Machst du diese 3 Fehler beim Einzug deines neuen Hundes?

von Ulrike Seumel

Ein neuer Hund zieht ein und soll gemeinsam mit dir das Leben in vollen Zügen genießen können. Oft läuft nicht alles reibungslos und frisch gebackene Hundehalter*innen landen bei mir im Training. Deshalb habe ich drei Fehler für dich zusammengestellt, die auch ich vor zehn Jahren noch gemacht hätte.

1. Fehler – Willkommensparty für den neuen Mitbewohner

Ein neuer Hund zieht ein, die Aufregung ist groß und jeder aus deiner Familie und alle deine Freunde wollen ihn kennenlernen. Die Neugier ist verständlich und das Interesse wunderschön, aber vielleicht zu viel für deinen neuen Mitbewohner. Und ich weiß, wie toll sich das anfühlt, wenn sich andere über den eigenen Hund freuen, denn auch mich macht das stolz – nur in den ersten Wochen ist das oft zu viel für einige Hunde.

Versetze dich mal in die Lage deines Hundes – er hat alles auf einmal verloren und keine Ahnung, wo er jetzt ist und was er da soll.

Sein bekanntes Umfeld, seine erste Bezugsperson und oder seine ersten Hundekumpels bzw. seine Familie, mit denen er zusammen gelebt hat – alles ist plötzlich weg. Du bist nicht sofort die neue Bindungspartner*in deines Hundes, diese Bindung muss erst mal wachsen.

Vielleicht kannte dein Hund auch so etwas gar nicht, weil er nichts um sich hatte. Und jetzt riecht es anders, ihm wird anderes Futter serviert, er wird nach draußen an fremde Orte gebracht und läuft dort in deinem Tempo an einer Leine durch die Gegend, fremde Menschen starren ihn an und wollen Zuwendung…

Diese plötzliche Veränderung im Leben des Hundes stresst jeden Hund – egal, ob er von einer tollen Züchterin kommt oder aus einer spanischen Tötungsstation. Das muss dir bewusst sein.

Wie du deinem Hund als neue Bezugsperson helfen kannst

Du als neue Bezugsperson für deinen Hund musst das auffangen, deinem Hund Zeit und Unterstützung geben. Und die neuen Dinge dosieren, die er kennenlernen wird und kennenlernen soll.

Natürlich wird es für einen Hund leichter sein, dem es vor dem Einzug sehr gut ging. So ein Hund wird dem Umzug und die ganzen Veränderungen schneller verarbeiten und hat es leichter, sich einzugewöhnen. Aufmerksam sein gegenüber dem Zustand deines Hundes, musst du trotzdem, denn niemand kann in die Glaskugel schauen und dir sagen, wie dein Hund diese Veränderung wegsteckt.

Deshalb bitte deine neugierigen Freunde und deine gespannte Familie um etwas Geduld und zeige ihnen vorerst Fotos. Dein Hund kann auch nach vier Wochen nach und nach deine Eltern, Großeltern und Freund*innen kennenlernen.

Wenn du da etwas mehr Zeit einplanst und das Treffen so gestaltest, dass dein Hund sich pudelwohl fühlt, steht einer guten Beziehung zwischen deinem Hund und deinen Lieblingsmenschen nichts im Weg.

Besonders sogenannte “Second-Hand”-Hunde aus dem Tierheim oder Tierschutz sind oft Überraschungspakete, weil sie oft etwas mehr Zeit zum Einleben brauchen. In den ersten sechs Monaten wirst du dich oft sagen hören “Das hat er ja noch nie gemacht!”. Je mehr die Hunde ankommen, umso mehr trauen sie sich – und da sind auch ab und zu Verhaltensweisen dabei, auf die wir Menschen gut verzichten können. Deshalb sei gespannt auf die Überraschungen, die kommen und freue dich über alles, was dein Hund gut macht!

2. Fehler: Alles auf einmal – später lernt er es ja sonst nicht mehr!

Du glaubst, dein Hund muss schnell alles lernen, denn später wird das nicht mehr so gut klappen. Besonders bei Welpen glauben noch viele Hundehalter*innen, dass sie in den ersten Monaten schnell alles abarbeiten müssen. Ein Hund wird aber jeden Tag seines Lebens lernen, auch wenn er schon älter ist. Deshalb nimm den Druck raus und sorge dafür, dass dein Hund gute Lernerfahrungen machen kann.

Wichtig ist nicht, dass dein Hund alles auf einmal sieht und erlebt, sondern welche Erfahrungen er in der Situation und mit den Dingen macht. Fühlt er sich dabei wohl, bist du auf der sicheren Seite. Fühlt er sich überfordert, hat Angst und ist stark gestresst, wird er keine guten Lernerfahrungen machen können. Auch hier gilt wie so oft im Leben – Qualität statt Quantität.

Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht

Auch gut gemeint, aber oft nicht gut gemacht: Du gehst sofort mit deinem Hund sehr lange Gassi an den schönsten Orten, damit er alles nachholen kann. Das überfordert viele Hunde – nicht nur, dass die fremde Umgebung den Hund stressen kann, auch körperlich ist es zu Beginn oft zu viel.

Du solltest dich vorher fragen, ob dein Hund dem körperlich gewachsen und fit ist. Wenn dein Hund vorher nur im Tierheim war und keine regelmäßigen Gassirunden hatte, bekommt auch ein Hund schnell Muskelkater und dann braucht er Erholungspausen. Muskelkater tut weh und macht deinen Hund unleidlich – und ein übel gelaunter Hund zeigt schnell Verhalten, was wir gar nicht wollen.

Auch die neuen Eindrücke, die dein Hund sammelt, muss er verdauen können. Und wenn der Hund nicht sehr robust ist, kann das schnell zu Problemen führen.

Gönne deshalb deinem Hund eine Pause, wenn ihr neue Orte erkundet oder er eine neue Hürde gemeistert hat. Eine Pause bedeutet, dass es am nächsten Tag sehr entspannt und ruhig zu geht.

Als Paco bei mir eingezogen ist, konnte er sein kleines Geschäft erst nach 24h und sein großes Geschäft erst nach 48h verrichten. Es war für ihn zu viel – zu laut, zu viel Bewegung, Autos, Menschen, andere Hunde. Wenn der Hund sich nicht in Ruhe lösen kann, ist er gestresst und dass er sich nicht lösen kann, stresst ihn leider noch mehr. Besinne dich deshalb darauf, dass die wichtigsten Dinge im Alltag deines Hundes klappen – fressen, schlafen und Geschäft (am passenden Ort) verrichten. Erst wenn das funktioniert, kommt alles andere dazu.

Welche Signale solltest du zu Beginn trainieren?

Dein Hund muss auch nicht sofort alle wichtigen Signale und Tricks lernen – konzentriere dich auf ein bis drei sehr wichtige Dinge, der Rest kann später noch dazu kommen.

Lesetipp: Ziele im Hundetraining

Belohne deinen Hund lieber für gute Entscheidungen in schwierigen Situationen, freiwillige Aufmerksamkeit und für jedes Verhalten, was dir gut bei deinem Hund gefällt und was du verstärkt sehen möchtest.

Ruhe dich auch nicht auf Dingen aus, die dein Hund vermeintlich schon kann – das Verhalten eines Hundes ändert sich, dein Hund lernt dazu und sobald er ankommt, wird er sich auch mehr trauen. Denk wieder an die “Second-Hand”-Hunde.

Hol dir unsere Unterstützung beim Training!

Ein toller Einstieg ins Training mit deinem Hund ist das Training an der freiwilligen Aufmerksamkeit. Das macht deinem Hund und dir Spaß und sorgt dafür, dass viele Probleme erst gar nicht auftreten. Du kannst noch heute mit dem Training beginnen und auch deinen Hund zu einem aufmerksamen Hund machen – mit unserem Onlinekurs „Mein aufmerksamer Hund“.

3. Fehler: Das wird schon alles irgendwie klappen!

Ja, bitte glaube daran, dass alles gut geht – aber überlege dir auch, was du machst, wenn etwas nicht so läuft, wie du dir das vorgestellt hast. Dabei solltest du nicht so viel über die Probleme nachdenken, die auftreten, sondern konkret über Lösungen.

Was ist wenn?

Ist deine Wohnung hundesicher oder kann dein neuer Hund etwas kaputt machen, was dir wirklich sehr wichtig ist? Die Frage würde ich mir immer stellen – egal, wie alt der Hund ist, der bei mir einzieht. Diesen Ärger kannst du dir ersparen, in dem du deinem neuen Mitbewohner durch aufräumen keine Chance gibst, etwas kaputtzumachen. Das habe ich vor vielen Jahren schon dank meiner Katzen gelernt…

Was machst du, wenn dein Hund doch nicht allein bleiben kann wie vielleicht versprochen? Wenn dein Hund durch den Umzug und die Veränderung gestresst ist, kann es sein, dass er plötzlich doch sehr viel schlechter allein bleiben kann. Gibt es Freunde, die einspringen können, kann dein Hund mit ins Büro oder kannst du eine Dogwalker*in engagieren?

Hast du eine Ansprechpartner*in, also eine gute Hundetrainer*in, die dich unterstützen kann, wenn du nicht weiter weißt?

Alle anderen Dinge ergeben sich dann im Zusammenleben mit deinem Hund – du wirst merken, wo seine Stärken liegen und an welchen Verhaltensweisen du mit ihm trainieren musst. Setze Prioritäten und beginne dann mit dem, was für euer Zusammenleben am wichtigsten ist.

P.S. Wenn du noch gar keinen Hund hast, dann habe ich 6 Tipps vor der Anschaffung eines Hundes für dich. Da dein Hund sein restliches Leben mit dir verbringen soll, solltet ihr gut zusammenpassen – deshalb ist es wichtig, dass du dir deinen Hund gut aussuchst.

 

 

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Über die Autor*in

Ulrike Seumel

Ulrike Seumel ist Trainerin für Menschen mit Hund, Coach, Autorin und Gründerin von Dog It Right.

Mit Dog It Right begleitet sie Menschen und ihre Hund auf dem Weg zu einem glücklichen und unbeschwerten Leben.

Ihr Team und sie trainieren Hundehalter*innen, damit diese wissen, wie sie mit ihrem Hund umgehen. Die Menschen sollen Probleme erkennen, verstehen und lösen können. Dabei trainieren sie immer mit den Bedürfnissen und Stärken von Mensch und Hund.

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