Was tun bei unerwünschten Hundebegegnungen?

von Ulrike Seumel

Du bist unterwegs und ein fremder Hund rennt in euch rein. Schon von weitem siehst du, wie ein unangeleinter Hund zu euch schaut und sich in eurer Richtung in Bewegung setzt. Eine Besitzer*in ist nicht zu sehen und wenn, dann kümmert sie sich noch nicht um ihren Hund. Du weißt, dass dein Hund keine Lust auf diese Begegnung hat, aber der fremde Hund kommt immer näher…

Es geht in diesem Artikel nicht darum, wie du Hunde trennen kannst, wenn sie sich verbeißen – sondern wie du damit umgehst, wenn ein fremder Hund bei euch vorbeischauen will und dein Hund keinen Wert auf Kontakt mit Artgenossen legt.

Meine Meinung zum Thema Hallo sagen unter Hunden findest du übrigens hier

Cool bleiben!

Der Hund kommt schon auf dich zu und wenn du jetzt in Panik gerätst oder dich aufregst, wirst du nicht besser reagieren. Bitte erst mal die andere Hundehalter*in, ihren Hund anzuleinen oder abzurufen. Ja, ich weiß, das klappt nicht immer – aber ein Versuch ist es wert.

Wenn sich der fremde Hund nicht abrufen lässt oder die Halter*in es nicht versucht, dann bleibe ruhig. Du kannst nicht mehr viel ändern. Aber wenn du ausflippst oder dich ärgerst, wird dein Hund auch vor dir Angst bekommen und du solltest deinem Hund eine Stütze sein. Auch ich habe Momente, in denen es mir gehörig gegen den Strich geht und ich genervt bin, wenn ein fremder Hund zu uns kommt – obwohl ich möglichst viele Zeichen sende, dass ich keinen Kontakt will. Ich kann dir deshalb sagen, dass die Situationen immer entspannt und einfach waren, wenn ich freundlich und entspannt geblieben bin. Und ich hatte schon oft solche Situationen… Denn es geht auch darum, was dein Hund langfristig in solchen Situationen lernt und ich finde, wir können immer versuchen, das Beste aus solchen Situationen zu machen.

Bitte mach dir keinen Druck. Sorge dafür, dass du entspannt bleiben kannst – z.B., indem dein Hund einen bequemen Maulkorb trägt.

Und wenn du merkst, dass du solche Situationen händeln kannst, wird dein Selbstbewusstsein steigen. Wenn du unsere besten & einfachsten Strategien für entspanntere Hundebegegnungen willst, die du sofort im Alltag anwenden kannst – dann check Onlinekurs Easy Hundebegegnungen – ohne Training ab. Darin zeigen wir dir, wie du deinen Hund souverän durch schwierige Begegnungen begleitest – ohne mühsames Training. Du erhältst sofortigen Zugang zu allen Inhalten und kannst direkt loslegen!

Körpersprache lesen!

Verschaffe dir erst einmal einen Überblick. Wichtig ist, dass du in entspannten Situationen deinen Blick für die Körpersprache von deinem und anderen Hunden schulst, damit du auch in stressigen Momenten schnell Hunde lesen kannst.

Auch da heißt es cool bleiben, denn vielleicht findet dein Hund den anderen Hund okay oder der fremde Hund bleibt auf fünf Meter doch stehen und läuft lieber zurück. Ich schaue mir immer erst mal alles an. Und ich muss sagen, dass in 90% der Fälle die fremden Hunde doch lieber einige Meter vor uns stoppen und wieder abdrehen, und das ohne menschliches Einwirken. (Währenddessen belohnen wir unsere Hunde für das ruhige Warten.) Solange der fremde Hunde also gar nicht direkt Nasenkontakt mit meinen Hunden hat, dann beobachte ich erstmal und kümmere mich um meine Hunde.

Nutze Signale

Ist der fremde Hund da oder gerade in Bewegung auf euch zu, kannst du alle Signale nutzen, die dein Hund kennt. Besonders das Markersignal und auch das Entspannungssignal eignen sich perfekt. Sie schaffen eine gute bzw. entspannte Stimmung und dein Hund wird ansprechbarer.

Generell solltest du deinen Hund auf jeden Fall ansprechen und nicht einfach warten, dass es gleich knallt. Auch ein Rückruf bzw. ein Umorientierungssignal können hilfreich sein. Ich erkläre dir gleich, wie wir das mit unseren Hunden immer machen – auch wenn sie andere Hund bzw. die Situation uncool finden.

So machen wir das!

Spielen

Wir nutzen ganz oft bei Ascii ein Spielsignal. Und zwar das Signal “Zergeln”.

Wir spielen in so einem Moment mit Ascii ein Zerrspiel. Er verteidigt sein Spielzeug nicht und ist so auf das Zergel fokussiert und hat riesigen Spaß dabei, dass er den anderen Hund ausblendet.

Stopp

Wenn Ascii Kontakt zu einem fremden Hund hat und es nicht so gut passt, haben wir mit ihm trainiert, dass wir nach einem Signal am Geschirr festhalten. Dieses Signal können wir aber nur nutzen, wenn der fremde Hund sowieso das Weite suchen will (oder der fremde Hund unbedingt mit Ascii spielen will). Dann bleibt Ascii stehen und der fremde Hund kann abziehen. (Oder der fremde Hund kann von seiner Besitzer*in eingesammelt werden.)

Das Einschränken durch das Festhalten kann zu einer Auseinandersetzung führen, deshalb solltest du in jeder Situation neu einschätzen, ob es passend ist. Und das hängt immer von allen Hunden ab, die involviert sind.

Wichtig ist dabei: Ascii kennt das Signal Stopp und erst danach greifen wir in das Geschirr und halten fest. Und es wurde in entspannten Situationen trainiert und für das Festgehalten-Werden hat er immer eine Belohnung erhalten. Das beugt Frust und Aggression beim Festhalten vor.

Futtersuche

Oft lenken wir unsere Hunde auch mit einer Futtersuche ab, wenn ein fremder Hund auftaucht und Kontakt will. Das kann aber Konflikte schaffen, deshalb ist es wichtig, in jeder Situation neu einzuschätzen, ob diese Strategie passt. Ascii und Paco verteidigen ihr Futter nicht und wir haben viel geübt, dass Futter-zu-Suchen auch in der Nähe von anderen Hunden möglich ist. Für uns ist diese Strategie oft passend, weil sich Ascii dann gar nicht erst reinsteigern kann, wenn der fremde Hund zu ihm läuft. Außerdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass andere Hundehalter*innen in so einer Situation schneller ihre Hunde abrufen, weil sie Angst haben, dass ihr Hund etwas von diesem Futter frisst.

Jede der Strategien musst du vorher mit deinem Hund trainieren, denn gerade in stressigen Situationen ist es sonst zu schwer für deinen Hund, sie anzuwenden.

Nett reden mit dem fremden Hund!

Ich quatsche erstmal immer den fremden Hund freundlich an. Und ich muss sagen, dass in 95% der Fälle die Hunde mich dann kurz anschauen und nicht mehr meine Hunde, was die Situation entspannt. Ich glaube viele Hunde erwarten nicht, dass ein fremder Mensch sie mit freundlicher Stimme anspricht und das nutze ich aus. Dadurch dämpfe ich etwas das Tempo, mit dem die fremden Hunde zu uns kommen. Das funktioniert meist aber nur einmal, deshalb solltest du das immer in Kombination mit anderen Strategien nutzen.

Den fremden Hund mit Futter ablenken.

Zum Beispiel kannst du dem fremden Hund dann auch eine Handvoll Futter hinwerfen. Nicht jeder Hund wird dann essen wollen, aber damit kannst du einen Hund kurz stoppen und das Weite suchen. Achtung – du weißt nicht, ob der fremde Hund Allergien hat. Aber ich weiß, dass viele Hundehalter*innen es gar nicht mögen, wenn du ihre Hunde fütterst. Du könntest damit eine Auseinandersetzung hervorrufen – aber zumindest wird der fremde Hund dann schnell abgerufen.

Direkt auf den anderen Hund zugehen.

Um einen fremden Hund zu blocken, musst du ihm nicht deine Knie in den Bauchraum rammen oder schreiend auf ihn zurennen. Es reicht, wenn du frontal auf den anderen Hund zuläufst und ihn direkt ansiehst. Ich habe noch nie einen Hund erlebt, der dabei nicht mindestens einen Bogen gelaufen ist. Achtung – das sorgt sicher bei dem fremden Hund für etwas Unbehagen.

Und es funktioniert natürlich nur, wenn du mit jemand anderem unterwegs bist oder deinen Hund anbinden kannst. Anbinden empfehle ich dir nicht, wenn dein Hund es nicht kennt.

Ablenkungen schaffen

Es ist immer gut, wenn du den direkten Blickkontakt in einer angespannten Situation zwischen Hunden unterbrechen kannst, denn dann haben beide Hunde die Chance, zu gehen und im besten Fall ergreift einer der Hunde die Möglichkeit. Außerdem wird es deinem und auch dem fremden Hund dann leichter fallen, sich abrufen zu lassen.

Die Aufmerksamkeit der Hunde kannst du bekommen durch eine Ablenkung, die die Aufmerksamkeit der Hunde kurz auf sich zieht:

  • mit deiner Jacke wedeln (bitte nicht die Hunde treffen);
  • hohe Geräusche von sich geben (gern auch Quietschen);
  • oder durch die Hunde durch laufen – Achtung, dabei musst du den richtigen Augenblick abpassen.

Danach solltest du sofort deinen Hund ansprechen oder die Hunde abrufen. Denn wenn du danach nichts machst, nützt es dir auch nichts, kurz den Blickkontakt zu unterbrechen.

Wenn dein Hund ein großes Problem mit Hundebegegnungen hat, dann empfehlen wir dir diese Artikel:

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Über die Autor*in

Ulrike Seumel

Ulrike Seumel ist Trainerin für Menschen mit Hund, Coach, Autorin und Gründerin von Dog It Right.

Mit Dog It Right begleitet sie Menschen und ihre Hund auf dem Weg zu einem glücklichen und unbeschwerten Leben.

Ihr Team und sie trainieren Hundehalter*innen, damit diese wissen, wie sie mit ihrem Hund umgehen. Die Menschen sollen Probleme erkennen, verstehen und lösen können. Dabei trainieren sie immer mit den Bedürfnissen und Stärken von Mensch und Hund.

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