Zwei Hacks, die dich zum Erfolg ohne Hundetraining bringen

von Ulrike Seumel

Du hast keinen Bock auf ständiges Trainieren mit deinem Hund, wünschst dir aber, dass er endlich lernt, was du von ihm willst? Du hast schon einiges ausprobiert: Hundeschule, Trainingspläne, teures Spielzeug. Vielleicht hast du sogar schon einen Onlinekurs gemacht oder liest immer wieder Artikel mit tollen Tipps. Trotzdem ändert sich nichts, weil die Zeit fehlt und ständig etwas dazwischen kommt.

Einiges klappt schon gut, aber in bestimmten Situationen nervt es dich, dass dein Hund an der Leine zieht, bellt und lieber selbst entscheidet? Wenn sich Bellen, an-der-Leine-Ziehen und anderes unerwünschtes Verhalten eingeschliffen hat, verlierst du leicht den Überblick darüber, was dich eigentlich stört, woran es liegt und wie du mit deinem Hund daran arbeiten kannst. Wenn das Verhalten schon seit einer Weile besteht, gewöhnst du dich daran. Das unerwünschte Verhalten wird für dich und deinen Hund zur Gewohnheit und du versuchst, den heiklen Situationen nur noch aus dem Weg zu gehen. Durch Management wird dein Hund sein Verhalten nicht verändern, du verhinderst nur, dass er es zeigt. Wenn du jedes Mal die Straßenseite wechselst, wenn du einen anderen Hund siehst, vermeidest du zwar den direkten Hundekontakt, tust aber nichts dafür, dass es in Zukunft besser wird. Wenn sich ab heute etwas ändern soll, dann setze unsere zwei Hacks um, mit denen du auch ohne regelmäßiges Training an dein Ziel kommst!

1. Hack: Definiere ein klares Ziel

Oftmals halten uns Interpretationen und Schubladen davon ab, Fakten zu sammeln, um die Situation wirklich zu verstehen und etwas zu ändern. Dein Hund ist kein Angsthase und er zeigt auch kein Dominanzverhalten. Stattdessen zeigt er in bestimmten Situationen ein bestimmtes Verhalten. Deine Aufgabe ist es, diese Situationen und das Verhalten so detailliert wie möglich zu beschreiben:

Situation:

  • Wer ist beteiligt? → andere/fremde Hunde, Menschen, Gegenstände?
  • Wann passiert es? → Tageszeit, was macht dein Hund gerade?
  • Wo tritt das Verhalten auf? → draußen, drinnen, auf engen Wegen?
  • Distanz, Lautstärke, Gegenstände, Ablenkung, etc. → Welche Details sind wichtig?

Verhalten:

  • Bewegung → wer/was bewegt sich auf wen/was zu oder weg?
  • Geschwindigkeit →  wer/was bewegt sich wie schnell oder langsam?
  • Augen, Lefzen, Ohren, Rute, Körperspannung, etc. → kannst du Veränderungen in der Körpersprache deine Hundes wahrnehmen?

Das hört sich erstmal kompliziert an, wenn du aber einmal den Wechsel von Bewertung zu Beobachtung gemacht hast, wird es dir immer leichter fallen.

Lesetipp: Warum du die Körpersprache deines Hundes verstehen musst

Von der Beobachtung zum Ziel

Wenn du beschrieben hast, welches Verhalten dein Hund in welchen Situationen zeigt, kannst du genau auf dieselbe Art und Weise beschreiben, was du dir stattdessen von ihm wünschst.

Beispiel: Beobachtung: Mein Hund steht auf den Hinterbeinen mit starkem Zug auf der Leine und bellt, wenn er einen anderen Hund in 20 Metern Entfernung sieht, der sich direkt auf uns zu bewegt

Ziel: Wenn mein Hund einen Hund in 20 Metern Entfernung sieht, der sich auf uns zu bewegt, soll er auf allen vier Pfoten stehen und darf den Hund angucken, mit mir weiterlaufen oder schnüffeln.

Lesetipp: Warum dein Hund noch bei Hundebegegnungen an der Leine ausflippt

Kleine Schritte

Es gibt nicht nur schwarz und weiß. Es gibt kein “Der Hund kann das!” und “Der Hund kann das nicht!”. Du denkst dein Hund kann “Sitz!”? Kann er es auch, wenn seine Hundekumpels um ihn herum stürmen? Du siehst, das Verhalten ist nicht immer gleich. Es kommt auf die Situation an. Vielleicht kann dein Hund auf 30 Meter Entfernung noch auf allen vier Pfoten stehen und gucken, ohne zu bellen. Diese Erkenntnis kannst du nutzen, um das gute Verhalten bei deinem Hund zu belohnen, bevor das unerwünschte Verhalten auftritt.

Verzeihe dir und deinem Hund

Es wird immer wieder etwas schiefgehen und ab und zu werden dich Rückschritte deprimieren. In solchen Momenten, in denen du verzweifelt bist und nicht weiter weißt, besinne dich wieder auf das Ziel. Geh ein paar Trainingsschritte zurück und mach es deinem Hund und dir etwas leichter. Solange du das Ziel im Auge behältst, darfst du auch ein paar Umwege gehen. Versteife dich nicht auf Fehler. Das menschliche Gehirn konzentriert sich sowieso schon ausreichend auf die Misserfolge. Wenn ein Fehler passiert, dann ist das eine Information, die du annehmen kannst, um den gleichen Fehler nicht nochmal zu machen. Aber bitte ärgere dich nicht den restlichen Tag darüber! Abschütteln, durchatmen, entspannen! Wenn ihr euch erholt habt, könnt ihr wieder frisch loslegen.

2. Hack: Routine und Abwechslung

Ja, welches von beiden denn? Die Antwort lautet: Beides! Du musst dich nicht entscheiden. Finde heraus, welche Routinen deinem Hund und dir gut tun. Ähnliche Abläufe, die sich täglich wiederholen, sorgen bei dir und deinem Hund für Erwartungssicherheit. Wenn du jeden Morgen die gleiche Routine hast, kann dein Hund noch entspannt in seinem Bett liegen bleiben, da er weiß, wann es zum Spaziergang losgeht. Besonders für Hunde, die ihren Menschen gern verfolgen, kann das eine große Hilfe sein.

Routine auf dem Spaziergang

Wenn ihr oft auf der gleichen Strecke spazieren geht, muss das Gehirn nicht so viele neue Eindrücke verarbeiten und ihr könnt euch beide auf das konzentrieren, was euch wirklich wichtig ist. Der Spaziergang ist für deinen Hund und dich eine wertvolle Zeit am Tag, die ihr genießen solltet. Wenn du dich auskennst und bereits abschätzen kannst, an welchen Stellen du deinen Hund ableinen kannst, ist ein entspannter Freilauf für euch beide möglich. Eine bekannte Strecke bedeutet auch: Du weißt, wo du was üben kannst. Dafür eignen sich sogenannte Inseln. Das sind Punkte auf einer Gassistrecke, an denen immer das Gleiche passiert. Dein Hund kennt das Konzept der Inseln schon. Für ihn sind Inseln im Moment besonders spannende Baumstämme und Büsche, an denen alle Hundekumpels ihre Spuren hinterlassen. Jedes Mal checkt er diese Inseln ab und hinterlässt vielleicht auch eine Nachricht. Das Prinzip der Inseln kannst du nutzen, indem du Gewohnheiten schaffst, die dir und deinem Hund Spaß machen oder gut tun. Wie wäre es zum Beispiel mit einer Kuschelinsel, einer Spielinsel, einer Suchinsel oder einer Trickinsel?

Lesetipp: Was ich für mein Training brauche

Abwechslung: Wenn’s mal wieder nicht voran geht

Never change a running system! Wenn eure Routine funktioniert, ist Abwechslung nicht nötig. Bei Hunden, die vor fremden Dingen, Lebewesen oder Geräuschen Angst haben oder aggressiv reagieren, ist eine funktionierende Routine goldwert! Natürlich kannst du der Lust nach etwas Neuem nachgehen, wenn du einschätzen kannst, ob auch dein Hund bereit dafür ist. Besonders dann, wenn es mal nicht so gut läuft oder ihr Rückschritte macht, stell dir folgende Frage: An welcher Stelle in unserem Leben kann Routine oder Abwechslung meinem Hund den Alltag erleichtern? Zunächst ist es wichtig, dass du dir eingestehst, dass es keine Wunderpille gibt. Ein neues Spielzeug oder eine neue Spazierroute kann nicht die Lösung all eurer Probleme sein.

Abwechslung, die euch wirklich weiterbringt

Statt der Wunderpille gibt es viele kleine Schräubchen und Räder in eurem Getriebe, an denen du drehen kannst.

Stimmliches Lob:

Wie sprichst du eigentlich mit deinem Hund? Die menschliche Stimme bietet viele Möglichkeiten. In einer angespannten Hundebegegnung kann ruhiges, tiefes Loben deinen Hund entspannen. Wenn dein Hund auf Party steht, kannst du bei einem erfolgreichen Rückruf ordentlich “rumquietschen” und mit ihm zusammen feiern. Natürlich musst du nichts machen, womit du dich unwohl fühlst, aber sei dir deiner Möglichkeiten bewusst!

Beschäftigung:

Tricktraining ist der Klassiker. Bewaffnet mit einem positiven Markersignal und einer gefüllten Leckerlietasche können wir unseren eigenen und den Kopf des Hundes innerhalb kürzester Zeit zum Dampfen bringen. Dabei musst du nicht fünf Minuten lang zwischen Sitz und Platz wechseln. Wie wäre es, mit Socken ausziehen, Gegenstände suchen oder dem Bringen der Fernbedienung?

Lesetipp: Aufbau von Kommandos und Signalen in drei Schritten

Stress vermeiden:

Hunde haben oft wenig Kontrolle über ihre Umwelt. Wenn sie dann ein Verhalten zeigen, welches uns nicht gefällt, ist das ein wichtiges Zeichen für uns! Es ist Zeit, etwas zu ändern. Im Café kommt dein Hund nicht zur Ruhe und nervt dich ständig? Frag dich, ob er unbedingt mit ins Café muss oder ob er zuhause besser zur Ruhe kommen könnte. Bei der Hunderunde gibt es immer wieder Stress? Überleg dir, ob die Hunderunde passend für deinen Hund ist oder ein ruhiger Spaziergang viel eher seinen Bedürfnissen entsprechen würde. Ein guter Mittelweg könnten gemeinsame Spaziergänge mit anderen Hunden sein. In Bewegung können die Hunde sich untereinander besser aus dem Weg gehen, wenn sie mal ihr eigenes Ding machen wollen.

Lesetipp: 3 Dinge, an denen du Stress bei deinem Hund erkennst

Nimm dir Zeit, um etwas Neues auszuprobieren. Gib dir und deinem Hund die Möglichkeit neues zu entdecken und es lieben zu lernen. Kennst du das, wenn dich jemand nach einen halben Bissen vom Essen fragt, wie es schmeckt? Das funktioniert so nicht. Erstmal in Ruhe auf der Zunge zergehen lassen und dann kann der Geschmack beurteilt werden. Wenn dein Hund mit dem neuen Spielzeug nicht sofort eine Party feiert, kann das verschiedene Gründe haben. Vielleicht kaut er lieber entspannt darauf herum, statt es über Wiesen und Wälder zu hetzen.

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Über die Autor*in

Ulrike Seumel

Ulrike Seumel ist Trainerin für Menschen mit Hund, Coach, Autorin und Gründerin von Dog It Right.

Mit Dog It Right begleitet sie Menschen und ihre Hund auf dem Weg zu einem glücklichen und unbeschwerten Leben.

Ihr Team und sie trainieren Hundehalter*innen, damit diese wissen, wie sie mit ihrem Hund umgehen. Die Menschen sollen Probleme erkennen, verstehen und lösen können. Dabei trainieren sie immer mit den Bedürfnissen und Stärken von Mensch und Hund.

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Du lernst im Video-Training unsere Techniken, um die Körpersprache von Hunden schnell zu entschlüsseln – egal, um welchen Hundetyp oder Hunderasse es sich handelt.

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Markertraining vereint den wertschätzenden Umgang mit Hunden und ein durchdachtes Hundetraining. Du erfährst, wie die Arbeit mit Markersignalen funktioniert und wie man sie im Alltag mit Hunden anwendet. Schwerpunkt des Trainings ist es, das tolle Verhalten des Hundes zu fördern und unerwünschtes Verhalten nachhaltig zu verändern – alles ohne Schreckreize und Druck.

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