Welche drei Fehler beim Einsatz von Belohnungen deinen Trainingserfolg verhindern

von Ulrike Seumel

Diese Fehler solltest du unbedingt vermeiden, wenn du erfolgreich Belohnungen im Training einsetzen möchtest. Dein Hund wird es dir danken.

1. Fehler – Warum gut gemeint, nicht immer gut gemacht ist

Ach, das macht er ja gerade so schön. Kurz den Kopf angetatscht und das Leckerlie in den Rachen gestopft. Mein Gott, ist der süß und er kann sich schon so gut auf Signal hinsetzen.

Das klingt für dich leicht übertrieben? Na ja, mir ist das schon passiert. Gedanken verloren und mit guten Absichten wollte ich Ascii belohnen und er fand es schrecklich. Von der Niedlichkeit des Hundes geblendet zu werden, ist keine gute Ausrede…

Wann hast du zuletzt auf deine eigene Körpersprache beim Belohnen geachtet und dabei noch geschaut, wie das bei deinem Hund ankommt? Eine für den Hund bedrohliche Körpersprache kann deine Belohnung abwerten oder sogar vollkommen zerstören.

Natürlich ist nicht jeder Hund gleich. Meine Hunde reagieren auf Körpersprache sehr sensibel und finden es nicht toll, wenn wir uns über sie beugen. So waren sie schon immer und wir haben mittlerweile gelernt, unsere Körpersprache beim Belohnen anzupassen. Denn das ist alles nur eine Frage der Gewohnheit. Der wichtigste Schritt ist, sich darüber bewusst zu werden und darauf zu achten.

Die perfekte Körpersprache beim Belohnen

Beim Belohnen nehme ich meinen Körperschwerpunkt nach hinten oder stelle mich seitlich, sodass ich nicht so leicht mit meinem Vorderkörper nach vorn kippe. Oder ich gehe nach dem Belohnen einen Schritt zurück und gebe dem Hund etwas mehr Raum. Das passiert bei mir mittlerweile ganz automatisch und ich denke nicht mehr darüber nach. Die Hunde fühlen sich dabei sehr wohl und die Belohnungen kommen auch als solche bei ihnen an. Denn beim Belohnen geht es ja um den Hund, da versuche ich, es ihm so schön wie möglich zu machen.

Ich hatte schon einen Hund im Training, der sich furchtbar erschrocken hat, wenn der Halter Futterbröckchen geworfen hat. Natürlich wurde das nach einem einmaligen Versuch erst mal nicht als Belohnung eingesetzt. Denn wenn meine Belohnung dem Hund Angst macht, habe ich mein Ziel sehr weit verfehlt und bestrafe meinen Hund sogar, indem ich ihn erschrecke.

Beobachte deinen Hund genau und lasse dich im Training filmen, so kannst du schnell herausfinden, ob deine Körpersprache gut bei deinem Hund ankommt oder ob du noch etwas optimieren kannst.

Und denke immer daran, eine Belohnung ist für deinen Hund da und nicht für dich – sie sollte also nicht nur dir Spaß machen. Dinge, die nur dir Spaß machen, kannst du auch gern mit deinem Hund machen, nur du musst ihn gut belohnen, wenn er mitmacht. ?

2. Fehler – Warum du nicht zu früh in die Tasche greifen darfst

Du sagst zu deinem Hund “Sitz”, dein Hund geht in die Knie und setzt fast seinen Hintern auf den Boden. In diesem Moment wandert deine Hand in die Futtertasche und dein Hund springt wieder auf und wedelt dich im Stehen an. Wer einen schnellen und aufmerksamen Hund zu Hause hat, hat so etwas sicher schon erlebt.

Damit dein Timing stimmt und bei deinem Hund ankommt, für welches Verhalten er belohnt wird, kannst du ein Markersignal einsetzen.

Besseres Timing

Mit Hilfe eines Markersignals kannst du Verhalten markieren und für deinen Hund die Brücke von seinem Verhalten zur Belohnung schlagen. Erst danach holst du die Belohnung raus oder gibst den Zugang dazu frei. So kannst du präzise mit deinem Hund arbeiten und musst dich nicht überschlagen beim Hervorzaubern der Belohnung.

Lesetipp: Der Grund, warum du mit Markersignalen besser trainierst

Wichtiger als das Markersignal ist aber, ob du weißt, für welches Verhalten dein Hund eine Belohnung bekommen soll. Du musst wissen, wo es hingeht, um deinen Hund auf den richtigen Weg zu bringen.

Du willst mit deinem Welpen Sitz üben und er hat keinen blassen Schimmer, dass sein Hinterteil den Boden berühren soll. Er setzt sich auch nie von allein.

Du versuchst, ihn ins Sitzen zu locken und seine Hinterbeine knicken zwar ein, aber mehr schafft er noch nicht. In dieser Situation musst du das Einknicken der Hinterbeine belohnen, denn ohne diesen Schritt wird dein Welpe sich niemals hinsetzen. Ignorierst du dieses Ansatzverhalten wird dein Welpe etwas anderes ausprobieren und von der Idee, die Hinterbeine einzuknicken, wegkommen, was dazu führt, dass er sich nie hinsetzen wird. Du musst wissen, wo es hingehen soll und welche Zwischenschritte es bis zum Endverhalten braucht. Wenn dein Welpe versteht, dass er belohnt wird, wenn er mit den Hinterbeinen einknickt, hat er eine Spur und wird dem Sitzen immer schneller näher kommen.

3. Fehler – Warum immer die gleiche Belohnung dich ausbremst

Die perfekte Belohnung für deinen Hund befriedigt sein aktuell vorherrschendes Bedürfnis. Ist das mit einer einzigen Belohnungsart immer möglich? Vielleicht mit Futter, wenn dein Hund immer nur fressen will – aber er bekommt sicher auch mal Durst, will seine Ruhe oder doch mal schnüffeln.

Lesetipp: Welche Belohnungen du für ein erfolgreiches Training brauchst

Du wirst langweilig, weil dein Hund genau weiß, was kommt. Überraschungen hingegen beschleunigen das Lernen enorm und machen dir und deinem Hund eine Menge Spaß. Und wie willst du mit einer spannenden Umwelt mithalten, wenn du immer nur das gleiche auf Lager hast? Klar, du kannst die Umwelt nie komplett ersetzen, aber du kannst sie für dein Training nutzen.

Bist du langweilig für deinen Hund?

Für alles, was dein Hund zeigt, bekommt er immer die gleiche Belohnung. Für zwei Sekunden Sitz bekommt er die gleiche Belohnung wie für drei Minuten im Sitz zu bleiben und zu warten. Wenn dein Hund schon zuverlässig wie ein alter Hase zwei Sekunden sitzen kann, sollte das nicht jedes Mal so gut belohnt werden wie drei Minuten Sitzen, was ihm noch viel schwerer fällt. Für zwei Sekunden Sitzen kannst du minderwertigere Belohnungen nutzen, um dir die besseren Sachen für größere Leistungen oder wichtige Signale aufzusparen.

Eine Futtertube mit Leberwurstfüllung gibt es bei uns für ein kurzes Sitz einmal in zwei Monaten als Überraschungsjackpot – ansonsten gibt es Leberwurst als sehr hochwertige Belohnung für den Rückruf und für das Krallen schneiden, weil das nicht Amis und Pacos Lieblingsbeschäftigung ist. Würde es ständig Leberwurst regnen, wäre die sicher immer noch lecker für die Hunde, aber nichts Besonderes mehr und ihre Wertigkeit würde sinken.

Fazit

Achte auf deine Körpersprache und zerstöre nicht deine Belohnung, in dem du deinen Hund bedrängst.

Die Belohnung ist für deinen Hund und macht im besten Fall euch beiden Spaß – auf keinen Fall solltest nur du Spaß daran haben.

Dein Timing kannst du mit dem Einsatz von einem Markersignal verbessern. Für ein gutes Timing musst du wissen, wo es hingeht – dazu gehört, dass du dein Training planst und deinen Kurs immer wieder anpasst.

Benutze verschiedene Belohnungen verschiedener Wertigkeit, um deinen Hund immer mal zu überraschen und um wichtige Signale besser belohnen zu können als Dinge, die dein Hund im Schlaf beherrscht.

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Über die Autor*in

Ulrike Seumel

Ulrike Seumel ist Trainerin für Menschen mit Hund, Coach, Autorin und Gründerin von Dog It Right.

Mit Dog It Right begleitet sie Menschen und ihre Hund auf dem Weg zu einem glücklichen und unbeschwerten Leben.

Ihr Team und sie trainieren Hundehalter*innen, damit diese wissen, wie sie mit ihrem Hund umgehen. Die Menschen sollen Probleme erkennen, verstehen und lösen können. Dabei trainieren sie immer mit den Bedürfnissen und Stärken von Mensch und Hund.

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