwerten Leben.

Ihr Team und sie trainieren Hundehalter*innen, damit diese wissen, wie sie mit ihrem Hund umgehen. Die Menschen sollen Probleme erkennen, verstehen und lösen können. Dabei trainieren sie immer mit den Bedürfnissen und Stärken von Mensch und Hund.

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