Drei Fehler beim Training am Jagdverhalten

von Ulrike Seumel

Obwohl ich schon viele Jahre mit Hunden zusammenlebe, die Jagdverhalten zeigen, bin ich doch immer wieder erstaunt, wenn im Frühjahr das Wild scheinbar erwacht und uns vor die Pfoten und Füße fällt. Jagdverhalten kannst du durch Training nicht ausknipsen, aber du kannst es schaffen, dass dein Hund abrufbar und kontrollierbar wird.

Da meine Hunde Hetzen super finden, ist in den letzten Jahren neben dem Training am Rückruf das Training am Jagdverhalten wichtig gewesen.

Du erfährst, welche Fehler du vermeiden solltest im Training am Jagdverhalten und welche drei Zutaten du stattdessen brauchst.

Das solltest du lassen…

1. Fehler: Jagdverhalten ignorieren

Jagdverhalten einfach zu ignorieren kann schnell in die Hose gehen. Erstmal machst du dich strafbar, wenn dein Hund Wild verfolgt. Du schadest Wildtieren – und auch für deinen Hund oder andere Lebewesen kann das gefährlich werden.

Außerdem ist Jagen selbstbelohnend – auch wenn dein Hund den Hasen oder den Vogel nicht bekommt, wird er es wieder tun, denn es macht einfach so viel Spaß. Durch Ignorieren wird es sich nicht verwachsen und auch nicht einfach irgendwann verschwinden. Eine Schleppleine an einem gut sitzenden Brustgeschirr kann deinem Hund und dir Sicherheit geben. Diese Managementmaßnahme erspart dir aber nicht das Training.

2. Fehler: Jagdverhalten unterdrücken

Dem Hund ganz einfach zu sagen, dass er das nicht darf, weil er es nicht nötig hat und es verboten ist, wird nur bedingt funktionieren. Du kannst natürlich deinen Hund immer und überall an der Leine lassen und diese fest in deinen Händen halten, um deinen Hund am Jagen zu hindern. Ein Verbot funktioniert beim Hund aber nur über Angst und ich möchte nicht, dass du deinem Hund Angst machen musst. Die Nebenwirkungen sind groß und die meisten Hunde nehmen sehr viel in Kauf, wenn es um das Thema Jagen geht. Und ich denke nicht, dass du grausam zu deinem Hund sein willst. Wenn du Strafe nutzt, ist der “Erfolg” auch meist nur dann gegeben, wenn dein Hund merkt, dass du aufmerksam bist. Schaust du mal kurz auf dein Smartphone oder unterhältst dich mit deiner Partner*in auf dem Spaziergang, ist dein Hund sofort weg. Strafe sorgt nicht für Kooperation. Dein Hund wird auf seine Chance warten und euer Spaziergang wird euch beiden so keine Freude machen.

Lesetipp: Strafe im Hundetraining

3. Fehler: Jagdverhalten schön reden

Ja, Jagdverhalten gehört zu einem normalen Hund, aber es den Hund auf Kosten der Umwelt oder anderen Lebewesen ausleben zu lassen, weil es romantisch und natürlich ist, geht nicht. Und wenn du denkst, dein Hund hetzt nur mal kurz und dreht dann von allein wieder ab, dann ist das trotzdem Jagdverhalten und du bist verpflichtet, für deinen Hund Verantwortung zu übernehmen. Und dazu gehört auch, dass du Jagdverhalten bei deinem Hund durch eine Leine bzw. Schleppleine am Geschirr verhinderst – solange dein Hund nicht sofort zuverlässig abrufbar ist und du nicht wahrnimmst, wann er Jagdverhalten zeigt.

Am Jagdverhalten deines Hundes zu arbeiten, ist immer möglich, aber es bedarf wie alles im Training deiner Aufmerksamkeit und deines Einsatzes. Du solltest dir dafür Zeit nehmen und dir Unterstützung suchen, wenn du nicht weißt, wie du das Training angehen kannst.

Drei Zutaten, die du brauchst, um am Jagdverhalten zu trainieren

Kooperation

Ein Hund, der gern mit dir zusammenarbeitet – auch, wenn es um jagdbare Dinge geht – das ist der Schlüssel. Denn nur damit wird dein Hund auch ansprechbar.

Um die Kooperationsfähigkeiten deines Hundes auf- und auszubauen, solltest du Spaß mit ihm haben und vor allem nicht das Vertrauen deines Hundes durch unangebrachte Strafen mindern.

Spaß haben und gleichzeitig erwünschtes Verhalten verstärken, kannst du mit passenden Belohnungen, die die Bedürfnisse deines Hundes befriedigen und die meist mehr sind als nur Futter aus dem Beutel.

Hier findest du eine Artikelsammlung zum Thema Belohnungen im Training.

Außerdem hat dein Hund dank passender Belohnungen auch weniger Frust im Alltag, weil du besser auf seine Bedürfnisse und ihn achtest. Das minimiert Stress und spart euch viele Verhaltensprobleme.

Belohne erwünschtes Jagdverhalten!

Wir können Jagdverhalten nicht wegzaubern – aber wir können dem Hund beibringen, Wild anzuzeigen oder länger zu warten, bevor er hetzt oder ins Unterholz läuft.

Deshalb solltest du Verhalten, was akzeptabel ist, belohnen. Das geht am leichtesten mit einem Markersignal, weil du damit punktgenau das Verhalten einfangen kannst, welches du verstärken willst. Meine Hunde haben damit gelernt: Ich nehme Wild wahr = Stehenbleiben und kurz warten. Dadurch habe ich mehr Zeit, sie anzusprechen und anzuleinen. Und ich habe die Chance, wahrzunehmen, dass Wild in der Nähe ist. Denn nicht immer sehe ich das Wild vor den Hunden. 😉 Durch das Training mit Belohnen koopieren meine Hunde gern mit mir und sind immer besser ansprechbar geworden.

So könnte es dann aussehen, wenn der Hund gern kooperiert und stehen kann bei fliehendem Wild:

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Erwünschtes Verhalten im jagdlichen Kontext, welches du verstärken kannst:

  • Wild wahrnehmen und stehen bleiben (statt hetzen)
  • die Aufmerksamkeit auf dich richten
  • auf den Rückruf zu dir kommen
  • auf dem Weg bleiben (statt im Unterholz unterwegs zu sein)
  • locker an der Schleppleine oder Leine laufen
  • in deiner Nähe bleiben
  • am Waldrand stehenbleiben, statt ins Unterholz zu laufen

Um diese Verhaltensweisen punktgenau einzufangen, hilft dir ein positives Markersignal. Damit verstärkst du eindeutiger und schneller, was du bei deinem Hund sehen willst.

Lesetipp: Warum du mit Markersignalen besser trainierst

Ansprechbarkeit und Rückruf

Auf Kooperation folgt auch schnell die Ansprechbarkeit, denn du kannst die freiwillige Aufmerksamkeit deines Hundes verstärken und auch den Rückruf zuverlässig aufbauen.

Blick für die Körpersprache deines Hundes

Um erwünschtes Verhalten einfangen zu können und um zu verhindern, dass dein Hund hetzt, musst du deinen Hund beobachten und seine Körpersprache einschätzen können.

Wenn dir das noch schwer fällt, dann nutze eine Schleppleine und beobachte die nächsten 14 Tage deinen Hund ganz genau.

  • Wann richtet er seine Aufmerksamkeit ins Unterholz?
  • Wann schnüffelt er gezielt an einer Wildspur?
  • Wann ist er nicht mehr ansprechbar?
  • Wann kann er gut auf dich reagieren?

Und die wichtigste Frage – wie sieht dein Hund dabei aus? Fotografiere deinen Hund einfach in solchen Momenten kurz mit deinem Smartphone und schaue dir dann zuhause in Ruhe die Fotos an. Du kannst auch kurze Videos machen, denn damit wird es noch einfacher für dich, die Körpersprache zu beobachten.

Schreibe dir dann zuhause auf:

  • Wie sehen die Ohren deines Hundes aus?
  • Wie sieht die Rute deines Hundes aus?
  • Welche Bewegungen zeigt er?
  • Ist die Muskelspannung deines Hundes hoch oder niedrig?
  • Wo ist der Körperschwerpunkt deines Hundes?
  • Was fällt dir sonst noch auf?

So trainierst du deine Beobachtungsgabe und dein Gehirn lernt, worauf es beim nächsten Spaziergang achten sollte. Außerdem fällt es dir immer leichter, schnell die Körpersprache deines Hundes einschätzen zu können und damit kannst du auch schneller entscheiden, ob du deinen Hund abrufen musst oder nicht. Mehr dazu erfährst du in unserem Webinar „Hunde lesen lernen“.

Drei grandiose Buchempfehlungen zum Thema jagende Hunde:

Von Anja Fiedler und Ines Scheuer-Dinger durften wir bei Dog It Right schon sehr viel über Jagdverhalten lernen!

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Über die Autor*in

Ulrike Seumel

Ulrike Seumel ist Trainerin für Menschen mit Hund, Coach, Autorin und Gründerin von Dog It Right.

Mit Dog It Right begleitet sie Menschen und ihre Hund auf dem Weg zu einem glücklichen und unbeschwerten Leben.

Ihr Team und sie trainieren Hundehalter*innen, damit diese wissen, wie sie mit ihrem Hund umgehen. Die Menschen sollen Probleme erkennen, verstehen und lösen können. Dabei trainieren sie immer mit den Bedürfnissen und Stärken von Mensch und Hund.

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