Vielleicht hast du durch unseren Artikel Trennungsangst bei Hunden erkannt, dass dein Hund nicht allein bleiben kann oder du hast es schon oft trainiert, aber deinen Hund allein zu lassen, klappt einfach nicht. Deshalb bekommst du hier eine Trainingsanleitung, die dir nicht nur zeigt, wie du deinen Hund minutenweise immer länger allein lässt. Denn genau das funktioniert bei vielen Hunden nicht.
Woran du erkennst, dass dein Hund nicht allein bleiben kann, erfährst du in diesem Artikel:
Trennungsangst bei Hunden
1. Schritt: Verschaffe deinem Hund eine Bewältigungsstrategie.
Beim Training am Alleinbleiben fangen die meisten Hundehalter*innen an, ihren Hund sofort für ein paar Sekunden oder Minuten allein zu lassen. Für viele Hunde fehlt da aber vorher ein wichtiger Schritt und sie fühlen sich in der einen Sekunde allein schlecht und empfinden Trennungsstress. Bei diesen Hunden funktioniert das klassische Training am Alleinbleiben nicht und vor allem lernt der Hund nicht, damit umzugehen.
Eine Komfortzone als Bewältigung
Deinem Hund geht es schlecht, wenn er ohne dich (oder andere Bezugspersonen) ist. Trennungsstress wird bei ihm ausgelöst. Auch wenn du das Alleinbleiben im Sekundentakt steigerst, wird dein Hund sich daran nicht gewöhnen oder damit klar kommen. Auch wenn er still ist, besteht die Gefahr, dass er leidet und dass durch den Stress andere Verhaltensprobleme entstehen. Eine Komfortzone hilft ihm, sich wohlzufühlen und löst gute Emotionen aus, damit der Trennungsstress weniger wird. Das ist der Schlüssel zu einem guten Training am Alleinbleiben.
Was ist eine Komfortzone?
In der Wohnung wird eine Komfortzone geschaffen, die der Hund mit Entspannung und damit, sich dort allein mit sich selbst zu beschäftigen, verknüpft. Es ist ein Ort, an dem dein Hund sich gut fühlt.
Wähle dir einen Platz in deinem Zuhause aus, an dem dein Hund sich gern aufhält oder nutze ein Hundebett, ein Körbchen, eine Decke, ein Kissen oder eine Hundebox dafür.
In dieser Komfortzone sollte es einen Kennel, Körbchen, Decke oder Kissen geben. (Die transportablen Gegenstände können dem Hund auch später helfen, sich in einer fremden oder neuen Umgebung schneller einzugewöhnen.)
Ohne Komfortzone klappt es nicht!
Mit der Komfortzone bekommt dein Hund einen Ort, an dem er sich wohlfühlt, entspannt und sich allein beschäftigt. Wenn dein Hund sich in seiner Komfortzone aufhält, geht es ihm gut – auch wenn seine Bezugsperson nicht anwesend ist. Dank klassischer Konditionierung wird die Komfortzone mit angenehmen Emotionen verknüpft und mit Verhaltensstrategien, die dein Hund dort zeigen kann. Es fällt ihm leichter, sich dort zu entspannen, zu schlafen und seine Kauartikel oder Kongs zu bearbeiten. Die Komfortzone sorgt dafür, dass dein Hund weniger Stress hat und sich schneller von Stress erholt.
Damit du deinen Hund allein lassen kannst, muss er sich gut fühlen – auch wenn du nicht da bist. Eine Komfortzone schafft die Grundlage für Wohlbefinden bei deinem Hund.
So kannst du die Komfortzone aufbauen
Die Komfortzone sollte mit tollen Emotionen verknüpft werden, die deinem Hund helfen, sich gut zu fühlen.
Wenn du als Komfortzone für deinen Hund sein Hundebett nutzt, dann solltest du so oft wie möglich:
- deinen Hund in der Komfortzone streicheln und ihn entspannen, wenn er das mag.
- deinem Hund seine Kongs, Kauartikel oder andere Beschäftigungsideen in oder direkt neben der Komfortzone geben, mit denen er sich allein beschäftigt.
- deinen Hund bei Suchspielen in bzw. direkt bei der Komfortzone die Suche starten lassen.
Falls dein Hund nicht gern gestreichelt wird, dann kannst du dich auch zu deinem Hund setzen und etwas lesen, damit er deine Nähe genießen kann.
Und falls dein Hund nur gern neben dir auf der Couch liegt, dann nutze eine bestimmte Decke als Komfortzone und lege diese Decke dann nach dem Kontaktliegen wieder in sein Hundebett.
Außerdem solltest du es verstärken, wenn dein Hund allein die Komfortzone aufsucht oder seine Kauartikel dorthin bringt. Diese Verhaltensweisen kannst du mit einem positiven Markersignal und ruhigem stimmlichen Lob einfangen und belohnen.
2. Schritt: So kannst du deinen Hund zusätzlich unterstützen.
Auch ohne Training kannst du deinen Hund in seinem Wohlbefinden unterstützen, z.B. durch Entspannungstechniken.
Gesundheit und Stress
Wenn es deinem Hund richtig gut geht, wird ihm das Alleinbleiben leichter fallen. Falls du schon lange am Alleinbleiben dran bist und es deinem Hund sehr schwer fällt, solltest du deinen Hund auf gesundheitliche Probleme untersuchen lassen und ihn ggf. unterstützen.
Andere Baustellen trainieren oder vermeiden
Hat dein Hund durch Hundebegegnungen, eine Geräuschangst oder starkes Jagdverhalten viel Stress im Alltag, kann das Auswirkungen auf seine Fähigkeit, alleinzubleiben, haben. Durch Stress wird dein Hund empfindlicher reagieren, wenn es ihm nicht gut geht. Deshalb gehört es beim Training am Alleinbleiben immer dazu, andere Verhaltensbaustellen anzuschauen und den Hund dabei zu unterstützen. Wenn du das Training am Alleinbleiben beginnst, kannst du auch versuchen, andere Verhaltensbaustellen durch Management zu minimieren. Sobald du deinen Hund allein lassen kannst, startest du das Training an den anderen Verhaltensbaustellen.
Konditionierte Entspannung
Entspannungssignale gehören zu den Trainingswerkzeugen, die ich sehr oft nutze und die nur Vorteile mitbringen.
Baue deshalb Entspannungssignale bei deinem Hund auf, um ihn im Alltag unterstützen zu können.
Lesetipp: Wie du Entspannungssignale bei deinem Hund aufbauen kannst
Beim Alleinbleiben sind besonders Düfte von ätherischen Ölen als Entspannungssignale hilfreich, da der Hund sie auf einem Halstuch um den Hals tragen kann. Dazu findest du einen sehr ausführlichen Artikel von uns.
Lesetipp: Wie du Düfte und andere Dinge zur Entspannung beim Hund einsetzen kannst
Auch Entspannungsmusik oder ein Relaxo Dog können deinen Hund beim Alleinbleiben unterstützen. Auch diese sollten vorher mit Entspannung verknüpft und immer wieder mit Entspannung aufgeladen werden, damit sie eine gute Wirkung erzielen.
3. Schritt: Alleinbleiben kleinschrittig üben
Wenn du feststellst, dass dein Hund seine Komfortzone immer mehr aufsucht und sich dort entspannt und seine Kauartikel von allein dahin bringt, kannst du beginnen, Trennungszeiten einzuführen und diese ganz langsam zu steigern. Um das Training zu überwachen, kannst du dir eine Hundekamera* zulegen. So kannst du live bei deinem Hund reinschauen, wenn er allein ist und deinen Trainingsfortschritt überwachen.
Trennungszeit ankündigen
Um deinem Hund mehr Erwartungssicherheit zu geben, kannst du die Trennungszeiten durch ein Signal ankündigen. Da ein Tschüss-Sagen leider sofort weg ist, eignet sich dafür ein optisches Signal am besten. (Bei blinden Hunden würde ich auf ein Hörspiel oder Musik zurückgreifen.) Du kannst zum Beispiel eine Salatschüssel auf den Boden stellen, wenn du gehst und diese räumst du wieder weg, wenn du zurück bist. Solange die Salatschüssel auf dem Boden steht, weiß dein Hund, dass du nicht da bist.
Kleinschrittig vorgehen!
Vielleicht denkst du jetzt, dass es reicht, das Alleinbleiben einfach von Minute zu Minute zu steigern. Bei manchen Hunden klappt das auch und mit der Vorarbeit der Komfortzone und den unterstützenden Hilfsmitteln wird es deinem Hund leichter fallen. Du kannst aber noch kleinschrittiger vorgehen. Das erscheint zu Beginn mühsam, geht aber umso schneller, wenn du die ersten Stufen geschafft hast.
Stufe 1: Ignorieren
Statt deinen Hund sofort allein zu lassen, kannst du ihn erst ignorieren. Dabei entziehst du deinem Hund die Aufmerksamkeit, aber er kann noch körperlich deine Nähe suchen. Du startest mit einem kurzen Zeitfenster und gestaltest alles so wie später beim Alleinbleiben. Du stellst das optische Signal auf, um die Trennungszeit anzukündigen und ignorierst dann deinen Hund. Ist die Trennungszeit vorbei, räumst du das optische Signal weg und agierst wieder wie immer mit deinem Hund und beendest das Ignorieren. Du solltest die Zeit des Ignorierens ausdehnen. Sollte dein Hund dich verfolgen, dann ignorierst du das einfach. Es ist für dich ein Zeichen, dass ihm die Trennungszeit auf dieser einfachen Stufe noch sehr schwer fällt.
Stufe 2: Barriere zwischen Mensch und Hund
In der zweiten Stufe wird die körperliche Nähe zwischen Mensch und Hund verhindert. Durch ein Kindergitter entfernst du dich mehr von deinem Hund. Du ignorierst ihn und er kann nicht mehr deine körperliche Nähe suchen. Dein Hund kann lernen, Stück für Stück damit klarzukommen und entspannt zu bleiben. Die Komfortzone hilft ihm dabei.
Lesetipp: 4 Gründe – warum jeder Hundehaushalt ein Kindergitter braucht
Auch dabei gehst du vor wie beim späteren Alleinbleiben. Du stellst das optische Signal auf, um die Trennungszeit anzukündigen, schließt das Kindergitter und ignorierst dann deinen Hund. Ist die Trennungszeit vorbei, räumst du das optische Signal weg, öffnest das Kindergitter wieder und agierst wieder wie immer mit deinem Hund und beendest das Ignorieren. Du solltest die Zeit mit geschlossenem Kindergitter ausdehnen. Sollte dein Hund die ganze Zeit am Kindergitter liegen und nach dir Ausschau halten, ist das für dich ein Zeichen, dass ihm die Trennungszeit auf dieser einfache Stufe noch sehr schwer fällt.
Stufe 3: Zimmertür schließen
Kann dein Hund sich hinter dem Kindergitter entspannt aufhalten, ist es Zeit, die Zimmertür zu schließen. Auch dabei gehst du vor wie beim späteren Alleinbleiben. Du stellst das optische Signal auf, um die Trennungszeit anzukündigen, schließt das Kindergitter und dann die Tür. Ist die Trennungszeit vorbei, öffnest du die Tür, das Kindergitter und räumst du das optische Signal weg. Danach agierst du wieder wie immer mit deinem Hund und beendest das Ignorieren. Du solltest die Zeit mit geschlossener Tür in eurem Tempo ausdehnen. Ab hier lohnt sich der Einsatz einer Hundekamera wie zum Beispiel von Furbo*, damit du siehst, wie es deinem Hund geht.
Durch das kleinschrittige Vorgehen kann dein Hund dabei lernen, dass ihm die Komfortzone hilft und er kann das Alleinbleiben erlernen. Er wird sich dabei gut fühlen, auch wenn du nicht in seiner Nähe bist. Wenn du diese drei Stufen mit deinem Hund erarbeitet hast, wird das Anziehen der Schuhe und Ähnliches als nächster Schritt und das Verlassen der Wohnung möglich sein.
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