Mein Napf, mein Ball, mein Frauchen… Und übrigens: Auf dieser Wiese darf nur ich schnüffeln. So könnten wir manche Hundebegegnungen vertonen. Aber auch gegenüber Menschen, sogar ihren Bezugspersonen, verteidigen Hunde für sie vermeintlich wichtige Dinge.
Was das zu bedeuten hat, woran du Ressourcenverteidigung erkennst und wie du sie verändern und ihr vor allem vorbeugen kannst, erfährst du deshalb heute hier. Denn wenn der Hund nicht gern mit uns teilt, schafft das auf Dauer große Konflikte im Zusammenleben.
Ist Ressourcenverteidigung normal?
Viele Menschen sind erschüttert, wenn der Hund sie nicht an seinen Futternapf lassen will. Doch selbst lassen sie sich nichts von ihren Tellern klauen. Wenn ich meinem Freund ungefragt eine Pommes vom Teller stibitze, bekomme ich mindestens einen sehr unfreundlichen Blick zugeworfen. Dinge, die uns wichtig sind oder die unsere Bedürfnisse befriedigen, möchten wir Menschen gern für uns behalten. Und so geht es auch deinem Hund.
Ressourcenverteidigung ist normal. Es geht bei ihr darum, wichtige Ressourcen oder den Zugang zu diesen Ressourcen, die für die Bedürfnisbefriedigung deines Hundes wichtig sind, zu schützen und zwar vor Artgenossen, aber auch vor Menschen oder anderen Tieren. (Zum Beispiel vor einem anderen Haustier, das mit in der Familie lebt.)
Doch warum übertreiben es manche Hunde bei der Ressourcenverteidigung so?
Unsere Hunde leben in goldenen Zeiten, zumindest alle Hunde von meinen Leser*innen. (Davon bin ich überzeugt!) Sie haben genug zum Futtern, haben einen tollen Menschen an ihrer Seite und ihre Grundbedürfnisse werden mehr als befriedigt. Der Hund ist ein Haustier und muss nicht wie ein Wildtier selbst ein Beutetier erlegen, um satt zu werden. Ein Wildtier würde immer abwägen, ob das aktive Verteidigen von Beute erfolgsversprechend ist – denn Sterben oder verletzt zu werden, wäre schlimmer, als zwei oder drei Tage hungern zu müssen, bevor das Wildtier an die nächste Beute gelangt, um wieder fressen zu können. Das Wildtier wägt in so einem Fall Kosten und Nutzen ab.
Bei unseren Hunden funktioniert diese Rechnung nicht mehr. Hunde sind Haustiere und haben sich gemeinsam mit uns Menschen in vielen, vielen Jahren entwickelt und sich an ein Leben in unserer Nähe angepasst. Und deshalb passiert es, dass ein Hund ein kleines Leckerlie, von dem er wahrscheinlich noch an die 100 Stück mehr haben kann, wenn er das eine liegen lässt, doch verteidigt, als wäre es das Letzte, was er jemals essen kann. Natürlich ist das ein extremes Beispiel und das bedeutet auch nicht den Weltuntergang – aber es ist möglich, dass Hunde starke Reaktionen zeigen können auf Dinge, die wir in keinster Weise nachvollziehen können und die uns auch unnatürlich oder unlogisch erscheinen.
Was sind Ressourcen?
Ressourcen befriedigen Bedürfnisse, bieten Zugang zu Bedürfnissen oder sind dem Hund wichtig. Was einem Hund wichtig ist, entscheidet er selbst. Mein Freund würde es schrecklich finden, wenn ihm jemand einen Kratzer in sein Auto macht. Ich hingegen würde viel entspannter reagieren, weil mir das nicht so wichtig erscheint.
Ressourcen für Hunde könnten sein:
- Spielzeug
- neue Spielzeuge
- Futter
- Gegenstände, in denen Futter ist oder Futter sein könnte
- Liegeplätze
- Gegenstände wie Stöcke
- Wohnung, Garten, Haus, Auto
- Bezugspersonen, Menschen
- andere Hunde oder Haustiere
- Schnüffelstellen
- Wasser oder Zugang zum Wasser
- Näpfe (leer oder gefüllt)
- Fressplatz oder Zugang zum Fressplatz
- Grashalm
- Pfütze und alles andere, was sich auf der Welt befindet
Hunde haben keine Idee von Besitzverteilung und sie markieren auch nicht ihr Eigentum, um es vor anderen Hunden oder Menschen zu schützen. Sie nehmen sich das, was sie aktuell brauchen, wenn sie dazu die Möglichkeit haben. Und wenn sie es nicht mehr brauchen, weil ihr Bedürfnis befriedigt ist, dann werden sie diese Ressource auch nicht mehr schützen. Besitz, so wie wir ihn kennen und definieren, kennen Hunde nicht.
Woran du Ressourcenverteidigung erkennst
Ressourcenverteidigung hat viele Gesichter und problematisch ist es nur, wenn du sie als Mensch nicht erkennst. Wenn du nicht erkennst, dass dein Hund nicht teilen will, wird dein Hund im schlimmsten Fall immer deutlicher werden und dem gilt es vorzubeugen. Wie so oft im Training mit unseren Hunden, ist eine gut ausgebildete Hundehalter*in gefragt.
Ressourcenverteidigung erkennst du daran:
- Der Hund frisst plötzlich schneller.
- Der Hund trägt sein Spielzeug/Kauartikel/Gegenstand weg.
- Der Hund duckt sich über der Ressource ab. (siehe Bild)
- Der Hund knurrt.
- Der Hund bellt tief.
- Der Hund schnappt.
- Der Hund beißt.
Dabei hat der Hund eine hohe Muskelspannung im Körper. Oft kannst du eine starke Anspannung im Gesicht des Hundes, vor allem um die Augen erkennen. Und auch Stresssymptome sind dann oft zu sehen.
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In diesem Video verteidigt der Schäferhund sein Spielzeug und das, ohne zu Knurren. In dieser Situation habe ich nicht eingegriffen, weil die Ridgeback-Hündin sich zurücknimmt und sich wieder hinlegen kann. Beide Hunde machen es klasse! Wichtig ist nur, dass nicht einer der Hunde immer den Kürzeren zieht, deshalb haben wir darauf geachtet, dass sich auch die RR-Hündin mit Spielzeugen beschäftigen konnte, ohne gestört zu werden.
Die Nase ist auf die Ressource gerichtet, aber der Blick Richtung Mensch gerichtet. Der Körper ist über der Ressource abgeduckt. Die Muskulatur im Gesicht des Hundes ist angespannt. Das ist keine Aufforderung zum Spiel.
Außerdem kann Ressourcenverteidigung auch vermischt mit defensiver Aggression auftreten. Bei Ressourcenverteidigung möchte der Hund eine Ressource schützen und die Bedrohung seiner Ressource vertreiben. Bei der defensiven Aggression schützt der Hund sich selbst und seine Unversehrtheit. Eine klare Trennung zwischen beiden ist oft in der Praxis nicht möglich.
Wie stark, aus welcher Entfernung und wie schnell der Hund reagiert, ist individuell und abhängig von der Situation und den Rahmenbedingungen von Verhalten.
Woran du erkennst, was Ressourcenverteidigung bei deinem Hund beeinflusst
Will er sich selbst schützen oder ist alles seins?
Um darüber einen Überblick zu bekommen, ist eine möglichst objektive Verhaltensbeschreibung wichtig. Was zeigt der Hund an Verhalten und Körpersprache, wie sieht die Situation genau aus und was beeinflusst das Verhalten des Hundes? Dabei kann natürlich die Hundetrainer*in deines Vertrauens helfen, denn damit kommst du auch im Training sehr viel schneller und zielgerichteter voran.
Eine wichtige Frage, die du dir noch stellen solltest ist – wie verhält sich mein Hund ansonsten gegenüber Menschen und Hunden? Findest du dann im Ausdrucksverhalten Stresssymptome oder Konfliktsignale oder Distanzvergrößerung? Wenn ja, dann hat dein Hund anscheinend ein Thema mit Menschen- oder Hundebegegnunen und fühlt sich nicht zu 100% wohl. Kommen dann wichtige Ressourcen ins Spiel und dein Hund ist schon gestresst durch die Begegnung, äußerst sich das vielleicht in einer heftigeren Situation. Der Klassiker sind zum Beispiel Orte, an denen wir uns mit dem Hund eine Weile aufhalten – wir setzen uns gemütlich mit dem Hund auf eine Parkbank und plötzlich hat der Hund Zeit, sich die Menschen und Hunde, die auf ihn zukommen, genau anzusehen. Er merkt: “Verdammt, die sehen echt gefährlich aus, aber ich kann hier nicht weg, denn mein Frauchen sitzt ja hier.”, oder er ist sogar angeleint und könnte nicht mal weggehen. Außerdem fehlt deinem Hund die Aufmerksamkeitsteilung durch die vielen Gerüche und anderen Sinneswahrnehmungen beim Gassigehen. Und plötzlich reagiert dein Hund ganz unverhofft auf die Menschen und Hunde und zeigt Aggressionsverhalten. Mit Ressourcenverteidigung hat das in vielen Fällen nichts zu tun, sondern die Hunde brauchen unsere Hilfe bei Begegnungen mit Menschen und/oder fremden Hunden.
Warum verteidigt der Hund manchmal Futter und dann wieder nicht?
Wir Menschen denken oft – es gibt so einen roten Knopf, wenn der gedrückt wurde, dann geht es los. Bumm!
So ein roter Knopf taucht aber nicht aus dem Nirwana auf und auch das Verhalten deines Hundes entsteht nicht in einem luftleeren Raum. Neben dem Auslöser für ein Verhalten gibt es gleichzeitig Rahmenbedingungen wie die Gesundheit deines Hundes, Stress, Frustration, die emotionale Bewertung, usw., die Einfluss darauf haben, wie der Hund reagiert.
Hat ein Hund zum Beispiel Hunger, wird dieser Hund vielleicht heftiger seinen Futternapf verteidigen oder schneller fressen, wenn sich jemand dem Napf nähert.
Hat ein Hund schon viele gute Erfahrungen im Kontakt mit einem anderen bestimmten Hund gemacht, wird er bei diesem Hund ruhig warten, statt zu knurren, wenn er an sein Spielzeug möchte.
Lesetipp: Was du wissen musst, um Verhalten bei deinem Hund zu verändern
Seit mein Hund Paco Probleme mit der Bauchspeicheldrüse und auch ab und zu Magenprobleme hat, zeigt er Übersprungverhalten, wenn sich andere Hunde einem Tisch nähern, auf dem Essen steht. Er beginnt dann, zu gähnen und zu fiepen. Er zeigt kein Verhalten von der Liste oben, sondern ausschließlich Übersprungverhalten. Probleme mit der Bauchspeicheldrüse und Magenprobleme sorgen bei ihm für ein größeres Hungergefühl und deshalb ist Futter in Pacos Welt sehr viel wertvoller geworden. An diesem Punkt sollte ich jetzt aufmerksam werden und
- Dieses Verhalten weiterhin beobachten.
- Sein Verhalten in anderen Situationen, wenn die Ressource Futter ins Spiel kommt, beobachten.
- Ruhiges Warten in so einer Situation belohnen.
- Das Umorientierungssignal üben, um es in solchen Situationen anwenden zu können.
Ressourcenverteidigung vorbeugen
We love Knurren!
Viele Menschen mögen es nicht, aber es ist ein perfektes Vorwarnsystem und dein Hund kann damit sagen: “Stopp, bitte nicht weiter.” Deshalb solltest du es ernst nehmen, wenn (d)ein Hund knurrt und Abstand halten.
Lesetipp: Was tun, wenn der Hund knurrt
Sobald du das Knurren hörst, kannst du dir überlegen, wie du mit deinem Hund an der Ressourcenverteidigung arbeiten kannst, damit dein Hund gar keinen Grund hat zu knurren, weil er gern mit dir teilt.
Keine Verknappung!
Isst du gern Trüffel? Ich nicht wirklich, aber ich weiß, dass Trüffel recht teuer ist, weil er nur schwer zu finden ist und du ihn dir nicht einfach selbst anbauen kannst. Dadurch wird Trüffel zu einer hochwertigen Sache, weil er knapp ist.
Darf dein Hund nur unterwegs immer ganz kurz mit einem Spielzeug spielen, wird dieses Spielzeug für ihn vielleicht auch extrem wichtig. Bei manchen Hunden freuen wir uns über ein ansteigendes Interesse für Spielzeug, aber bei anderen Hunde sorgt Verknappung für Ressourcenverteidigung. Bei uns liegen zum Beispiel immer einige Spielzeuge rum, diese werden ab und zu ausgetauscht und es gibt auch zwei Bälle, die wir nur mit nach draußen nehmen. Die Hunde haben aber immer etwas in der Wohnung zur freien Verfügung. Das hat für mehr Entspannung an Spielzeugen gesorgt – dennoch haben wir auch an diesem Verhalten trainiert.
Gutes kommt dazu!
Dein Hund sollte lernen: Wenn ich eine Ressource habe und der Mensch kommt dazu, dann geht es mir noch besser! Wenn dein Hund das weiß, hat er keinen Grund, die Ressource vor dir zu schützen und dich zu vertreiben.
Es ist einfach umsetzbar: Frisst dein Hund gerade einen Kauartikel, gehst du zu ihm und wirfst noch ein extra Leckerlie zu ihm und gehst wieder weg. (Achtung, wie dicht du zu dem Hund gehst, hängt vom Verhalten des Hundes ab. Im Literaturtipp am Ende des Artikels findest du zu diesem Vorgehen einen tollen Trainingsplan.)
Der Hund lernt, dass die Nähe des Menschen an der Ressource emotional eine tolle Sache ist.
Das Signal “Ich pack’s weg” aus dem Video habe ich mit ein paar Anpassungen genau so aufgebaut:
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Pfoten weg!
Lass deinem Hund seine Ressourcen. Nimm sie ihm nicht einfach weg. Damit entsteht in den meisten Fällen erst Ressourcenverteidigung. Der Hund lernt, dass der Mensch eine Bedrohung für seine Ressource und manchmal sogar unheimlich ist. Das schafft kein Vertrauen und in schwierigen Situationen können wir uns dann nicht auf den Hund verlassen. Statt deinem Hund etwas einfach wegzunehmen, könntest du es tauschen oder mit ihm Signale wie Ausgeben oder Ähnliches aufbauen.
Ausgeben
Damit dein Hund freiwillig mit dir Dinge teilt, solltest du das Ausgeben auf Signal Schritt für Schritt aufbauen. Denn dein Hund könnte Müll oder Ähnliches finden, was du ihm gern schnellst möglich abnehmen möchtest.
Lesetipp: Aus! – Schritt für Schritt zum zuverlässigen Ausspucken auf Signal
Gute Entscheidungen verstärken
Mit deinem Markersignal kannst du jede gute Reaktion im Zusammenhang mit Ressourcen verstärken. Dadurch verstärkst du Strategien bei deinem Hund und konzentrierst dich auf die guten Dinge im Alltag. Dein Hund wird immer öfter zu diesen Strategien greifen und sich dabei gut fühlen. Außerdem schaffst du eine Basis mit deinem Hund, die auf Kooperation und Vertrauen beruht.
Strafe weglassen!
Damit sich zu der Ressourcenverteidigung nicht auch noch defensive Aggression gesellt, solltest du bedrohliche Strafen weglassen.
Lesetipp: Was jede*r über Strafe im Hundetraining wissen sollte
Und da Frustration zu einem Anstieg des Erregungsniveaus führt und Aggressionsverhalten dann leichter auslösbar ist, solltest du auch auf frustrierende Strafe verzichten, wenn du die Situation nicht zu 100% überblicken, einschätzen und kontrollieren kannst.
Frustration und Stress erkennen
Wenn dein Hund gestresst oder frustriert ist, leidet seine Selbstkontrolle. Dank Selbstkontrolle kann dein Hund seine emotionalen Reaktionen regulieren und auch auf Bedürfnisbefriedigung warten. Wenn das nicht mehr funktioniert dank Stress oder Frust, öffnet sich zwar nicht das Tor zu Hölle, aber dein Hund könnte heftiger reagieren. Wenn du weißt, wann dein Hund gestresst oder frustriert ist, kannst du aufmerksam handeln und durch Management Probleme oder doofe Lernerfahrungen vermeiden.
Lesetipp: 3 Dinge, die du über Impulskontrolle beim Hund wissen solltest
Ressourcenverteidigung trainieren
Alles, was beim Vorbeugen genannt wurde, sollte auch beim Training umgesetzt werden oder du wirst es im Training wiederfinden.
Management
Wenn dein Hund Ressourcen verteidigt, solltest du durch eine objektive Verhaltens- und Situationsbeschreibung wissen, welche Rahmenbedingungen eine Ressourcenverteidigung wahrscheinlicher machen und in welchen Situationen dein Hund welche Ressourcen wie verteidigt. Damit kannst du vorbeugen und gefährliche Situationen vermeiden. Und nur durch diesen Überblick kannst du Trainingssituationen mit deinem Hund schaffen, in dem er lernt, dass Teilen cool ist und dass er lernen kann z. B. zu warten.
Kindergitter, Hausleine und Maulkörbe kannst du einsetzen, um Sicherheit zu schaffen, aber sie nützen dir nur wenig ohne eine klare Verhaltens- und Situationsbeschreibung.
Lesetipp: 4 Gründe – warum jeder Hundehaushalt ein Kindergitter braucht
Um es deinem Hund einfacher zu machen, solltest du Rituale einführen – z. B. stellst du seinen Futternapf immer auf den Boden, während er im anderen Zimmer hinter dem Kindergitter wartet, dann gehst du zum Kindergitter, öffnest es für ihn und lässt ihn in Ruhe fressen, während du das Kindergitter wieder schließt. Erst wenn dein Hund fertig ist, lässt du ihn wieder raus und räumst den Napf weg. Das passt natürlich nicht für jeden Hund und jede Situation, aber Rituale helfen Hunden, Situationen entspannter zu meistern.
Emotionen verändern!
Hunde, die Ressourcenverteidigung zeigen, sehen ihre Ressourcen in Gefahr und möchten diese schützen. Und manchmal möchten sie auch sich selbst schützen, weil sie gelernt haben, dass der Mensch oder ein anderer Hund in so einer Situation auch für sie selbst gefährlich werden kann. Deshalb ist ein Ziel im Training, dass die Emotion Angst, Wut und Frustration zumindest schwächer werden oder sogar verschwinden. Im Punkt “Gutes kommt dazu!” bei den Strategien, um Ressourcenverteidigung vorzubeugen, habe ich dir eine einfache Möglichkeit beschrieben. Generell solltest du deinen Hund belohnen, wenn er dir seine Ressourcen bringt oder du dabei in seiner Nähe sein kannst. Nur weil wir Menschen über einen stärker gefalteten Präfrontalen Kortex im Gehirn als Hunde verfügen, bedeutet das nicht, dass Hunde alles zwangsläufig mit uns teilen müssen. Sie sollten wissen, dass sie und ihre Ressourcen in Sicherheit sind und dass sie von uns nichts zu befürchten haben. Deshalb setze ich auf Kooperation und sage meinen Hunden zum Beispiel, wenn ich etwas wegpacke – und dafür belohne ich sie.
Neue Strategie
Nicht immer wird dein Hund alles abgeben wollen. Er findet einen Döner auf dem Fußweg – viele Hunde wollen den sofort futtern. Gratis Essen, selbst gefunden und dann auch noch lecker gewürzt und voller Fett. Für viele Hunde gibt es nichts Schöneres, denn für schlechte Zeiten bietet so ein Döner ein nettes Puffer. 😉
Deshalb solltest du mit deinem Hund Signale wie das Ausgeben, ein zuverlässiges Sitz, ein Signal zum Aufmerksamkeitswechsel, einen sicheren Rückruf oder ähnliches trainieren. Und selbst wenn du nur eins dieser Signal kleinschrittig zuverlässig trainierst, so dass es zu 99% funktioniert – wirst du damit in jeder Situation eine Lösung haben.
Ein zuverlässiges Sitz (oder stehen, falls der Hund aufgrund der Gesundheit nicht sitzen sollte) solltest du kleinschrittig angehen und nach und nach in solchen Situationen trainieren. Dein Hund wird viel Selbstkontrolle aufwenden müssen, wenn er die Ressourcenverteidigung nicht zeigt und sitzen bleibt. Das muss sich lohnen – und die passende Belohnung in so einem Fall ist, dass etwas Gutes für deinen Hund dazu kommt und dein Hund gleichzeitig die Ressourcen behalten darf und die Bedrohung der Ressource wieder verschwindet.
Beispiel in der Praxis: Dein Hund verteidigt dich, also er verteidigt seine Bezugsperson. Du trainierst das Sitz erstmal in entspannten Situationen, sodass dein Hund sich innerhalb von ein bis drei Sekunden hinsetzt, wenn du das Signal gibst. Dann trainierst du das an verschiedenen Ablenkungen und in verschiedenen Situationen und trainierst auch daraufhin, dass dein Hund für vielleicht fünf Minuten sitzen und stehen bleiben kann. Erst dann bringst du die Auslöser für Ressourcenverteidigung ins Spiel – z.B. einen anderen Menschen oder Hund. Und du beginnst, auf Distanz zu üben: Der andere Mensch taucht am Horizont auf, du fragst bei deinem Hund das Sitz ab, währen der fremde Mensch am Horizont stehenbleibt. Nach einer kurzen Zeit gibst du deinem Hund, der sitzt, das Markersignal und gibst ihm zum Beispiel eine Futterbelohnung. Dann verschwindet der fremde Mensch am Horizont wieder und du bleibst bei deinem Hund (denn du bist ja die Ressource). So lernt dein Hund, dass es sich lohnt, zu sitzen und dass etwas Gutes passiert, wenn der fremde Mensch auftaucht.
Um dieses Vorgehen Schritt für Schritt umzusetzen, brauchst du einen Plan und manchmal ist auch eine Hundetrainer*in an deiner Seite hilfreich, wenn du den Wald vor lauter Bäumen nicht siehst.
Du möchtest ein sicheres Sitz trainieren, dann empfehle ich dir unseren Onlinekurs Ein bombensicheres Sitz.
Wichtig ist, durch die Verhaltensbeschreibung zu erkennen, ob der Hund auch ohne Ressourcen in einen Konflikt gerät bei Menschen- und/oder Hundekontakt. Wenn durch eine Verhaltensbeschreibung in anderen Situationen klar wird, dass der Hund Probleme mit Menschen oder Hunden hat, dann muss gleichzeitig auch daran gearbeitet werden und nicht nur an der Ressourcenverteidigung.
Verhalten unterbrechen!
Wenn dein Hund eine Ressource verteidigt und er damit andere Hunde, Menschen oder sich selbst in Gefahr bringt, brauchst du einen zuverlässigen Verhaltensunterbrecher, der deinem Hund keine Angst macht.
Wenn du ein Signal so fleißig und strukturiert trainiert hast, dass es in 99% der Fälle funktioniert, hast du schon einen zuverlässigen Verhaltensunterbrecher. Welche Verhaltensunterbrecher generell möglich sind, findest du im oben verlinkten Artikel.
Buchtipp
Mein Buchtipp zum Thema Ressourcenverteidigung gegenüber Menschen: Jean Donaldson Meins!: Unerwünschtes Besitzverteidigungsverhalten bei Hunden erkennen und behandeln
In diesem Buch findest du sehr detaillierte Trainingspläne, um Ressourcenverteidigung erfolgreich und mit Freude zu trainieren.
PS: Hier findest du unsere Unterstützung im Training mit deinem Hund: dogitright.de