Das muss mein Hund aber können!

von Ulrike Seumel

Kennst du das, wenn dir jemand erklärt, was der Hund alles können muss? Und wenn dieser Mensch dann ganz empört ist, weil dein Hund es (noch) nicht kann oder weil es dir gar nicht wichtig ist?

Wir haben in den letzten Wochen gemeinsam viele Klassiker gesammelt und wollen uns heute drei davon ansehen. Da wir zwei A4-Seiten voller Sprüche hatten, kommen bald mehr davon.

Wenn der Hund frei läuft in der Nähe der Straße, muss ein Rückruf aber klappen.

Wenn ich mit meinem Hund in der Nähe der Straße laufe, muss er sofort kommen, wenn ich rufe. Definitiv!

Aber das wird nicht passieren, nur weil du es willst und weil es notwendig ist. Ich wünsche mir, dass ich fließend drei Sprachen spreche und ich finde das auch sehr wichtig – nur bleibt mir das Üben und dir das Training mit deinem Hund nicht erspart.

Dein Hund

Kein Hund weiß, dass eine befahrene Straße gefährlich ist und er sollte diese Erfahrung auch nicht machen. Dein Hund kann lernen, was ein Rückruf bedeutet und du kannst seine freiwillige Aufmerksamkeit erhöhen. Das bedeutet Training und das findet nicht mal eben an einem Wochenende statt. Kein Hund kommt auf die Welt mit der eingebauten Idee, dass er immer dem Menschen folgen muss und den Rückruf musst du mit deinem Hund trainieren.

Auch wenn ein Hund als Haustier sehr anpassungsfähig ist und eng mit einem Menschen zusammen leben kann, folgt er uns nicht auf Schritt und Tritt in jeder Situation, sondern geht auch mal seinen hündischen Interessen nach.

Du

Du hingegen hast das Bedürfnis nach Sicherheit und wenn dein Hund nicht kommt, machst du dir Sorgen, denn es kann gefährlich werden. Und dann wirst du vielleicht sogar panisch und manchmal auch wütend und frustriert. Aus diesen Gefühlen heraus entsteht oft der Wunsch nach mehr Kontrolle über den Hund, denn diese würde uns in so einem Moment mehr Sicherheit geben.

Die Lösung

Genau für solche Situationen wurde die Leine erfunden, denn der Hund ist ein Tier. Und auf Lebewesen ist niemals zu 100% Verlass.

Du würdest niemanden dein Auto fahren lassen, wenn die Person niemals Fahrstunden genommen und auch keinen Führerschein hat. Der Führerschein ist in Deutschland Pflicht, aber viel wichtiger ist, dass die Person das Autofahren geübt hat. Und auch dein Hund muss den Rückruf und alles, was dazu gehört, erlernen. Auf die Bremse treten kann jede*r – aber nur, wenn du weißt, wo die Bremse zu finden ist und du weißt, wann es notwendig ist, zu bremsen, wirst du die Situationen meistern. Das braucht dein Hund dringend für einen sicheren Rückruf an schwierigen Ablenkungen. Und je besser du mit deinem Hund trainierst, umso leichter wird es ihm fallen. Oder fragst du dich beim Autofahren noch bewusst, wo die Bremse ist? Das macht dein Fuß schon von allein.
Deshalb nutze die Leine, solange dein Hund noch keinen Freifahrtschein dank eines sicheren Rückrufs hat und vergiss nie – auch mit einem sicheren Rückruf hast du ein Tier an deiner Seite, für das du die Verantwortung trägst.

Der Hund muss sich anleinen lassen, wenn wir in die Nähe eines anderen Hundes kommen.

Wenn ein anderer Hund auftaucht, möchte dein Hund einfach nur Hallo sagen, lieber wegrennen oder den fremden Hund vertreiben? In jedem dieser Fälle kann das Anleinen schwierig werden. Ein guter Rückruf ist in so einer Situation goldwert, aber manche Hunde wollen sich dann trotzdem nicht anleinen lassen.

Dein Hund

Stell dir vor, dein Hund findet andere Hunde gruselig und nach dem Anleinen gehst du weiterhin mit deinem Hund auf den fremden gruseligen Hund zu. Dein Hund hat gelernt, dass er an der Leine dem fremden Hund nicht ausweichen kann. Dein Hund fühlt sich schlecht und hat Angst. Stell dir vor, wie es ist, wenn auf dich tausend Menschen zukommen und du nicht zur Seite gehen darfst, obwohl du dich vor dieser großen Menschenmasse fürchtest… Dein Hund könnte in so einem Moment seine Strategie wechseln und Aggressionsverhalten entsteht oder es geht ihm einfach immer schlechter.

Wenn dein Hund ein Problem mit anderen Hunden hat, dann empfehle ich dir diesen Artikel von mir:

Lesetipp: Warum dein Hund noch bei Hundebegegnungen an der Leine ausflippt

Die Lösung

Wenn dein Hund sich nicht gern anleinen lässt, kannst du darauf achten, dass das Anleinen für deinen Hund nicht zum Problem wird. Oft ist das Anleinen verknüpft mit Langeweile, nach Hause gehen, Einschränkung, Frust und vielleicht sogar Angst. Das kannst du ändern, indem du deinen Hund nicht immer nur dann anleinst, wenn es gerade nötig ist. Und wenn du mit deinem Hund auch an der Leine mal etwas Tolles machst – z.B. kann dein Hund angeleint unterwegs einen kleinen Kauartikel essen. Dadurch machst du deine Leinenführigkeit nicht kaputt und es ist einfach umzusetzen.

Und du kannst ein Signal zum Anleinen aufbauen. Damit weiß dein Hund, was du vorhast und kann sich darauf einstellen.

Wie das geht, erfährst du in diesem Artikel:

Lesetipp: Wenn dein Hund sich nicht anleinen lässt…

Wenn er etwas ins Maul nimmt, muss er es sofort auf mein Signal ausspucken. Es könnte ja etwas Giftiges sein.

Warst du schon mal Bungeespringen? Ich nicht – aber ich würde niemals auf diese Idee kommen: Jemanden fragen, ob er dich an einem Bungeeseil fest macht, weil du von einem Hochhaus springen willst – die Person hat das noch nie gemacht, es muss aber klappen, denn es ist gefährlich, ohne Sicherung zu springen. Wahrscheinlich wird sich dieser Mensch anstrengen, weil er weiß, dass du sonst hart auf dem Boden aufkommst. Die Wahrscheinlichkeit zu überleben, ist trotzdem gering.

Du

Wie willst du deinem Hund sagen “Hey, das ist gefährlich – jetzt spuck schon aus!”? Vielleicht mit einer lauten Stimme, die deinem Hund Angst macht. Wenn du Glück hast, spuckt dein Hund aus. Für das nächste Mal wird er sich aber eine bessere Strategie überlegen, um das Zeug zu fressen.

Besser wäre es, deinem Hund zum Beispiel ein Ausgeben-Signal beizubringen und ihm niemals zu zeigen, dass er sich in deiner Nähe, wenn er etwas Essbares findet, unwohl fühlen muss.

Diese Fehler habe ich nämlich am Anfang gemacht.

Lesetipp: Antigiftködertraining – 3 Fehler, die ich gemacht habe und wie du sie vermeiden kannst

Dein Hund

Dein Hund ist auf die Welt gekommen und weiß, dass Nahrungsaufnahme wichtig ist für das Überleben und er lernt sehr schnell, dass er Futter vom Boden aufnehmen kann und dass er auch dort Futter findet. Das bringst du deinem Hund nicht erst durch Suchspiele am Boden bei… Es ist wichtig, dass dein Hund gern und freiwillig mit dir zusammenarbeitet, wenn er Essbares auf dem Boden findet. Ansonsten wird er schnell inhalieren, denn Nahrungsaufnahme ist wichtig.

Die Lösung

Das Ausgeben musst du Schritt für Schritt trainieren, denn du kannst nicht dreimal mit einem unbeliebten Spielzeug üben und dann verlangen, dass dein Hund am nächsten Tag einen gefundenen Döner ausspuckt. Von einem Schulkind in der ersten Klasse würdest du auch nicht verlangen, dass es eine Wurzel zieht und dir erklärt, was eine Primzahl ist. Außer du triffst ein kleines Mathe-Genie – nur ist das dann ein glücklicher Zufall.

Während du das Ausgeben Schritt für Schritt trainierst, solltest du sehr aufmerksam mit deinem Hund unterwegs sein, damit er nichts Gefährliches aufnehmen kann. Leider gibt es dafür keine Zauberlösung, die dir 100% Sicherheit gibt.

Wie du das Ausgeben Schritt für Schritt trainierst, damit dein Hund auf Signal etwas ausspucken kann, findest du hier.

Lesetipp: Aus! – Schritt für Schritt zum zuverlässigen Ausspucken auf Signal

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Über die Autor*in

Ulrike Seumel

Ulrike Seumel ist Trainerin für Menschen mit Hund, Coach, Autorin und Gründerin von Dog It Right.

Mit Dog It Right begleitet sie Menschen und ihre Hund auf dem Weg zu einem glücklichen und unbeschwerten Leben.

Ihr Team und sie trainieren Hundehalter*innen, damit diese wissen, wie sie mit ihrem Hund umgehen. Die Menschen sollen Probleme erkennen, verstehen und lösen können. Dabei trainieren sie immer mit den Bedürfnissen und Stärken von Mensch und Hund.

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