Vieles von dem Verhalten, was uns an Hunden stört, entsteht durch eine zu hohe Erregung. Lautes Kläffen, Zug an der Leine, Ohren auf Durchzug stellen beim Spielen mit anderen Hunden, Anspringen von Besucher*innen… Diese Liste könnte ich unendlich fortführen. Um deinen Hund bei zu hoher Erregung wieder in deine Welt zurückzuholen und um sein Gehirn förmlich wieder anzuschalten, kannst du Entspannungssignale nutzen.
Warum du Entspannungssignal nutzen musst?
Ein Entspannungswort macht deinen Hund kurz ansprechbar. Die Erregung deines Hundes geht für circa drei Sekunden runter und du kannst ihn ansprechen oder ein anderes Verhalten abfragen. Das ist sehr wichtig, denn wenn du das nicht machst, geht seine Erregung wieder hoch und der Spuk geht meist von vorn los.
Mit einem Entspannungsduft oder einem optischen Entspannungssignal kannst du deinem Hund über einen längeren Zeitraum mit Entspannung helfen. Er wird besser ansprechbar sein, schneller zur Ruhe kommen und besser denken können. Es wird ihm leichter fallen, schon Gelerntes umzusetzen. Außerdem wird Angst- und Aggressionsverhalten dadurch nicht so schnell auslösbar. Aber Vorsicht – Wunder bewirken kann auch kein Entspannungsduft.
Der Einsatz von Entspannungssignalen wurde in Deutschland im Hundetraining durch Dr. Ute Blaschke-Berthold unter dem Begriff Konditionierte Entspannung bekannt. Im Hundetraining zum ersten Mal gezielt genutzt, wurde es in den USA durch Kayce Cover.
Lesetipp: Konditionierte Entspannung von Dr. Ute Blaschke-Berthold
In der Verhaltenstherapie beim Menschen wurde Entspannung zum ersten Mal von Joseph Wolpe im Jahr 1958 bei der systematischen Desensibilisierung eingesetzt. Und es sie hat sich bis heute bewährt.
Wie du Entspannungssignale aufbauen kannst
Die Voraussetzung
Dein Hund sollte Momente am Tag haben, in denen er entspannt ist. Aber bitte störe deinen Hund nicht, wenn er tief schläft.
Wenn dein Hund nie entspannt ist, dann stimmt irgendetwas nicht. Nimm in so einem Fall unbedingt Kontakt zu einer guten Hundetrainer*in auf und suche nach Ursachen und vor allem Lösungen für deinen Hund.
Lesetipp: Meine 3 Tipps für mehr Entspannung bei deinem Hund
Es spielt keine Rolle, ob dein Hund mit dir zusammen entspannt oder für sich allein.
Wenn du weißt, wie du durch Berührungen deinen Hund entspannen kannst, ist das eine tolle Sache und solche Momente solltest du deinem Hund unbedingt gönnen.
Kannst du deinen Hund noch nicht über Berührungen entspannen, dann sei nicht traurig. Manche Hunde mögen lieber Kontaktliegen. Biete deinem Hund solche Momente und setze dich zu ihm und lies ein Buch – wenn er möchte, kann er sich zu dir legen. Unsere Ridgeback Hündin findet Kontaktliegen viel besser, als gestreichelt zu werden. Ihr Wunsch sei uns Befehl. 😉
Entspannung darf kein Zwang sein, deshalb respektiere deinen Hund und seine Wünsche und stell dich auf ihn ein. Berührungen zu genießen, kann dein Hund noch lernen – kontaktiere dafür aber bitte eine gute Hundetrainer*in und lass dich beraten.
Aufgebaut wird das Entspannungssignal mit Hilfe von klassischer Konditionierung.
Mit Hilfe von klassischer Konditionierung wird der entspannte Zustand des Hundes mit einem Signal verknüpft.
Aufbau Entspannungswort
Suche dir als erstes ein Wort aus, welches du dafür nutzen möchtest. Das Wichtigste ist, dass dir dieses Wort in der Öffentlichkeit nicht peinlich ist. Ansonsten hast du freie Wahl – es haben sich mittlerweile bei vielen Hundehalter*innen ein paar Favoriten durchgesetzt. Gern genutzt werden Easy, Momo, Ruhe, Alles gut oder Pause.
Aufbau mit einem Hund, der sich lieber allein entspannt
Dein Hund ist kurz vor dem Einschlafen oder liegt ganz entspannt oder ist bei dir und genießt deine Nähe.
In so einem Moment sagst du dein Entspannungswort. Dabei schaust und sprichst du deinen Hund nicht an. Auch vorher machst du ihn nicht auf dich aufmerksam. Du sagst es einfach. Dein Hund soll ja danach nicht aufspringen, weil er etwas erwartet.
Wiederhole das Entspannungswort nicht öfter als dreimal hintereinander, sondern lieber immer mal wieder im Laufe des Tages, wenn dein Hund entspannt ist.
Aufbau mit einem Hund, der gern kuschelt
- Bringe deinen Hund durch Massage oder Streicheln in einen entspannten Zustand.
- Dann nimm deine Hände vom Hund weg.
- Atme einmal kurz durch.
- Sag dein Entspannungssignal.
- Atme nochmal kurz durch.
- Und entspanne deinen Hund weiter.
Wenn du schon ein echter Entspannungsprofi bist und genau weißt, wie du deinen Hund entspannen kannst, geht es auch so:
- Entspannungssignal sagen.
- Atme einmal kurz durch.
- Und entspanne dann deinen Hund durch deine Berührungen.
In so einer Situation kann ich Paco mit Berührungen sofort entspannen und vorher mein Entspannungssignal „Down“ geben.
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Worauf musst du achten?
Bitte flüstere dein Entspannungssignal nicht. Auch wenn sich das für dich richtig anfühlt, weil ja alles ruhig und entspannt ablaufen soll. Wenn dein Hund bellend in der Leine hängt, wird ihn dein Flüstern nicht erreichen. Deshalb sprich es im Aufbau ganz normal aus und gewöhne dir gar nicht erst an, dein Entspannungswort zu flüstern.
Dein Entspannungssignal funktioniert wie ein Akku, den du immer wieder aufladen musst, weil er sich beim Gebrauch entleert. Je nachdem, wie oft du dein Entspannungssignal im Alltag benutzt, musst du es in entspannten Momenten wieder aufladen.
Wenn es dir schwer fällt, daran zu denken, dann stelle dir eine Erinnerung auf. Klebe ein Post-It gut sichtbar in die Nähe, wo du immer mit deinem Hund kuschelst oder ihn beim Entspannen beobachtest. Dann kann dich dein Post-It in diesen Situationen an dein Entspannungssignal erinnern.
Wie und wo du Entspannungssignale einsetzen kannst
Entspannungssignale sind keine Zaubersprüche, die deinen Hund in ein schlafendes Dornröschen verwandeln. Du kannst sie bewusst einsetzen und musst deinem Hund dennoch helfen, das Beste aus der Situation zu machen. Entspannungssignale wirst du nicht nutzen, wenn dein Hund sowieso gerade richtig cool und entspannt ist. Entspannungssignale sollten deshalb nicht für sich allein stehen, sondern immer mit einem passenden Alternativverhalten genutzt werden.
Beispiele für den Einsatz von Entspannungssignalen und Alternativverhalten
Wichtig! Entspannungssignale und auch das Alternativverhalten sollten vorher aufgebaut werden. Damit beginnst du bitte niemals in den schwierigen Situationen!
Dein Hund ist sehr aufgeregt und springt hoch, wenn Besuch kommt.
Dein Entspannungssignal: Entspannungsduft Lavendel fein
Bevor der Besuch klingelt, bekommt dein Hund ein Halstuch mit seinem Entspannungsduft um und sobald es klingelt, schickst du deinen Hund auf seinen Platz hinter einem Kindergitter und gibst ihn einen Kauartikel oder gefüllten Kong.
Das Alternativverhalten ist, auf seinen Platz hinter ein Kindergitter zu gehen und sich dort zu beschäftigen. So kann er dabei sein und wird nicht ausgeschlossen.
Dein Hund hat Angst, wenn es gewittert oder knallt.
Dein Entspannungssignal: Entspannungsduft Zitrone
Wenn du weißt, dass ein Gewitter oder Feuerwerk ansteht, kannst du deinem Hund schon vorher sein Halstuch mit seinem Entspannungsduft umlegen. Du schickst deinen Hund, wenn es knallt, an seinen sicheren Ort – das ist ein Platz, an dem sich dein Hund in so einem Fall wohlfühlt. Das ist von Hund zu Hund verschieden und muss auf jeden Fall vorher getestet und trainiert werden.
Hast du deinem Hund das Halstuch vorher nicht umlegen können, kannst du es dann auch zu ihm legen. Wenn dein Hund in so einem Moment noch einen Kong auslecken oder einen Kauartikel nehmen kann, dann biete es ihm an.
Dein Hund kann sein Spielzeug nicht ausgeben und schaut dich mit Tellerrand großen Pupillen an.
Dein Entspannungssignal: Entspannungswort
Du gibst dein Entspannungssignal und fragst danach ein Alternativverhalten ab – z. B. Ausgeben.
Wenn dein Hund Ausgeben auf Signal noch nicht kennt, kannst du auch ein Signal für eine Futtersuche abfragen, einen Trick oder einen Handtouch. Kann dein Hund das gewünschte Verhalten ausführen, kannst du das mit deinem Markersignal einfangen und ihn belohnen.
Und wenn er nach dem ersten Alternativverhalten das Spielzeug noch nicht ausgespuckt hat, dann fragst du einfach noch eins ab und lässt dich nicht beirren. Es ist ein Lernprozess für deinen Hund und er wird immer schneller auch nach einem aufregenden Spiel mit dir kooperieren können.
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Dein Hund sieht einen anderen Hund und kann sich nicht abwenden und zu dir kommen.
Dein Entspannungssignal: Entspannungswort
Du gibst dein Entspannungssignal und fragst dann ein Alternativverhalten ab – z. B. Umorientierungssignal, damit dein Hund seine Aufmerksamkeit auf dich wechselt.
Wenn der andere Hund noch weit genug weg und angeleint ist, kannst du auch das Signal für eine Futtersuche abfragen. Nimmt dein Hund dann seinen Kopf runter und erschnüffelt sich Futter (was du auch erst später streuen kannst, wenn dein Hund schon sucht), wirkt das auf den anderen Hund deeskalierend und freundlich. Danach bekommst du deinen Hund viel schneller dazu, mit dir weiterzugehen.
Wenn du andere Signale aufgebaut hast, wie Weitergehen auf Signal, einen Handtouch und einem Rückruf kannst du diese natürlich auch verwenden.
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Bei Wildsichtungen, um die Ansprechbarkeit deines Hundes zu erhöhen.
Ein Entspannungssignal kann auch bei der Sichtung von Wild hilfreich sein. Eigentlich ist es mir egal, ob Ascii sitzen kann, wenn ein Kaninchen erscheint – ich möchte, dass er bombenfest stehen und gucken kann. Alles andere ist Luxus.
Aber das Video zeigt perfekt die Wirkung des Entspannungssignals „DOWN“ und warum es in diesem Moment nötig ist, damit ein Sitz klappt. Ascii steht und hat gesehen, wie ein Kaninchen weggelaufen ist. Kurz vorher ist schon ein anderes Kaninchen abgehauen. Er steht und hat eine hohe Muskelspannung. Sitzen in so einem Moment macht keinen Sinn und Ascii ist ein Hund, bei dem Hetzen sehr schnell ausgelöst wird, wenn sich etwas von ihm weg bewegt. Sein Körper stellt sich darauf auch schon mal ein. Das Entspannungssignal öffnet die Tür, damit Sitzen körperlich möglich wird und es öffnet die Tür zum denkenden Teil im Gehirn des Hundes, damit die Information Sitz ankommt.
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Das waren fünf kleine Beispiele, in denen du Entspannungssignale anwenden kannst, aber diese Liste kann unendlich fortgesetzt werden.
Entspannungssignale sind Türöffner, die deinen Hund ansprechbar machen – aber das musst du nutzen und darfst nicht hoffen, dass nur mit einem Entspannungssignal alles im Lot ist. Zu hohe Erwartungen führen bei dir schnell zu Frust und das wäre schade, denn dir würde auf jeden Fall ein tolles Trainingswerkzeug abhanden kommen.
Hier geht es zum zweiten Teil zum Thema Entspannungssignale – Klick mich!