Warum es keine Leinenpöbler gibt

von Ulrike Seumel

In die Leine springen, tiefes Bellen, Schaum vor dem Maul solange, bis der andere Hund verschwunden ist? Oder wartet dein Hund, bis der Hund ihm den Rücken zuwendet und legt dann los? Ein klarer Fall: Leinenpöbler.

Natürlich darfst du deinen oder andere Hunde so nennen, aber hinter diesem Wort steckt meist sehr viel mehr. Und das hindert dich im Training und es schwächt die Beziehung zu deinem Hund.

Hast du einen Pöbler zu Hause?

Wenn du deinen Hund als Leinenpöbler siehst, dann tauchen diese Gedanken bei dir auf:

“Die Pöbler sind schuld, die Pöbler sind böse und deshalb muss Pöbeln bestraft werden.” Außerdem solltest du dich schämen, dass du so einen Hund hast.

Oder du glaubst, dass andere Hundehalter*innen oder Leute so über deinen Hund und dich denken? Und in deinem Kopf geht es weiter – was habe ich falsch gemacht? Warum ist mein Hund so drauf? Warum bringen uns die anderen Hunde und Hundehalter*innen nur immer wieder in so eine Situation? … Spaß macht dein Spaziergang dann nicht mehr und manchmal ist dann auch der ganze Tag gelaufen.

Deshalb möchte ich dir eine sehr wichtige Sache sagen:

Wenn du mal wieder darüber nachdenkst, was andere über dich denken, dann mache dir bewusst, dass die anderen auch gerade über sich selbst nachdenken und nicht über deinen Hund und dich. 😉

Warum es keine Pöbler geben darf

Solche Kategorien helfen uns Menschen, Verhalten einzuordnen, aber wir machen das den ganzen Tag unbewusst.

Der eine Hund ist ein Angsthase, der andere ein Energiebündel und der nächste ist ein Leinenpöbler. Auch ich nutze solche Begriffe, um meinen Kund*innen Übungen zu erklären – aber es ist wichtig, das bewusst zu tun. Menschen in Schubladen zu stecken, ist schon lange out, aber auch bei Hunden bringt es dich nicht weiter. Denn das Verhalten deines Hundes wird durch Rahmenbedingungen, durch individuelle Auslöser und durch Reaktion (aus der Umwelt und von dir) auf das Verhalten des Hundes bestimmt.

Lesetipp: Was du wissen musst, um Verhalten bei deinem Hund zu verändern

Steckst du deinen Hund in die Schublade ‘Leinenpöbler’, gehst du anders mit ihm um, als wenn er das arme Angsthäschen ist. Du solltest dir bewusst werden, dass die Kategorie, in die du einen Hund steckst, deine Interpretation ist. Es sind auch immer andere Interpretationen möglich – richtig und falsch sind da sehr dehnbare Begriffe. Und wie du ein Verhalten interpretierst, hängt immer davon ab, wie es dir gerade geht, welche Erfahrungen du mit diesem Verhalten bisher gemacht hast, woran du glaubst und vielleicht auch, welche Vorurteile du hast. Dein Gehirn kann gar nicht anders, als sofort zu interpretieren. Aber wenn deine Stimmung, deine Meinungen, deine Vorurteile und deine Vorerfahrungen darauf immer Einfluss nehmen, wird die Interpretation immer anders ausfallen. Das sollte dir bewusst sein.

Wenn du das Verhalten und die Körpersprache von Hunden betrachtest, solltest du lernen, nicht sofort zu interpretieren und dich gegenüber anderen Interpretationen zu verschließen.

Lerne zu beschreiben, was du siehst und das ohne Interpretation.

Bellt ein Hund in einer hohen Tonlage, dann sage nicht, dass er schimpft.

Läuft dein Hund ein paar Schritte nach vorn, erreicht das Leinenende, verlagert sein Gewicht auf die Vorderpfoten, bellt in einer tiefen Tonlage (usw.), dann sage nicht, dass er pöbelt.

Vehaltensbeschreibungen sind wichtig, um zu verstehen, warum dein Hund das Verhalten zeigt, wie es motiviert ist und was das Verhalten am Leben erhält.

Mit einer Interpretation bewertest du deinen Hund und sein Verhalten sofort. Solange du dich am Verhalten deines Hundes erfreust, ist das kein Problem – aber wenn es dir nicht gefällt und du dich schlecht fühlst, hast du keinen kühlen Kopf mehr.

Du denkst jetzt vielleicht, dass das doch aber nur Worte sind. Wörter machen viel aus, denn deine Interpretation bestimmt dein weiteres Handeln. Deshalb werde dir bewusst, dass du immer interpretierst und bewertest. Und welchen Einfluss das auf deine Gefühle und dein Handeln hat. Wenn du dir darüber bewusst bist, kannst du dich entscheiden, wie du damit umgehst.

Es bestimmt dein Hundebild!

Wenn du dich stark darauf fokussierst, dass dein Hund ein Leinenpöbler ist, übersiehst du ganz schnell die Situationen und Momente, in denen dein Hund sich anders verhält. Und das wäre schade, denn dir entgehen damit viele gute Momente und du verpasst Chancen zum Verstärken eines anderen Verhaltens.

Es hat auch Einfluss auf dein Hundebild und wie du deinen eigenen Hund siehst. Und wenn du mit deinem Hund eine tolle Zeit verbringen möchtest, solltest du sehr viel mehr Spaß mit ihm haben, als dich über ihn zu ärgern. 😉

Du hast die Möglichkeit, frei zu entscheiden, wie du deinen Hund siehst und wie du Situationen bewertest. Nutze diese Chance und entscheide dich – ganz bewusst.

Wenn dein Hund in die Leine springt und bellt, wenn ihr auf andere Hunde trefft, dann helfen dir diesen beiden Artikel weiter:

3 Dinge, die Hundebegegnungen unnötig schwer machen

Warum dein Hund noch bei Hundebegegnungen an der Leine ausflippt

 

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Über die Autor*in

Ulrike Seumel

Ulrike Seumel ist Trainerin für Menschen mit Hund, Coach, Autorin und Gründerin von Dog It Right.

Mit Dog It Right begleitet sie Menschen und ihre Hund auf dem Weg zu einem glücklichen und unbeschwerten Leben.

Ihr Team und sie trainieren Hundehalter*innen, damit diese wissen, wie sie mit ihrem Hund umgehen. Die Menschen sollen Probleme erkennen, verstehen und lösen können. Dabei trainieren sie immer mit den Bedürfnissen und Stärken von Mensch und Hund.

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